Spallanzani glaubte gefunden zu haben, dass diese Zunahme des Stickgas der respirirten Luft entweder kurz vor dem Tode, oder nach einem reichlich genossenen Futter eintrat. Es ist zu bedauern, dass Allen und Pepys diese Beobach- tung Spallanzani's nicht gekannt haben, oder dass wenigstens von ihnen keine Rücksicht darauf genommen ist. Vielleicht würden sie bey weite- rer Verfolgung derselben gefunden haben, dass das Stickgas, welches bey ihren Versuchen ent- bunden wurde, von ganz andern Ursachen, als von dem Athmen des Sauerstoffgas oder Wasser- stoffgas herrührte.
Berzelius erzählt in seinem View of the progress and present state of animal chemistry a), dass er in der Erwartung, die kräuterfressenden Thiere, deren Futter nicht so viel Stickgas ent- hält, als in der Mischung ihrer Theile befindlich ist, müssten dieses Gas beym Athemholen ab- sorbiren, Allen und Pepys zur Anstellung der erwähnten Versuche veranlasst hätte, und zieht aus dem seiner Vermuthung ganz entgegengesetz- ten Erfolg der letztern einige Folgerungen, wobey er die Entstehung von Stickgas im thierischen Kör- per anzunehmen scheint. Ohne diese Hypothese
verwer-
a) Translated from the Swedish by G. Brunmark. London. 1813. p. 33.
S s 2
Spallanzani glaubte gefunden zu haben, daſs diese Zunahme des Stickgas der respirirten Luft entweder kurz vor dem Tode, oder nach einem reichlich genossenen Futter eintrat. Es ist zu bedauern, daſs Allen und Pepys diese Beobach- tung Spallanzani’s nicht gekannt haben, oder daſs wenigstens von ihnen keine Rücksicht darauf genommen ist. Vielleicht würden sie bey weite- rer Verfolgung derselben gefunden haben, daſs das Stickgas, welches bey ihren Versuchen ent- bunden wurde, von ganz andern Ursachen, als von dem Athmen des Sauerstoffgas oder Wasser- stoffgas herrührte.
Berzelius erzählt in seinem View of the progreſs and present state of animal chemistry a), daſs er in der Erwartung, die kräuterfressenden Thiere, deren Futter nicht so viel Stickgas ent- hält, als in der Mischung ihrer Theile befindlich ist, müſsten dieses Gas beym Athemholen ab- sorbiren, Allen und Pepys zur Anstellung der erwähnten Versuche veranlaſst hätte, und zieht aus dem seiner Vermuthung ganz entgegengesetz- ten Erfolg der letztern einige Folgerungen, wobey er die Entstehung von Stickgas im thierischen Kör- per anzunehmen scheint. Ohne diese Hypothese
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a) Translated from the Swedish by G. Brunmark. London. 1813. p. 33.
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[643/0659]
Spallanzani glaubte gefunden zu haben, daſs
diese Zunahme des Stickgas der respirirten Luft
entweder kurz vor dem Tode, oder nach einem
reichlich genossenen Futter eintrat. Es ist zu
bedauern, daſs Allen und Pepys diese Beobach-
tung Spallanzani’s nicht gekannt haben, oder
daſs wenigstens von ihnen keine Rücksicht darauf
genommen ist. Vielleicht würden sie bey weite-
rer Verfolgung derselben gefunden haben, daſs
das Stickgas, welches bey ihren Versuchen ent-
bunden wurde, von ganz andern Ursachen, als
von dem Athmen des Sauerstoffgas oder Wasser-
stoffgas herrührte.
Berzelius erzählt in seinem View of the
progreſs and present state of animal chemistry a),
daſs er in der Erwartung, die kräuterfressenden
Thiere, deren Futter nicht so viel Stickgas ent-
hält, als in der Mischung ihrer Theile befindlich
ist, müſsten dieses Gas beym Athemholen ab-
sorbiren, Allen und Pepys zur Anstellung der
erwähnten Versuche veranlaſst hätte, und zieht
aus dem seiner Vermuthung ganz entgegengesetz-
ten Erfolg der letztern einige Folgerungen, wobey
er die Entstehung von Stickgas im thierischen Kör-
per anzunehmen scheint. Ohne diese Hypothese
verwer-
a) Translated from the Swedish by G. Brunmark.
London. 1813. p. 33.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/659>, abgerufen am 22.11.2024.
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