sind, angeführt. Aber dieser Grund beruhet auf der unrichtigen Voraussetzung, dass blosse Luft im Pflanzenkörper fortgeleitet wird. Nach mei- nen Beobachtungen enthält das Innere des Pflan- zenkörpers nicht anders Luft, als in den Luft- behältern, im Mark, in den Intercellulargängen des Zellgewebes der Rinde und in den Gefässen der Oberhaut. Das in den Luftbehältern und im Mark befindliche Gas rührt gewiss nicht von aussen her, sondern ist immer aus den Pflan- zensäften entbunden. Im Mark findet man es vorzüglich während des Februars zur Zeit der wieder beginnenden Vegetation. Gewöhnlich ent- halten dann auch die in der Nähe desselben lie- genden Fasern in ihren Canälen hin und wieder Luft. Aber selten giebt es in den benachbarten grossen Gefässen eine Luftblase. In den Intercel- lulargängen des Rindenzellgewebes und in den Gefässen der Oberhaut befindet sich die einge- athmete, oder zum Aushauchen bestimmte Luft, doch niemals als blosse Luft, sondern immer mit dem Pflanzensafte vermischt. Zum Einsaugen und zur Entbindung von Luft bedürfen auch die Pflanzen der grossen Gefässe gewiss nicht, da jene Funktionen eben so lebhaft bey den Con- ferven und Najaden, denen diese Gefässe fehlen, als bey den vollkommenern Pflanzen von stat- ten gehn.
Wenn
sind, angeführt. Aber dieser Grund beruhet auf der unrichtigen Voraussetzung, daſs bloſse Luft im Pflanzenkörper fortgeleitet wird. Nach mei- nen Beobachtungen enthält das Innere des Pflan- zenkörpers nicht anders Luft, als in den Luft- behältern, im Mark, in den Intercellulargängen des Zellgewebes der Rinde und in den Gefäſsen der Oberhaut. Das in den Luftbehältern und im Mark befindliche Gas rührt gewiſs nicht von aussen her, sondern ist immer aus den Pflan- zensäften entbunden. Im Mark findet man es vorzüglich während des Februars zur Zeit der wieder beginnenden Vegetation. Gewöhnlich ent- halten dann auch die in der Nähe desselben lie- genden Fasern in ihren Canälen hin und wieder Luft. Aber selten giebt es in den benachbarten groſsen Gefäſsen eine Luftblase. In den Intercel- lulargängen des Rindenzellgewebes und in den Gefäſsen der Oberhaut befindet sich die einge- athmete, oder zum Aushauchen bestimmte Luft, doch niemals als bloſse Luft, sondern immer mit dem Pflanzensafte vermischt. Zum Einsaugen und zur Entbindung von Luft bedürfen auch die Pflanzen der groſsen Gefäſse gewiſs nicht, da jene Funktionen eben so lebhaft bey den Con- ferven und Najaden, denen diese Gefäſse fehlen, als bey den vollkommenern Pflanzen von stat- ten gehn.
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sind, angeführt. Aber dieser Grund beruhet auf
der unrichtigen Voraussetzung, daſs bloſse Luft
im Pflanzenkörper fortgeleitet wird. Nach mei-
nen Beobachtungen enthält das Innere des Pflan-
zenkörpers nicht anders Luft, als in den Luft-
behältern, im Mark, in den Intercellulargängen
des Zellgewebes der Rinde und in den Gefäſsen
der Oberhaut. Das in den Luftbehältern und im
Mark befindliche Gas rührt gewiſs nicht von
aussen her, sondern ist immer aus den Pflan-
zensäften entbunden. Im Mark findet man es
vorzüglich während des Februars zur Zeit der
wieder beginnenden Vegetation. Gewöhnlich ent-
halten dann auch die in der Nähe desselben lie-
genden Fasern in ihren Canälen hin und wieder
Luft. Aber selten giebt es in den benachbarten
groſsen Gefäſsen eine Luftblase. In den Intercel-
lulargängen des Rindenzellgewebes und in den
Gefäſsen der Oberhaut befindet sich die einge-
athmete, oder zum Aushauchen bestimmte Luft,
doch niemals als bloſse Luft, sondern immer mit
dem Pflanzensafte vermischt. Zum Einsaugen
und zur Entbindung von Luft bedürfen auch
die Pflanzen der groſsen Gefäſse gewiſs nicht,
da jene Funktionen eben so lebhaft bey den Con-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/68>, abgerufen am 22.11.2024.
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