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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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ganze Rinde, ihrem fortdauernden Wachsthum
unbeschadet, abgeschält werden kann. Wie wäre
dies möglich, wenn sie eine so wichtige Funktion
hätte, wie sie bey jener Meinung haben müsste!

Die zweyte Hypothese, dass das Aufsteigen
des Safts durch den Bast geschieht, hat man dar-
aus beweisen wollen, weil es Bäume gäbe, in
welchen das Mark mit dem Holze verfault, und
blos der Bast nebst der Rinde noch gesund wären,
und welche doch Jahre lang fortlebten. Aber
diese Beobachtung halte ich für unrichtig. Nie
habe ich inwendig verfaulte Bäume gesehen, die
noch vegetirt und nicht unter dem Bast noch ge-
sundes Holz gehabt hätten d). Kein Baum, der
dieses nicht besitzt, kann dem Winde widerste-
hen. Das übrig gebliebene Holz enthält aber
noch so viele grosse Gefässe, als zur Unterhal-
tung des immer nur sehr kümmerlichen Lebens
solcher Bäume nöthig ist.

Was endlich Sprengel's Hypothese betrifft,
dass das Absteigen des Safts zwischen dem Bast
und dem Splint geschieht, so ist diese eine Folge
seiner übrigen Meinungen. Dass die Rinde zu
jener Funktion nicht passend wäre, sahe er ein;
den Bast und die Fasergefässe des Holzes nahm

er
d) Das Nehmliche erinnert Rudolphi (Anat. der Pfl.
S. 231.)
E 2

ganze Rinde, ihrem fortdauernden Wachsthum
unbeschadet, abgeschält werden kann. Wie wäre
dies möglich, wenn sie eine so wichtige Funktion
hätte, wie sie bey jener Meinung haben müſste!

Die zweyte Hypothese, daſs das Aufsteigen
des Safts durch den Bast geschieht, hat man dar-
aus beweisen wollen, weil es Bäume gäbe, in
welchen das Mark mit dem Holze verfault, und
blos der Bast nebst der Rinde noch gesund wären,
und welche doch Jahre lang fortlebten. Aber
diese Beobachtung halte ich für unrichtig. Nie
habe ich inwendig verfaulte Bäume gesehen, die
noch vegetirt und nicht unter dem Bast noch ge-
sundes Holz gehabt hätten d). Kein Baum, der
dieses nicht besitzt, kann dem Winde widerste-
hen. Das übrig gebliebene Holz enthält aber
noch so viele groſse Gefäſse, als zur Unterhal-
tung des immer nur sehr kümmerlichen Lebens
solcher Bäume nöthig ist.

Was endlich Sprengel’s Hypothese betrifft,
daſs das Absteigen des Safts zwischen dem Bast
und dem Splint geschieht, so ist diese eine Folge
seiner übrigen Meinungen. Daſs die Rinde zu
jener Funktion nicht passend wäre, sahe er ein;
den Bast und die Fasergefäſse des Holzes nahm

er
d) Das Nehmliche erinnert Rudolphi (Anat. der Pfl.
S. 231.)
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[67/0083] ganze Rinde, ihrem fortdauernden Wachsthum unbeschadet, abgeschält werden kann. Wie wäre dies möglich, wenn sie eine so wichtige Funktion hätte, wie sie bey jener Meinung haben müſste! Die zweyte Hypothese, daſs das Aufsteigen des Safts durch den Bast geschieht, hat man dar- aus beweisen wollen, weil es Bäume gäbe, in welchen das Mark mit dem Holze verfault, und blos der Bast nebst der Rinde noch gesund wären, und welche doch Jahre lang fortlebten. Aber diese Beobachtung halte ich für unrichtig. Nie habe ich inwendig verfaulte Bäume gesehen, die noch vegetirt und nicht unter dem Bast noch ge- sundes Holz gehabt hätten d). Kein Baum, der dieses nicht besitzt, kann dem Winde widerste- hen. Das übrig gebliebene Holz enthält aber noch so viele groſse Gefäſse, als zur Unterhal- tung des immer nur sehr kümmerlichen Lebens solcher Bäume nöthig ist. Was endlich Sprengel’s Hypothese betrifft, daſs das Absteigen des Safts zwischen dem Bast und dem Splint geschieht, so ist diese eine Folge seiner übrigen Meinungen. Daſs die Rinde zu jener Funktion nicht passend wäre, sahe er ein; den Bast und die Fasergefäſse des Holzes nahm er d) Das Nehmliche erinnert Rudolphi (Anat. der Pfl. S. 231.) E 2

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/83>, abgerufen am 22.11.2024.