rend dem Keimen das Sauerstoffgas. Geschieht das Keimen unter Recipienten, die mit Lebens- luft angefüllt und durch Kalkwasser gesperrt sind, so trübt sich dieses und es entsteht ein Nieder- schlag von Kalkerde, indem das Sauerstoffgas ab- nimmt l).
Alle diese Versuche aber beweisen keineswe- ges, was sie beweisen sollen. Der Sauerstoff der Atmosphäre kann formelle Bedingung der Erzeu- gung des kohlensauren Gas seyn, und die Ab- sorbtion desselben mit dieser in sehr genauem Verhältniss stehen, ohne dass er zur Bildung der Kohlensäure unmittelbar beyträgt. In der That führen Huber und Sennebier auch einen Ver- such an, der dieser Voraussetzung günstig ist. Erbsen keimten sehr gut sowohl in Stickgas, als in Wasserstoffgas, das aus Zink und Schwefel- säure gezogen war, und nach dem Keimen ent- hielten diese Luftarten viel kohlensaures Gas m). Wie wäre dies möglich gewesen, wenn das Saa-
menkorn
l)Huber's u. Sennebier's Bemerkungen über den Einfluss der Luft u. s. w. auf die Keimung verschie- dener Saamenkörner. S. 21 ff.
m) Zwölf Erbsen hatten in Wasserstoffgas eine Menge kohlensauren Gas erzeugt, die einer Masse von 60 Unzen Wasser gleich war. Huber u. Sennebier a. a. O. S. 151. §. 19. S. 50. §. 9. S. 139. §. 18. S. 75.
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rend dem Keimen das Sauerstoffgas. Geschieht das Keimen unter Recipienten, die mit Lebens- luft angefüllt und durch Kalkwasser gesperrt sind, so trübt sich dieses und es entsteht ein Nieder- schlag von Kalkerde, indem das Sauerstoffgas ab- nimmt l).
Alle diese Versuche aber beweisen keineswe- ges, was sie beweisen sollen. Der Sauerstoff der Atmosphäre kann formelle Bedingung der Erzeu- gung des kohlensauren Gas seyn, und die Ab- sorbtion desselben mit dieser in sehr genauem Verhältniſs stehen, ohne daſs er zur Bildung der Kohlensäure unmittelbar beyträgt. In der That führen Huber und Sennebier auch einen Ver- such an, der dieser Voraussetzung günstig ist. Erbsen keimten sehr gut sowohl in Stickgas, als in Wasserstoffgas, das aus Zink und Schwefel- säure gezogen war, und nach dem Keimen ent- hielten diese Luftarten viel kohlensaures Gas m). Wie wäre dies möglich gewesen, wenn das Saa-
menkorn
l)Huber’s u. Sennebier’s Bemerkungen über den Einfluſs der Luft u. s. w. auf die Keimung verschie- dener Saamenkörner. S. 21 ff.
m) Zwölf Erbsen hatten in Wasserstoffgas eine Menge kohlensauren Gas erzeugt, die einer Masse von 60 Unzen Wasser gleich war. Huber u. Sennebier a. a. O. S. 151. §. 19. S. 50. §. 9. S. 139. §. 18. S. 75.
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rend dem Keimen das Sauerstoffgas. Geschieht
das Keimen unter Recipienten, die mit Lebens-
luft angefüllt und durch Kalkwasser gesperrt sind,
so trübt sich dieses und es entsteht ein Nieder-
schlag von Kalkerde, indem das Sauerstoffgas ab-
nimmt l).
Alle diese Versuche aber beweisen keineswe-
ges, was sie beweisen sollen. Der Sauerstoff der
Atmosphäre kann formelle Bedingung der Erzeu-
gung des kohlensauren Gas seyn, und die Ab-
sorbtion desselben mit dieser in sehr genauem
Verhältniſs stehen, ohne daſs er zur Bildung der
Kohlensäure unmittelbar beyträgt. In der That
führen Huber und Sennebier auch einen Ver-
such an, der dieser Voraussetzung günstig ist.
Erbsen keimten sehr gut sowohl in Stickgas, als
in Wasserstoffgas, das aus Zink und Schwefel-
säure gezogen war, und nach dem Keimen ent-
hielten diese Luftarten viel kohlensaures Gas m).
Wie wäre dies möglich gewesen, wenn das Saa-
menkorn
l) Huber’s u. Sennebier’s Bemerkungen über den
Einfluſs der Luft u. s. w. auf die Keimung verschie-
dener Saamenkörner. S. 21 ff.
m) Zwölf Erbsen hatten in Wasserstoffgas eine Menge
kohlensauren Gas erzeugt, die einer Masse von 60
Unzen Wasser gleich war. Huber u. Sennebier
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/99>, abgerufen am 22.11.2024.
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