fläche zu, und eine isolirte Person bekömmt nur bey der unmittelbaren Berührung einen Schlag. Auch die besten elektrischen Leiter halten bey der lsolirung den Stoss auf. Setzt man sich aber mit zwey verschiedenen Stellen des Rochens durch Lei- ter in mittelbare Verbindung, so erfolgt die Er- schütterung. Werden bey dem letztern Versuch die beyden Leiter mit einander in Berührung ge- bracht, so ist wieder alle Wirkung des Fisches auf die Person, die beyde Leiter in Händen hat, aufgehoben.
Diese Beobachtungen scheinen zu beweisen, dass Polaritäten an den elektrischen Organen des Zitterrochens vorhanden sind. Aber sie lassen auch noch eine andere Deutung zu. Welsh glaub- te bey seinen Versuchen mit dem Zitteraal einen eigenen Sinn dieses Fisches entdeckt zu haben, vermittelst welchem derselbe wahrnähme, ob er an den Thieren, die in seinen Wirkungskreis kä- men, seine volle Kraft auslassen könne, oder nicht. Er fand z. B., dass wenn von mehrern Personen, die eine Kette bildeten, die beyden äussersten den Fisch berührten, die Erschütterung immer eintrat, wenn die Kette völlig geschlossen war, dass aber kein Schlag erfolgte, wenn die Kette vor der Be- rührung unterbrochen wurde d). Giebt es wirk- lich einen solchen Sinn und besitzt diesen auch
der
d)Ingenhouss's vermischte Schriften. B. 1. S. 415.
fläche zu, und eine isolirte Person bekömmt nur bey der unmittelbaren Berührung einen Schlag. Auch die besten elektrischen Leiter halten bey der lsolirung den Stoſs auf. Setzt man sich aber mit zwey verschiedenen Stellen des Rochens durch Lei- ter in mittelbare Verbindung, so erfolgt die Er- schütterung. Werden bey dem letztern Versuch die beyden Leiter mit einander in Berührung ge- bracht, so ist wieder alle Wirkung des Fisches auf die Person, die beyde Leiter in Händen hat, aufgehoben.
Diese Beobachtungen scheinen zu beweisen, daſs Polaritäten an den elektrischen Organen des Zitterrochens vorhanden sind. Aber sie lassen auch noch eine andere Deutung zu. Welsh glaub- te bey seinen Versuchen mit dem Zitteraal einen eigenen Sinn dieses Fisches entdeckt zu haben, vermittelst welchem derselbe wahrnähme, ob er an den Thieren, die in seinen Wirkungskreis kä- men, seine volle Kraft auslassen könne, oder nicht. Er fand z. B., daſs wenn von mehrern Personen, die eine Kette bildeten, die beyden äuſsersten den Fisch berührten, die Erschütterung immer eintrat, wenn die Kette völlig geschlossen war, daſs aber kein Schlag erfolgte, wenn die Kette vor der Be- rührung unterbrochen wurde d). Giebt es wirk- lich einen solchen Sinn und besitzt diesen auch
der
d)Ingenhouss’s vermischte Schriften. B. 1. S. 415.
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fläche zu, und eine isolirte Person bekömmt nur
bey der unmittelbaren Berührung einen Schlag.
Auch die besten elektrischen Leiter halten bey der
lsolirung den Stoſs auf. Setzt man sich aber mit
zwey verschiedenen Stellen des Rochens durch Lei-
ter in mittelbare Verbindung, so erfolgt die Er-
schütterung. Werden bey dem letztern Versuch
die beyden Leiter mit einander in Berührung ge-
bracht, so ist wieder alle Wirkung des Fisches
auf die Person, die beyde Leiter in Händen hat,
aufgehoben.
Diese Beobachtungen scheinen zu beweisen,
daſs Polaritäten an den elektrischen Organen des
Zitterrochens vorhanden sind. Aber sie lassen
auch noch eine andere Deutung zu. Welsh glaub-
te bey seinen Versuchen mit dem Zitteraal einen
eigenen Sinn dieses Fisches entdeckt zu haben,
vermittelst welchem derselbe wahrnähme, ob er
an den Thieren, die in seinen Wirkungskreis kä-
men, seine volle Kraft auslassen könne, oder nicht.
Er fand z. B., daſs wenn von mehrern Personen,
die eine Kette bildeten, die beyden äuſsersten den
Fisch berührten, die Erschütterung immer eintrat,
wenn die Kette völlig geschlossen war, daſs aber
kein Schlag erfolgte, wenn die Kette vor der Be-
rührung unterbrochen wurde d). Giebt es wirk-
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d) Ingenhouss’s vermischte Schriften. B. 1. S. 415.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/171>, abgerufen am 18.10.2024.
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