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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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Blatts. Durchstechung des Stengels in den Kno-
ten mindert ebenfalls jene Bewegung, und hebt
sie ganz auf, wenn der Stiche viele sind. Die
Sonne hat noch einen andern Einfluss auf die Blät-
ter, indem sie die obere Fläche derselben hohl
macht. Nach einem kalten Thau hingegen krümmt
sich die untere Blattfläche. Mehrere Pflanzen,
besonders krautartige, folgen auch mit ihren Blät-
tern dem Lauf der Sonne. In den Blättern der
Acacie, der grossen Malve und der Melde bewirkte
Bonnet ähnliche Bewegungen, wie die Sonne in
ihnen hervorbringt, durch ein brennendes Nacht-
licht, und in geringerm Grade durch ein heisses
Eisen. Blätter der Acacie, unter welche ein nas-
ser Schwamm gelegt war, neigten sich nach die-
sem Schwamm hin.

So weit zeigen sich jene Bewegungen als ab-
hängig von dem Licht, der Wärme und der Feuch-
tigkeit der Luft. Aber in einem andern Versuch
von Bonnet bewegte sich eine Meldenstaude, die
in einer 20° bis 30° R. warmen Backröhre einge-
schlossen war, nicht nach der wärmsten Seite der
Röhre, sondern nach der einige Zolle weit geöff-
neten Thüre hin. Eben so sahe Gouch w) abge-
schnittene Zweige des Sedum acre L. nach ihrer
Trennung von der Wurzel sich gegen ihre son-

stige
w) Nicholson Journ. of Nat. Philos. Vol. III. No. 26.
p. 1.

Blatts. Durchstechung des Stengels in den Kno-
ten mindert ebenfalls jene Bewegung, und hebt
sie ganz auf, wenn der Stiche viele sind. Die
Sonne hat noch einen andern Einfluſs auf die Blät-
ter, indem sie die obere Fläche derselben hohl
macht. Nach einem kalten Thau hingegen krümmt
sich die untere Blattfläche. Mehrere Pflanzen,
besonders krautartige, folgen auch mit ihren Blät-
tern dem Lauf der Sonne. In den Blättern der
Acacie, der groſsen Malve und der Melde bewirkte
Bonnet ähnliche Bewegungen, wie die Sonne in
ihnen hervorbringt, durch ein brennendes Nacht-
licht, und in geringerm Grade durch ein heiſses
Eisen. Blätter der Acacie, unter welche ein nas-
ser Schwamm gelegt war, neigten sich nach die-
sem Schwamm hin.

So weit zeigen sich jene Bewegungen als ab-
hängig von dem Licht, der Wärme und der Feuch-
tigkeit der Luft. Aber in einem andern Versuch
von Bonnet bewegte sich eine Meldenstaude, die
in einer 20° bis 30° R. warmen Backröhre einge-
schlossen war, nicht nach der wärmsten Seite der
Röhre, sondern nach der einige Zolle weit geöff-
neten Thüre hin. Eben so sahe Gouch w) abge-
schnittene Zweige des Sedum acre L. nach ihrer
Trennung von der Wurzel sich gegen ihre son-

stige
w) Nicholson Journ. of Nat. Philos. Vol. III. No. 26.
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[190/0202] Blatts. Durchstechung des Stengels in den Kno- ten mindert ebenfalls jene Bewegung, und hebt sie ganz auf, wenn der Stiche viele sind. Die Sonne hat noch einen andern Einfluſs auf die Blät- ter, indem sie die obere Fläche derselben hohl macht. Nach einem kalten Thau hingegen krümmt sich die untere Blattfläche. Mehrere Pflanzen, besonders krautartige, folgen auch mit ihren Blät- tern dem Lauf der Sonne. In den Blättern der Acacie, der groſsen Malve und der Melde bewirkte Bonnet ähnliche Bewegungen, wie die Sonne in ihnen hervorbringt, durch ein brennendes Nacht- licht, und in geringerm Grade durch ein heiſses Eisen. Blätter der Acacie, unter welche ein nas- ser Schwamm gelegt war, neigten sich nach die- sem Schwamm hin. So weit zeigen sich jene Bewegungen als ab- hängig von dem Licht, der Wärme und der Feuch- tigkeit der Luft. Aber in einem andern Versuch von Bonnet bewegte sich eine Meldenstaude, die in einer 20° bis 30° R. warmen Backröhre einge- schlossen war, nicht nach der wärmsten Seite der Röhre, sondern nach der einige Zolle weit geöff- neten Thüre hin. Eben so sahe Gouch w) abge- schnittene Zweige des Sedum acre L. nach ihrer Trennung von der Wurzel sich gegen ihre son- stige w) Nicholson Journ. of Nat. Philos. Vol. III. No. 26. p. 1.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/202>, abgerufen am 16.05.2024.