Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

Bild:
<< vorherige Seite

Wie bey den meisten Pflanzen die Geschlechts-
theile blos durch solche innere Reitze zu einer
gewissen Zeit in Bewegung gesetzt werden, äu-
ssere Erregungsmittel aber keinen Einfluss auf sie
haben, so äussern auch die Muttertrompeten und
die Gebährmutter der Thiere in einer gewissen
Periode eigene Bewegungen, die ausser dieser Zeit
durch keine sonstige Reitze hervorgebracht wer-
den.

Von jenen langsamen Verkürzungen der Pflan-
zentheile, welche beym Hinbewegen derselben nach
dem Licht, der Feuchtigkeit u. s. w. statt finden,
giebt uns endlich das thierische Zellgewebe Bey-
spiele, z. B. bey der Zusammenziehung desselben
nach der Entleerung von Wasser, der Bauchhaut
nach der Entbindung u. s. w.

Nur für das Licht, das so mächtig auf die
ganze vegetabilische Natur wirkt, besitzen keine
andere thierische Bewegungs-Organe Empfänglich-
keit als die Iris, und auch diese wird nur mittel-
bar davon erregt. Alle reitzbare Theile der Thiere
stehen dagegen unter der Herrschaft des Nerven-
systems, und auf dieses muss allerdings das Licht
ebenfalls Einfluss haben, indem von dessen Ge-
genwart und Abwesenheit ein ähnlicher Wechsel
von Thätigkeit und Ruhe im thierischen, wie im
vegetabilischen Körper, entsteht.

Wir

Wie bey den meisten Pflanzen die Geschlechts-
theile blos durch solche innere Reitze zu einer
gewissen Zeit in Bewegung gesetzt werden, äu-
ſsere Erregungsmittel aber keinen Einfluſs auf sie
haben, so äuſsern auch die Muttertrompeten und
die Gebährmutter der Thiere in einer gewissen
Periode eigene Bewegungen, die auſser dieser Zeit
durch keine sonstige Reitze hervorgebracht wer-
den.

Von jenen langsamen Verkürzungen der Pflan-
zentheile, welche beym Hinbewegen derselben nach
dem Licht, der Feuchtigkeit u. s. w. statt finden,
giebt uns endlich das thierische Zellgewebe Bey-
spiele, z. B. bey der Zusammenziehung desselben
nach der Entleerung von Wasser, der Bauchhaut
nach der Entbindung u. s. w.

Nur für das Licht, das so mächtig auf die
ganze vegetabilische Natur wirkt, besitzen keine
andere thierische Bewegungs-Organe Empfänglich-
keit als die Iris, und auch diese wird nur mittel-
bar davon erregt. Alle reitzbare Theile der Thiere
stehen dagegen unter der Herrschaft des Nerven-
systems, und auf dieses muſs allerdings das Licht
ebenfalls Einfluſs haben, indem von dessen Ge-
genwart und Abwesenheit ein ähnlicher Wechsel
von Thätigkeit und Ruhe im thierischen, wie im
vegetabilischen Körper, entsteht.

Wir
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0247" n="235"/>
              <p>Wie bey den meisten Pflanzen die Geschlechts-<lb/>
theile blos durch solche innere Reitze zu einer<lb/>
gewissen Zeit in Bewegung gesetzt werden, äu-<lb/>
&#x017F;sere Erregungsmittel aber keinen Einflu&#x017F;s auf sie<lb/>
haben, so äu&#x017F;sern auch die Muttertrompeten und<lb/>
die Gebährmutter der Thiere in einer gewissen<lb/>
Periode eigene Bewegungen, die au&#x017F;ser dieser Zeit<lb/>
durch keine sonstige Reitze hervorgebracht wer-<lb/>
den.</p><lb/>
              <p>Von jenen langsamen Verkürzungen der Pflan-<lb/>
zentheile, welche beym Hinbewegen derselben nach<lb/>
dem Licht, der Feuchtigkeit u. s. w. statt finden,<lb/>
giebt uns endlich das thierische Zellgewebe Bey-<lb/>
spiele, z. B. bey der Zusammenziehung desselben<lb/>
nach der Entleerung von Wasser, der Bauchhaut<lb/>
nach der Entbindung u. s. w.</p><lb/>
              <p>Nur für das Licht, das so mächtig auf die<lb/>
ganze vegetabilische Natur wirkt, besitzen keine<lb/>
andere thierische Bewegungs-Organe Empfänglich-<lb/>
keit als die Iris, und auch diese wird nur mittel-<lb/>
bar davon erregt. Alle reitzbare Theile der Thiere<lb/>
stehen dagegen unter der Herrschaft des Nerven-<lb/>
systems, und auf dieses mu&#x017F;s allerdings das Licht<lb/>
ebenfalls Einflu&#x017F;s haben, indem von dessen Ge-<lb/>
genwart und Abwesenheit ein ähnlicher Wechsel<lb/>
von Thätigkeit und Ruhe im thierischen, wie im<lb/>
vegetabilischen Körper, entsteht.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#g">Wir</hi> </fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235/0247] Wie bey den meisten Pflanzen die Geschlechts- theile blos durch solche innere Reitze zu einer gewissen Zeit in Bewegung gesetzt werden, äu- ſsere Erregungsmittel aber keinen Einfluſs auf sie haben, so äuſsern auch die Muttertrompeten und die Gebährmutter der Thiere in einer gewissen Periode eigene Bewegungen, die auſser dieser Zeit durch keine sonstige Reitze hervorgebracht wer- den. Von jenen langsamen Verkürzungen der Pflan- zentheile, welche beym Hinbewegen derselben nach dem Licht, der Feuchtigkeit u. s. w. statt finden, giebt uns endlich das thierische Zellgewebe Bey- spiele, z. B. bey der Zusammenziehung desselben nach der Entleerung von Wasser, der Bauchhaut nach der Entbindung u. s. w. Nur für das Licht, das so mächtig auf die ganze vegetabilische Natur wirkt, besitzen keine andere thierische Bewegungs-Organe Empfänglich- keit als die Iris, und auch diese wird nur mittel- bar davon erregt. Alle reitzbare Theile der Thiere stehen dagegen unter der Herrschaft des Nerven- systems, und auf dieses muſs allerdings das Licht ebenfalls Einfluſs haben, indem von dessen Ge- genwart und Abwesenheit ein ähnlicher Wechsel von Thätigkeit und Ruhe im thierischen, wie im vegetabilischen Körper, entsteht. Wir

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/247
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/247>, abgerufen am 16.05.2024.