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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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Alle diese Sätze gelten aber nur in Beziehung
auf gewisse Arten von Reitzen, und auch in Be-
treff dieser bringen das Alter und die Constitution
des Individuums, die Temperatur der Atmosphäre
und eine Menge anderer, nicht zu berechnender
Ursachen Abweichungen hervor. Die willkührli-
chen Muskeln, die nach der Hallerschen Stu-
fenleiter von mechanischen Schärfen bey weitem
nicht so lange als das Herz zu Bewegungen auf-
geregt werden, zucken noch lange bey Anbrin-
gung des Galvanischen Reitzmittels, wenn das
Herz schon längst zu schlagen aufgehört hat. Ue-
berhaupt hat jeder Theil wie jedes Ganze der le-
benden Natur seine eigenen Verhältnisse gegen die
Aussenwelt. Keiner kann mit dem andern in je-
der Beziehung verglichen werden. Das Ganze
und mit diesem jeder Theil ist zwar am nächsten
durch das Athemholen mit der übrigen Natur ver-
bunden, und insofern ist die Beschaffenheit der
anapnoischen Bewegungen ein Maassstab aller übri-
gen Thätigkeiten. Aber das einzige Band zwi-
schen dem Organismus und der Aussenwelt ist
das Athemholen auch nicht, und ohne Einschrän-
kung gilt daher auch von diesem kein Schluss auf
die übrigen automatischen Bewegungen.



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Alle diese Sätze gelten aber nur in Beziehung
auf gewisse Arten von Reitzen, und auch in Be-
treff dieser bringen das Alter und die Constitution
des Individuums, die Temperatur der Atmosphäre
und eine Menge anderer, nicht zu berechnender
Ursachen Abweichungen hervor. Die willkührli-
chen Muskeln, die nach der Hallerschen Stu-
fenleiter von mechanischen Schärfen bey weitem
nicht so lange als das Herz zu Bewegungen auf-
geregt werden, zucken noch lange bey Anbrin-
gung des Galvanischen Reitzmittels, wenn das
Herz schon längst zu schlagen aufgehört hat. Ue-
berhaupt hat jeder Theil wie jedes Ganze der le-
benden Natur seine eigenen Verhältnisse gegen die
Auſsenwelt. Keiner kann mit dem andern in je-
der Beziehung verglichen werden. Das Ganze
und mit diesem jeder Theil ist zwar am nächsten
durch das Athemholen mit der übrigen Natur ver-
bunden, und insofern ist die Beschaffenheit der
anapnoischen Bewegungen ein Maaſsstab aller übri-
gen Thätigkeiten. Aber das einzige Band zwi-
schen dem Organismus und der Auſsenwelt ist
das Athemholen auch nicht, und ohne Einschrän-
kung gilt daher auch von diesem kein Schluſs auf
die übrigen automatischen Bewegungen.



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S 3
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[277/0289] Alle diese Sätze gelten aber nur in Beziehung auf gewisse Arten von Reitzen, und auch in Be- treff dieser bringen das Alter und die Constitution des Individuums, die Temperatur der Atmosphäre und eine Menge anderer, nicht zu berechnender Ursachen Abweichungen hervor. Die willkührli- chen Muskeln, die nach der Hallerschen Stu- fenleiter von mechanischen Schärfen bey weitem nicht so lange als das Herz zu Bewegungen auf- geregt werden, zucken noch lange bey Anbrin- gung des Galvanischen Reitzmittels, wenn das Herz schon längst zu schlagen aufgehört hat. Ue- berhaupt hat jeder Theil wie jedes Ganze der le- benden Natur seine eigenen Verhältnisse gegen die Auſsenwelt. Keiner kann mit dem andern in je- der Beziehung verglichen werden. Das Ganze und mit diesem jeder Theil ist zwar am nächsten durch das Athemholen mit der übrigen Natur ver- bunden, und insofern ist die Beschaffenheit der anapnoischen Bewegungen ein Maaſsstab aller übri- gen Thätigkeiten. Aber das einzige Band zwi- schen dem Organismus und der Auſsenwelt ist das Athemholen auch nicht, und ohne Einschrän- kung gilt daher auch von diesem kein Schluſs auf die übrigen automatischen Bewegungen. Fünf- S 3

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/289>, abgerufen am 22.11.2024.