sogleich zum Gefrieren bringen. Es ist ohne Zwei- fel ein elektrisches Verhältniss zwischen dem le- benden Muskel und dem Reitz, worin der Grund aller Reitzungen liegt.
Nach der Rückkehr des, durch die Reitzung unterbrochenen Nerveneinflusses wird der Eyweiss- stoff des Muskels wieder flüssig und dieser geräth in den entgegengesetzten Zustand der Anschwel- lung. Die Nerven wirken hierbey auf ähnliche Art wie das Licht, welches die Blätter der reitz- baren Pflanzen, die sich bey der Abwesenheit des- selben zusammenziehen, in Expansion versetzt. Wenn es verstattet ist, auf dieser Analogie weiter zu bauen, so wird man annehmen dürfen, dass die Nerven gleich dem Licht eine desoxydirende Wirkung haben. Hiermit harmonirt auch die Mei- nung, die ich im fünften Buch der Biologie s) geäussert habe, dass der Eyweissstoff im Blute durch ein Alkali aufgelöset ist, und dass das Ge- rinnen desselben eintritt, wenn dieses Alkali durch eine Säure gesättigt wird. Die Nerven erhalten hiernach den Eyweissstoff der Muskeln im flüssi- gen Zustand, indem sie die Verbindung der alka- lischen Auflösung desselben mit Sauerstoff verhin- dern. Dieser Idee gemäss muss bey jeder Mus-
kel-
s) Bd. 4. S. 561, wo in der 20ten Zeile statt "Folgende Theorie der Ernährung" zu lesen ist: "Folgende "Theorie der Gerinnung des Bluts."
sogleich zum Gefrieren bringen. Es ist ohne Zwei- fel ein elektrisches Verhältniſs zwischen dem le- benden Muskel und dem Reitz, worin der Grund aller Reitzungen liegt.
Nach der Rückkehr des, durch die Reitzung unterbrochenen Nerveneinflusses wird der Eyweiſs- stoff des Muskels wieder flüssig und dieser geräth in den entgegengesetzten Zustand der Anschwel- lung. Die Nerven wirken hierbey auf ähnliche Art wie das Licht, welches die Blätter der reitz- baren Pflanzen, die sich bey der Abwesenheit des- selben zusammenziehen, in Expansion versetzt. Wenn es verstattet ist, auf dieser Analogie weiter zu bauen, so wird man annehmen dürfen, daſs die Nerven gleich dem Licht eine desoxydirende Wirkung haben. Hiermit harmonirt auch die Mei- nung, die ich im fünften Buch der Biologie s) geäuſsert habe, daſs der Eyweiſsstoff im Blute durch ein Alkali aufgelöset ist, und daſs das Ge- rinnen desselben eintritt, wenn dieses Alkali durch eine Säure gesättigt wird. Die Nerven erhalten hiernach den Eyweiſsstoff der Muskeln im flüssi- gen Zustand, indem sie die Verbindung der alka- lischen Auflösung desselben mit Sauerstoff verhin- dern. Dieser Idee gemäſs muſs bey jeder Mus-
kel-
s) Bd. 4. S. 561, wo in der 20ten Zeile statt “Folgende Theorie der Ernährung” zu lesen ist: “Folgende „Theorie der Gerinnung des Bluts.”
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0312"n="300"/>
sogleich zum Gefrieren bringen. Es ist ohne Zwei-<lb/>
fel ein elektrisches Verhältniſs zwischen dem le-<lb/>
benden Muskel und dem Reitz, worin der Grund<lb/>
aller Reitzungen liegt.</p><lb/><p>Nach der Rückkehr des, durch die Reitzung<lb/>
unterbrochenen Nerveneinflusses wird der Eyweiſs-<lb/>
stoff des Muskels wieder flüssig und dieser geräth<lb/>
in den entgegengesetzten Zustand der Anschwel-<lb/>
lung. Die Nerven wirken hierbey auf ähnliche<lb/>
Art wie das Licht, welches die Blätter der reitz-<lb/>
baren Pflanzen, die sich bey der Abwesenheit des-<lb/>
selben zusammenziehen, in Expansion versetzt.<lb/>
Wenn es verstattet ist, auf dieser Analogie weiter<lb/>
zu bauen, so wird man annehmen dürfen, daſs<lb/>
die Nerven gleich dem Licht eine desoxydirende<lb/>
Wirkung haben. Hiermit harmonirt auch die Mei-<lb/>
nung, die ich im fünften Buch der Biologie <noteplace="foot"n="s)">Bd. 4. S. 561, wo in der 20ten Zeile statt “Folgende<lb/>
Theorie der Ernährung” zu lesen ist: “Folgende<lb/>„Theorie der Gerinnung des Bluts.”</note><lb/>
geäuſsert habe, daſs der Eyweiſsstoff im Blute<lb/>
durch ein Alkali aufgelöset ist, und daſs das Ge-<lb/>
rinnen desselben eintritt, wenn dieses Alkali durch<lb/>
eine Säure gesättigt wird. Die Nerven erhalten<lb/>
hiernach den Eyweiſsstoff der Muskeln im flüssi-<lb/>
gen Zustand, indem sie die Verbindung der alka-<lb/>
lischen Auflösung desselben mit Sauerstoff verhin-<lb/>
dern. Dieser Idee gemäſs muſs bey jeder Mus-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">kel-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[300/0312]
sogleich zum Gefrieren bringen. Es ist ohne Zwei-
fel ein elektrisches Verhältniſs zwischen dem le-
benden Muskel und dem Reitz, worin der Grund
aller Reitzungen liegt.
Nach der Rückkehr des, durch die Reitzung
unterbrochenen Nerveneinflusses wird der Eyweiſs-
stoff des Muskels wieder flüssig und dieser geräth
in den entgegengesetzten Zustand der Anschwel-
lung. Die Nerven wirken hierbey auf ähnliche
Art wie das Licht, welches die Blätter der reitz-
baren Pflanzen, die sich bey der Abwesenheit des-
selben zusammenziehen, in Expansion versetzt.
Wenn es verstattet ist, auf dieser Analogie weiter
zu bauen, so wird man annehmen dürfen, daſs
die Nerven gleich dem Licht eine desoxydirende
Wirkung haben. Hiermit harmonirt auch die Mei-
nung, die ich im fünften Buch der Biologie s)
geäuſsert habe, daſs der Eyweiſsstoff im Blute
durch ein Alkali aufgelöset ist, und daſs das Ge-
rinnen desselben eintritt, wenn dieses Alkali durch
eine Säure gesättigt wird. Die Nerven erhalten
hiernach den Eyweiſsstoff der Muskeln im flüssi-
gen Zustand, indem sie die Verbindung der alka-
lischen Auflösung desselben mit Sauerstoff verhin-
dern. Dieser Idee gemäſs muſs bey jeder Mus-
kel-
s) Bd. 4. S. 561, wo in der 20ten Zeile statt “Folgende
Theorie der Ernährung” zu lesen ist: “Folgende
„Theorie der Gerinnung des Bluts.”
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/312>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.