Achtes Buch. Verrichtungen des Nervensystems im Allgemeinen.
Das ganze Leben ist ein tiefes Geheimniss, aber vorzüglich sind es die Erscheinungen des Systems, wozu wir uns jetzt wenden. Man hat sich einge- bildet, das Dunkel wäre erhellet, indem man diese Phänomene unter die nehmlichen Gesetze brachte, welchen die automatischen Bewegungen unterworfen sind. Es giebt freylich Thätigkeiten des Nervensystems, die nur auf Veranlassung äu- sserer Einflüsse erfolgen; es giebt aber auch Wir- kungen desselben, die entweder ununterbrochen das ganze Leben hindurch vor sich gehen, oder in gewissen Perioden entstehen, ohne unmittelbar durch äussere Ursachen erregt zu seyn. Mit an- dern Worten: die Verrichtungen jenes Systems sind theils Folgen einer ähnlichen Reitzbarkeit, wie den Muskeln eigen ist, theils aber in einer Autonomie desselben begründet. Diese, bisher
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Achtes Buch. Verrichtungen des Nervensystems im Allgemeinen.
Das ganze Leben ist ein tiefes Geheimniſs, aber vorzüglich sind es die Erscheinungen des Systems, wozu wir uns jetzt wenden. Man hat sich einge- bildet, das Dunkel wäre erhellet, indem man diese Phänomene unter die nehmlichen Gesetze brachte, welchen die automatischen Bewegungen unterworfen sind. Es giebt freylich Thätigkeiten des Nervensystems, die nur auf Veranlassung äu- ſserer Einflüsse erfolgen; es giebt aber auch Wir- kungen desselben, die entweder ununterbrochen das ganze Leben hindurch vor sich gehen, oder in gewissen Perioden entstehen, ohne unmittelbar durch äuſsere Ursachen erregt zu seyn. Mit an- dern Worten: die Verrichtungen jenes Systems sind theils Folgen einer ähnlichen Reitzbarkeit, wie den Muskeln eigen ist, theils aber in einer Autonomie desselben begründet. Diese, bisher
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[[317]/0329]
Achtes Buch.
Verrichtungen des Nervensystems
im Allgemeinen.
Das ganze Leben ist ein tiefes Geheimniſs, aber
vorzüglich sind es die Erscheinungen des Systems,
wozu wir uns jetzt wenden. Man hat sich einge-
bildet, das Dunkel wäre erhellet, indem man
diese Phänomene unter die nehmlichen Gesetze
brachte, welchen die automatischen Bewegungen
unterworfen sind. Es giebt freylich Thätigkeiten
des Nervensystems, die nur auf Veranlassung äu-
ſserer Einflüsse erfolgen; es giebt aber auch Wir-
kungen desselben, die entweder ununterbrochen
das ganze Leben hindurch vor sich gehen, oder
in gewissen Perioden entstehen, ohne unmittelbar
durch äuſsere Ursachen erregt zu seyn. Mit an-
dern Worten: die Verrichtungen jenes Systems
sind theils Folgen einer ähnlichen Reitzbarkeit,
wie den Muskeln eigen ist, theils aber in einer
Autonomie desselben begründet. Diese, bisher
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. [317]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/329>, abgerufen am 22.11.2024.
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