Eindrücke zum Sensorium geschieht. Die letztere wird blos durch das Nervenmark bewirkt. Die Nervenscheiden besitzen keine Empfindlichkeit l). Heftige Aeusserungen der einen dieser Thätigkei- ten, die von innen nach aussen geht, heben die andern auf. Stark zusammengezogene Muskeln sind fast ganz unempfindlich. Beyde Thätigkei- ten hören auf, wenn der Nerve durchschnitten, zusammengedrückt oder unterbunden ist m). Die Wirkungen der Nerven hängen also nicht nur von der Mischung, sondern auch von der Struktur derselben ab; sie verhalten sich bey der Fortpflan- zung der Reitze nicht blos als leitende Conduc- toren. Nimmt man sie nur für diese an, so muss man freylich mit Humboldtn) gestehen, dass es nichts Schwürigeres giebt, als die Beant- wortung der Frage, wie bey den Galvanischen Versuchen ein um den Nerven gelegtes feuchtes Band, dass doch seiner Natur nach nicht isoli- rend ist, die Leitung hemmen kann. Wie lässt sich auch die unendliche Mannichfaltigkeit der Em- pfindungen blos aus der einförmigen, nur einer
quan-
l)Bichat's allgem. Anatomie. Uebers. von Pfaff. Th. 1. Abth. 1. S. 238.
m)Haller a. a. O. §. 14, 15. p. 295 sq. §. 25, 26. p. 323 sq.
n) Ueber die gereizte Muskel- und Nervenfaser. Th. 1. S. 482.
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Eindrücke zum Sensorium geschieht. Die letztere wird blos durch das Nervenmark bewirkt. Die Nervenscheiden besitzen keine Empfindlichkeit l). Heftige Aeuſserungen der einen dieser Thätigkei- ten, die von innen nach auſsen geht, heben die andern auf. Stark zusammengezogene Muskeln sind fast ganz unempfindlich. Beyde Thätigkei- ten hören auf, wenn der Nerve durchschnitten, zusammengedrückt oder unterbunden ist m). Die Wirkungen der Nerven hängen also nicht nur von der Mischung, sondern auch von der Struktur derselben ab; sie verhalten sich bey der Fortpflan- zung der Reitze nicht blos als leitende Conduc- toren. Nimmt man sie nur für diese an, so muſs man freylich mit Humboldtn) gestehen, daſs es nichts Schwürigeres giebt, als die Beant- wortung der Frage, wie bey den Galvanischen Versuchen ein um den Nerven gelegtes feuchtes Band, daſs doch seiner Natur nach nicht isoli- rend ist, die Leitung hemmen kann. Wie läſst sich auch die unendliche Mannichfaltigkeit der Em- pfindungen blos aus der einförmigen, nur einer
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l)Bichat’s allgem. Anatomie. Uebers. von Pfaff. Th. 1. Abth. 1. S. 238.
m)Haller a. a. O. §. 14, 15. p. 295 sq. §. 25, 26. p. 323 sq.
n) Ueber die gereizte Muskel- und Nervenfaser. Th. 1. S. 482.
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Eindrücke zum Sensorium geschieht. Die letztere
wird blos durch das Nervenmark bewirkt. Die
Nervenscheiden besitzen keine Empfindlichkeit l).
Heftige Aeuſserungen der einen dieser Thätigkei-
ten, die von innen nach auſsen geht, heben die
andern auf. Stark zusammengezogene Muskeln
sind fast ganz unempfindlich. Beyde Thätigkei-
ten hören auf, wenn der Nerve durchschnitten,
zusammengedrückt oder unterbunden ist m). Die
Wirkungen der Nerven hängen also nicht nur von
der Mischung, sondern auch von der Struktur
derselben ab; sie verhalten sich bey der Fortpflan-
zung der Reitze nicht blos als leitende Conduc-
toren. Nimmt man sie nur für diese an, so
muſs man freylich mit Humboldt n) gestehen,
daſs es nichts Schwürigeres giebt, als die Beant-
wortung der Frage, wie bey den Galvanischen
Versuchen ein um den Nerven gelegtes feuchtes
Band, daſs doch seiner Natur nach nicht isoli-
rend ist, die Leitung hemmen kann. Wie läſst
sich auch die unendliche Mannichfaltigkeit der Em-
pfindungen blos aus der einförmigen, nur einer
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l) Bichat’s allgem. Anatomie. Uebers. von Pfaff.
Th. 1. Abth. 1. S. 238.
m) Haller a. a. O. §. 14, 15. p. 295 sq. §. 25, 26. p.
323 sq.
n) Ueber die gereizte Muskel- und Nervenfaser. Th. 1.
S. 482.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/357>, abgerufen am 22.11.2024.
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