Ciliarnerven zu entstehen schien, ist von gerin- gem Gewicht. Woher weiss man denn, dass in den Fällen, wo einzelne Ciliarnerven nicht durch den Augenknoten gingen, nicht ein gewisser Grad von willkührlicher Beweglichkeit der Iris vorhan- den war? Aber diese Frage auch bey Seite ge- setzt, so entspringen ja die Ciliarnerven aus dem ersten Hauptast des fünften Hirnnervenpaars, wel- cher aus dem Gasserschen Knoten des letztern entsteht. Die Fortpflanzung willkührlicher Ein- drücke durch die Ciliarnerven wird also nicht nur durch den Augenknoten, sondern auch durch das letztere Ganglion verhindert.
Von dem Gasserschen Knoten des fünften Paars hat Prochaskau) einen Einwurf gegen Johnsto- ne's Meinung hergenommen. Die drey Haupt- äste dieses Knotens geben Zweige an die Stirn- muskeln, an die Muskeln der Augenlieder, an die Lippenmuskeln, an die Zunge, kurz an Theile, die sowohl zur willkührlichen Bewegung, als zur Empfindung dienen. Wie lässt sich dies mit jener Hypothese vereinigen? Ich glaube, sehr gut, wenn man nicht übersieht, dass der Gassersche Knoten nur von der grössern Portion des fünften Hirnnerven gebildet wird, dass aber die kleinere Portion mit diesem Ganglion in keiner Verbindung
steht,
u) Disquis. anatom. physiologica organismi corp. hum. eiusque processus vitalis. p. 83.
Ciliarnerven zu entstehen schien, ist von gerin- gem Gewicht. Woher weiſs man denn, daſs in den Fällen, wo einzelne Ciliarnerven nicht durch den Augenknoten gingen, nicht ein gewisser Grad von willkührlicher Beweglichkeit der Iris vorhan- den war? Aber diese Frage auch bey Seite ge- setzt, so entspringen ja die Ciliarnerven aus dem ersten Hauptast des fünften Hirnnervenpaars, wel- cher aus dem Gasserschen Knoten des letztern entsteht. Die Fortpflanzung willkührlicher Ein- drücke durch die Ciliarnerven wird also nicht nur durch den Augenknoten, sondern auch durch das letztere Ganglion verhindert.
Von dem Gasserschen Knoten des fünften Paars hat Prochaskau) einen Einwurf gegen Johnsto- ne’s Meinung hergenommen. Die drey Haupt- äste dieses Knotens geben Zweige an die Stirn- muskeln, an die Muskeln der Augenlieder, an die Lippenmuskeln, an die Zunge, kurz an Theile, die sowohl zur willkührlichen Bewegung, als zur Empfindung dienen. Wie läſst sich dies mit jener Hypothese vereinigen? Ich glaube, sehr gut, wenn man nicht übersieht, daſs der Gassersche Knoten nur von der gröſsern Portion des fünften Hirnnerven gebildet wird, daſs aber die kleinere Portion mit diesem Ganglion in keiner Verbindung
steht,
u) Disquis. anatom. physiologica organismi corp. hum. eiusque processus vitalis. p. 83.
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Ciliarnerven zu entstehen schien, ist von gerin-
gem Gewicht. Woher weiſs man denn, daſs in
den Fällen, wo einzelne Ciliarnerven nicht durch
den Augenknoten gingen, nicht ein gewisser Grad
von willkührlicher Beweglichkeit der Iris vorhan-
den war? Aber diese Frage auch bey Seite ge-
setzt, so entspringen ja die Ciliarnerven aus dem
ersten Hauptast des fünften Hirnnervenpaars, wel-
cher aus dem Gasserschen Knoten des letztern
entsteht. Die Fortpflanzung willkührlicher Ein-
drücke durch die Ciliarnerven wird also nicht nur
durch den Augenknoten, sondern auch durch das
letztere Ganglion verhindert.
Von dem Gasserschen Knoten des fünften Paars
hat Prochaska u) einen Einwurf gegen Johnsto-
ne’s Meinung hergenommen. Die drey Haupt-
äste dieses Knotens geben Zweige an die Stirn-
muskeln, an die Muskeln der Augenlieder, an
die Lippenmuskeln, an die Zunge, kurz an Theile,
die sowohl zur willkührlichen Bewegung, als zur
Empfindung dienen. Wie läſst sich dies mit jener
Hypothese vereinigen? Ich glaube, sehr gut,
wenn man nicht übersieht, daſs der Gassersche
Knoten nur von der gröſsern Portion des fünften
Hirnnerven gebildet wird, daſs aber die kleinere
Portion mit diesem Ganglion in keiner Verbindung
steht,
u) Disquis. anatom. physiologica organismi corp. hum.
eiusque processus vitalis. p. 83.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/372>, abgerufen am 22.11.2024.
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