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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

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Art mit denjenigen, in welchen sie entstanden
sind; nach ihrem Einfluss auf den Körper bildet
sich wieder die nehmliche ansteckende Substanz,
wodurch sie erzeugt sind, und der Verlauf der
Krankheiten, die sie veranlassen, hält feste Pe-
rioden, welche sich durch kein Mittel aufheben
lassen. Alles dies beweist, dass die Contagien
erst eine gewisse Mischungsveränderung in den
Säften verursachen, ehe das Nervenleiden nach
ihrer Mittheilung ausbricht. Die Symptome der
ansteckenden Krankheiten sind also zwar zum
Theil ähnliche Folgen einer heftigen Reitzung des
Nervensystems, wie die Gifte hervorbringen; aber
manche rühren auch von andern Ursachen her.
Es lässt sich daher aus diesen Phänomenen nur
unter gewissen Einschränkungen auf die Wirkungs-
art der Nerven schliessen.

Einen reinen und allgemeinen Einfluss auf
das ganze Nervensystem hat dagegen der thieri-
sche Magnetismus. Die Zeiten sind vorüber, wo
man an Täuschung und Betrug dachte, so oft
dieses Wort genannt wurde. Es wird keiner Be-
weise der physischen Wirkungen desselben und
keiner Widerlegung der Hypothesen, woraus man
diese zu erklären gesucht hat, bedürfen. Nur
über die psychischen Erscheinungen des magne-
tischen Schlafs können noch Zweifel statt finden.
Auf diese werden wir indess in der Folge kom-

men.

Art mit denjenigen, in welchen sie entstanden
sind; nach ihrem Einfluſs auf den Körper bildet
sich wieder die nehmliche ansteckende Substanz,
wodurch sie erzeugt sind, und der Verlauf der
Krankheiten, die sie veranlassen, hält feste Pe-
rioden, welche sich durch kein Mittel aufheben
lassen. Alles dies beweist, daſs die Contagien
erst eine gewisse Mischungsveränderung in den
Säften verursachen, ehe das Nervenleiden nach
ihrer Mittheilung ausbricht. Die Symptome der
ansteckenden Krankheiten sind also zwar zum
Theil ähnliche Folgen einer heftigen Reitzung des
Nervensystems, wie die Gifte hervorbringen; aber
manche rühren auch von andern Ursachen her.
Es läſst sich daher aus diesen Phänomenen nur
unter gewissen Einschränkungen auf die Wirkungs-
art der Nerven schlieſsen.

Einen reinen und allgemeinen Einfluſs auf
das ganze Nervensystem hat dagegen der thieri-
sche Magnetismus. Die Zeiten sind vorüber, wo
man an Täuschung und Betrug dachte, so oft
dieses Wort genannt wurde. Es wird keiner Be-
weise der physischen Wirkungen desselben und
keiner Widerlegung der Hypothesen, woraus man
diese zu erklären gesucht hat, bedürfen. Nur
über die psychischen Erscheinungen des magne-
tischen Schlafs können noch Zweifel statt finden.
Auf diese werden wir indeſs in der Folge kom-

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[390/0402] Art mit denjenigen, in welchen sie entstanden sind; nach ihrem Einfluſs auf den Körper bildet sich wieder die nehmliche ansteckende Substanz, wodurch sie erzeugt sind, und der Verlauf der Krankheiten, die sie veranlassen, hält feste Pe- rioden, welche sich durch kein Mittel aufheben lassen. Alles dies beweist, daſs die Contagien erst eine gewisse Mischungsveränderung in den Säften verursachen, ehe das Nervenleiden nach ihrer Mittheilung ausbricht. Die Symptome der ansteckenden Krankheiten sind also zwar zum Theil ähnliche Folgen einer heftigen Reitzung des Nervensystems, wie die Gifte hervorbringen; aber manche rühren auch von andern Ursachen her. Es läſst sich daher aus diesen Phänomenen nur unter gewissen Einschränkungen auf die Wirkungs- art der Nerven schlieſsen. Einen reinen und allgemeinen Einfluſs auf das ganze Nervensystem hat dagegen der thieri- sche Magnetismus. Die Zeiten sind vorüber, wo man an Täuschung und Betrug dachte, so oft dieses Wort genannt wurde. Es wird keiner Be- weise der physischen Wirkungen desselben und keiner Widerlegung der Hypothesen, woraus man diese zu erklären gesucht hat, bedürfen. Nur über die psychischen Erscheinungen des magne- tischen Schlafs können noch Zweifel statt finden. Auf diese werden wir indeſs in der Folge kom- men.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/402>, abgerufen am 22.11.2024.