dungskraft, von welcher sie ein Ausfluss ist, ge- mein. Aber im gesunden Zustand ist ihre Thä- tigkeit ein regelmässiges, dem der Wärme, des Lichts und der Elektricität ähnliches Wirken. Sie verbindet im thierischen Körper, wie die Wärme in der leblosen Natur, den Sauerstoff mit dem Kohlenstoff; sie bildet in jenem Eyweissstoff und andere Substanzen, die in den Gewächsen durch den Einfluss des Lichts hervorgebracht werden; sie hält in demselben, wie die Elektricität in der Voltaischen Säule, Säuren und Alkalien von ein- ander getrennt, die ohne ihren Einfluss vereinigt seyn würden. Nur bey der periodischen Ausbil- dung des ganzen Körpers und seiner einzelnen Theile zeigen sich im gesunden Zustand Spuren ihrer eigenmächtigen Thätigkeit. Diese scheint in demselben Verhältniss abzunehmen, wie das Em- pfindungs- und Bewegungsvermögen an Stärke wächst. Sie erwacht aber in Krankheiten, und zwar oft desto mehr, je mehr die beyden letz- tern Kräfte geschwächt sind. Sie äussert sich dann als Heilkraft der Natur, als eine hö- here Kraft, worauf keine Gesetze der Reitzbar- keit anwendbar sind, und deren Wirkungen in einerley Classe mit den instinktartigen Handlun- gen der Thiere gehören, von welchen im fol- genden Kapitel die Rede seyn wird.
Zweytes
dungskraft, von welcher sie ein Ausfluſs ist, ge- mein. Aber im gesunden Zustand ist ihre Thä- tigkeit ein regelmäſsiges, dem der Wärme, des Lichts und der Elektricität ähnliches Wirken. Sie verbindet im thierischen Körper, wie die Wärme in der leblosen Natur, den Sauerstoff mit dem Kohlenstoff; sie bildet in jenem Eyweiſsstoff und andere Substanzen, die in den Gewächsen durch den Einfluſs des Lichts hervorgebracht werden; sie hält in demselben, wie die Elektricität in der Voltaischen Säule, Säuren und Alkalien von ein- ander getrennt, die ohne ihren Einfluſs vereinigt seyn würden. Nur bey der periodischen Ausbil- dung des ganzen Körpers und seiner einzelnen Theile zeigen sich im gesunden Zustand Spuren ihrer eigenmächtigen Thätigkeit. Diese scheint in demselben Verhältniſs abzunehmen, wie das Em- pfindungs- und Bewegungsvermögen an Stärke wächst. Sie erwacht aber in Krankheiten, und zwar oft desto mehr, je mehr die beyden letz- tern Kräfte geschwächt sind. Sie äuſsert sich dann als Heilkraft der Natur, als eine hö- here Kraft, worauf keine Gesetze der Reitzbar- keit anwendbar sind, und deren Wirkungen in einerley Classe mit den instinktartigen Handlun- gen der Thiere gehören, von welchen im fol- genden Kapitel die Rede seyn wird.
Zweytes
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0440"n="428"/>
dungskraft, von welcher sie ein Ausfluſs ist, ge-<lb/>
mein. Aber im gesunden Zustand ist ihre Thä-<lb/>
tigkeit ein regelmäſsiges, dem der Wärme, des<lb/>
Lichts und der Elektricität ähnliches Wirken. Sie<lb/>
verbindet im thierischen Körper, wie die Wärme<lb/>
in der leblosen Natur, den Sauerstoff mit dem<lb/>
Kohlenstoff; sie bildet in jenem Eyweiſsstoff und<lb/>
andere Substanzen, die in den Gewächsen durch<lb/>
den Einfluſs des Lichts hervorgebracht werden;<lb/>
sie hält in demselben, wie die Elektricität in der<lb/>
Voltaischen Säule, Säuren und Alkalien von ein-<lb/>
ander getrennt, die ohne ihren Einfluſs vereinigt<lb/>
seyn würden. Nur bey der periodischen Ausbil-<lb/>
dung des ganzen Körpers und seiner einzelnen<lb/>
Theile zeigen sich im gesunden Zustand Spuren<lb/>
ihrer eigenmächtigen Thätigkeit. Diese scheint in<lb/>
demselben Verhältniſs abzunehmen, wie das Em-<lb/>
pfindungs- und Bewegungsvermögen an Stärke<lb/>
wächst. Sie erwacht aber in Krankheiten, und<lb/>
zwar oft desto mehr, je mehr die beyden letz-<lb/>
tern Kräfte geschwächt sind. Sie äuſsert sich<lb/>
dann als <hirendition="#g">Heilkraft der Natur</hi>, als eine hö-<lb/>
here Kraft, worauf keine Gesetze der Reitzbar-<lb/>
keit anwendbar sind, und deren Wirkungen in<lb/>
einerley Classe mit den instinktartigen Handlun-<lb/>
gen der Thiere gehören, von welchen im fol-<lb/>
genden Kapitel die Rede seyn wird.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#g">Zweytes</hi></fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[428/0440]
dungskraft, von welcher sie ein Ausfluſs ist, ge-
mein. Aber im gesunden Zustand ist ihre Thä-
tigkeit ein regelmäſsiges, dem der Wärme, des
Lichts und der Elektricität ähnliches Wirken. Sie
verbindet im thierischen Körper, wie die Wärme
in der leblosen Natur, den Sauerstoff mit dem
Kohlenstoff; sie bildet in jenem Eyweiſsstoff und
andere Substanzen, die in den Gewächsen durch
den Einfluſs des Lichts hervorgebracht werden;
sie hält in demselben, wie die Elektricität in der
Voltaischen Säule, Säuren und Alkalien von ein-
ander getrennt, die ohne ihren Einfluſs vereinigt
seyn würden. Nur bey der periodischen Ausbil-
dung des ganzen Körpers und seiner einzelnen
Theile zeigen sich im gesunden Zustand Spuren
ihrer eigenmächtigen Thätigkeit. Diese scheint in
demselben Verhältniſs abzunehmen, wie das Em-
pfindungs- und Bewegungsvermögen an Stärke
wächst. Sie erwacht aber in Krankheiten, und
zwar oft desto mehr, je mehr die beyden letz-
tern Kräfte geschwächt sind. Sie äuſsert sich
dann als Heilkraft der Natur, als eine hö-
here Kraft, worauf keine Gesetze der Reitzbar-
keit anwendbar sind, und deren Wirkungen in
einerley Classe mit den instinktartigen Handlun-
gen der Thiere gehören, von welchen im fol-
genden Kapitel die Rede seyn wird.
Zweytes
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/440>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.