In diesen und ähnlichen Fällen wirken gewiss cosmische Kräfte. Bey manchen ist vielleicht die atmosphärische Elektricität die erregende Ursache. Aber bey allen kann es diese nicht seyn. Herr Jacobson aus Kopenhagen und Herr Professor Heineken, die hier in Bremen Versuche über den Einfluss des elektrischen Bades auf den Schlamm- peitzger mit einer starken Elektrisirmaschine mach- ten, bemerkten gar keinen Einfluss davon auf diesen, für Veränderungen des Wetters so em- pfindlichen Fisch.
Von welcher Beschaffenheit die hier wirken- den Einflüsse aber auch sind, so ist es doch ge- wiss, dass sie eine gewisse Stimmung des Ner- vensystems verursachen, wodurch Vorstellungen erweckt werden, die das Begehrungsvermögen in Thätigkeit setzen und dadurch die instinktartigen Handlungen hervorbringen. Bey dieser Art des Instinkts, welche auf die Erlangung oder Abwen- dung eines künftig eintretenden Eindrucks ab- zweckt, sind also immer die Seelenkräfte mit thätig. Von ihr lässt sich nicht annehmen, dass sie nach der Trennung des Gehirns noch eine Zeit lang fortdauert. Ein solches Fortwähren fin- det nur bey der Art statt, die durch einen ge- genwärtigen Eindruck veranlasst wird und sich blos auf diesen bezieht. Enthauptete Fliegen und Wespen suchen nur zu entfliehen, oder strecken
nur
V. Bd. F f
In diesen und ähnlichen Fällen wirken gewiſs cosmische Kräfte. Bey manchen ist vielleicht die atmosphärische Elektricität die erregende Ursache. Aber bey allen kann es diese nicht seyn. Herr Jacobson aus Kopenhagen und Herr Professor Heineken, die hier in Bremen Versuche über den Einfluſs des elektrischen Bades auf den Schlamm- peitzger mit einer starken Elektrisirmaschine mach- ten, bemerkten gar keinen Einfluſs davon auf diesen, für Veränderungen des Wetters so em- pfindlichen Fisch.
Von welcher Beschaffenheit die hier wirken- den Einflüsse aber auch sind, so ist es doch ge- wiſs, daſs sie eine gewisse Stimmung des Ner- vensystems verursachen, wodurch Vorstellungen erweckt werden, die das Begehrungsvermögen in Thätigkeit setzen und dadurch die instinktartigen Handlungen hervorbringen. Bey dieser Art des Instinkts, welche auf die Erlangung oder Abwen- dung eines künftig eintretenden Eindrucks ab- zweckt, sind also immer die Seelenkräfte mit thätig. Von ihr läſst sich nicht annehmen, daſs sie nach der Trennung des Gehirns noch eine Zeit lang fortdauert. Ein solches Fortwähren fin- det nur bey der Art statt, die durch einen ge- genwärtigen Eindruck veranlaſst wird und sich blos auf diesen bezieht. Enthauptete Fliegen und Wespen suchen nur zu entfliehen, oder strecken
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In diesen und ähnlichen Fällen wirken gewiſs
cosmische Kräfte. Bey manchen ist vielleicht die
atmosphärische Elektricität die erregende Ursache.
Aber bey allen kann es diese nicht seyn. Herr
Jacobson aus Kopenhagen und Herr Professor
Heineken, die hier in Bremen Versuche über den
Einfluſs des elektrischen Bades auf den Schlamm-
peitzger mit einer starken Elektrisirmaschine mach-
ten, bemerkten gar keinen Einfluſs davon auf
diesen, für Veränderungen des Wetters so em-
pfindlichen Fisch.
Von welcher Beschaffenheit die hier wirken-
den Einflüsse aber auch sind, so ist es doch ge-
wiſs, daſs sie eine gewisse Stimmung des Ner-
vensystems verursachen, wodurch Vorstellungen
erweckt werden, die das Begehrungsvermögen in
Thätigkeit setzen und dadurch die instinktartigen
Handlungen hervorbringen. Bey dieser Art des
Instinkts, welche auf die Erlangung oder Abwen-
dung eines künftig eintretenden Eindrucks ab-
zweckt, sind also immer die Seelenkräfte mit
thätig. Von ihr läſst sich nicht annehmen, daſs
sie nach der Trennung des Gehirns noch eine
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det nur bey der Art statt, die durch einen ge-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/461>, abgerufen am 28.11.2024.
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