Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818.

Bild:
<< vorherige Seite

Eingiessen von kaltem Wasser hervortreibt, nur
eine Temperatur von 80 bis 843/4°. Souslike, die
einige Tage in einem Eiskeller zugebracht hatten
und dort eingeschlafen waren, hatten gar nur
eine Wärme von 56°. Andere, die im Anfang
des Junius in einer kalten Nacht lethargisch ge-
worden, am folgenden Morgen aber durch die
Sonnenwärme wieder erweckt waren, zeigten im
Anfang des Erwachens, wo das Herz ohngefähr
dreymal binnen zwey Secunden schlug, eine Wär-
me von 59° bey einer Temperatur der Atmo-
sphäre von 67° q). Bey schlafenden Igeln fand
Hunter r) die Temperatur, je nachdem die Luft
kälter oder wärmer war, 30 bis 45°.

Bey diesen lethargischen Thieren sieht man
deutlich, dass die Wärme derselben unabhängig
von der äussern Temperatur ist, und durch eine
innere Thätigkeit des Organismus hervorgebracht
wird. Auch mitten im Winter bey strenger Kälte
aufgeweckt, erhalten sie doch eine Temperatur,
die einerley mit der, welche sie im Sommer be-
sitzen, oder doch nur um wenige Grade niedri-
ger ist.

Aber nicht mit gleicher Kraft wie bey einer
niedrigen Temperatur vermögen die Säugthiere
bey hohen Graden von Hitze ihre eigenthümliche

Wär-
q) Pallas a. a. O. p. 135. 136.
r) A. a. O.

Eingieſsen von kaltem Wasser hervortreibt, nur
eine Temperatur von 80 bis 84¾°. Souslike, die
einige Tage in einem Eiskeller zugebracht hatten
und dort eingeschlafen waren, hatten gar nur
eine Wärme von 56°. Andere, die im Anfang
des Junius in einer kalten Nacht lethargisch ge-
worden, am folgenden Morgen aber durch die
Sonnenwärme wieder erweckt waren, zeigten im
Anfang des Erwachens, wo das Herz ohngefähr
dreymal binnen zwey Secunden schlug, eine Wär-
me von 59° bey einer Temperatur der Atmo-
sphäre von 67° q). Bey schlafenden Igeln fand
Hunter r) die Temperatur, je nachdem die Luft
kälter oder wärmer war, 30 bis 45°.

Bey diesen lethargischen Thieren sieht man
deutlich, daſs die Wärme derselben unabhängig
von der äuſsern Temperatur ist, und durch eine
innere Thätigkeit des Organismus hervorgebracht
wird. Auch mitten im Winter bey strenger Kälte
aufgeweckt, erhalten sie doch eine Temperatur,
die einerley mit der, welche sie im Sommer be-
sitzen, oder doch nur um wenige Grade niedri-
ger ist.

Aber nicht mit gleicher Kraft wie bey einer
niedrigen Temperatur vermögen die Säugthiere
bey hohen Graden von Hitze ihre eigenthümliche

Wär-
q) Pallas a. a. O. p. 135. 136.
r) A. a. O.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0048" n="36"/>
Eingie&#x017F;sen von kaltem Wasser hervortreibt, nur<lb/>
eine Temperatur von 80 bis 84¾°. Souslike, die<lb/>
einige Tage in einem Eiskeller zugebracht hatten<lb/>
und dort eingeschlafen waren, hatten gar nur<lb/>
eine Wärme von 56°. Andere, die im Anfang<lb/>
des Junius in einer kalten Nacht lethargisch ge-<lb/>
worden, am folgenden Morgen aber durch die<lb/>
Sonnenwärme wieder erweckt waren, zeigten im<lb/>
Anfang des Erwachens, wo das Herz ohngefähr<lb/>
dreymal binnen zwey Secunden schlug, eine Wär-<lb/>
me von 59° bey einer Temperatur der Atmo-<lb/>
sphäre von 67° <note place="foot" n="q)"><hi rendition="#k">Pallas</hi> a. a. O. p. 135. 136.</note>. Bey schlafenden Igeln fand<lb/><hi rendition="#k">Hunter</hi> <note place="foot" n="r)">A. a. O.</note> die Temperatur, je nachdem die Luft<lb/>
kälter oder wärmer war, 30 bis 45°.</p><lb/>
              <p>Bey diesen lethargischen Thieren sieht man<lb/>
deutlich, da&#x017F;s die Wärme derselben unabhängig<lb/>
von der äu&#x017F;sern Temperatur ist, und durch eine<lb/>
innere Thätigkeit des Organismus hervorgebracht<lb/>
wird. Auch mitten im Winter bey strenger Kälte<lb/>
aufgeweckt, erhalten sie doch eine Temperatur,<lb/>
die einerley mit der, welche sie im Sommer be-<lb/>
sitzen, oder doch nur um wenige Grade niedri-<lb/>
ger ist.</p><lb/>
              <p>Aber nicht mit gleicher Kraft wie bey einer<lb/>
niedrigen Temperatur vermögen die Säugthiere<lb/>
bey hohen Graden von Hitze ihre eigenthümliche<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wär-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0048] Eingieſsen von kaltem Wasser hervortreibt, nur eine Temperatur von 80 bis 84¾°. Souslike, die einige Tage in einem Eiskeller zugebracht hatten und dort eingeschlafen waren, hatten gar nur eine Wärme von 56°. Andere, die im Anfang des Junius in einer kalten Nacht lethargisch ge- worden, am folgenden Morgen aber durch die Sonnenwärme wieder erweckt waren, zeigten im Anfang des Erwachens, wo das Herz ohngefähr dreymal binnen zwey Secunden schlug, eine Wär- me von 59° bey einer Temperatur der Atmo- sphäre von 67° q). Bey schlafenden Igeln fand Hunter r) die Temperatur, je nachdem die Luft kälter oder wärmer war, 30 bis 45°. Bey diesen lethargischen Thieren sieht man deutlich, daſs die Wärme derselben unabhängig von der äuſsern Temperatur ist, und durch eine innere Thätigkeit des Organismus hervorgebracht wird. Auch mitten im Winter bey strenger Kälte aufgeweckt, erhalten sie doch eine Temperatur, die einerley mit der, welche sie im Sommer be- sitzen, oder doch nur um wenige Grade niedri- ger ist. Aber nicht mit gleicher Kraft wie bey einer niedrigen Temperatur vermögen die Säugthiere bey hohen Graden von Hitze ihre eigenthümliche Wär- q) Pallas a. a. O. p. 135. 136. r) A. a. O.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/48
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/48>, abgerufen am 03.12.2024.