Man kann gegen diese Versuche einwenden, dass bey der Vermischung des Bluts mit Wasser vielleicht eine chemische Wirkung eintritt, wo- durch die Wärmecapacität des erstern verändert wird, und dass es ein unrichtiges Verfahren von J. Davy war, den Faserstoff vom Blut zu tren- nen, dasselbe vier Stunden stehen zu lassen, und dann erst dessen Wärmecapacität zu untersuchen z). Da aber bey diesen und mehrern andern Mängeln und bey der Schwürigkeit, sich reines Venen- und Arterienblut zu verschaffen, dennoch die obi- gen Erfahrungen immer eine höhere Wärmecapa- cität des Arterienbluts anzeigten, so ist zu ver- muthen, dass die letztere bey genauern Versu- chen noch weit höher ausfallen würde. Jene Er- fahrungen sprechen also für, und nicht, wie Davy selber meint, gegen die Richtigkeit der Craw- fordschen Angaben.
Woher nun diese Verschiedenheit beyder Blut- arten? Der Grund kann kein anderer, als eine stärkere Ausdehnung des Bluts in den Arterien seyn. Dafür spricht die, schon von Hammer- schmidta) bemerkte und durch J. Davy's obige Versuche bestätigte geringere specifische Schwere des Arterienbluts in Vergleichung mit dem Blut
der
z) M. vergl. Thomson's Bemerkungen in dessen An- nals of Philosophy. Y. 1814. March. p. 229.
a) Notabile discrimen inter sanguinem arteriosum et venosum. Gottingae. 1756. p. 18.
Man kann gegen diese Versuche einwenden, daſs bey der Vermischung des Bluts mit Wasser vielleicht eine chemische Wirkung eintritt, wo- durch die Wärmecapacität des erstern verändert wird, und daſs es ein unrichtiges Verfahren von J. Davy war, den Faserstoff vom Blut zu tren- nen, dasselbe vier Stunden stehen zu lassen, und dann erst dessen Wärmecapacität zu untersuchen z). Da aber bey diesen und mehrern andern Mängeln und bey der Schwürigkeit, sich reines Venen- und Arterienblut zu verschaffen, dennoch die obi- gen Erfahrungen immer eine höhere Wärmecapa- cität des Arterienbluts anzeigten, so ist zu ver- muthen, daſs die letztere bey genauern Versu- chen noch weit höher ausfallen würde. Jene Er- fahrungen sprechen also für, und nicht, wie Davy selber meint, gegen die Richtigkeit der Craw- fordschen Angaben.
Woher nun diese Verschiedenheit beyder Blut- arten? Der Grund kann kein anderer, als eine stärkere Ausdehnung des Bluts in den Arterien seyn. Dafür spricht die, schon von Hammer- schmidta) bemerkte und durch J. Davy’s obige Versuche bestätigte geringere specifische Schwere des Arterienbluts in Vergleichung mit dem Blut
der
z) M. vergl. Thomson’s Bemerkungen in dessen An- nals of Philosophy. Y. 1814. March. p. 229.
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Man kann gegen diese Versuche einwenden,
daſs bey der Vermischung des Bluts mit Wasser
vielleicht eine chemische Wirkung eintritt, wo-
durch die Wärmecapacität des erstern verändert
wird, und daſs es ein unrichtiges Verfahren von
J. Davy war, den Faserstoff vom Blut zu tren-
nen, dasselbe vier Stunden stehen zu lassen, und
dann erst dessen Wärmecapacität zu untersuchen z).
Da aber bey diesen und mehrern andern Mängeln
und bey der Schwürigkeit, sich reines Venen-
und Arterienblut zu verschaffen, dennoch die obi-
gen Erfahrungen immer eine höhere Wärmecapa-
cität des Arterienbluts anzeigten, so ist zu ver-
muthen, daſs die letztere bey genauern Versu-
chen noch weit höher ausfallen würde. Jene Er-
fahrungen sprechen also für, und nicht, wie Davy
selber meint, gegen die Richtigkeit der Craw-
fordschen Angaben.
Woher nun diese Verschiedenheit beyder Blut-
arten? Der Grund kann kein anderer, als eine
stärkere Ausdehnung des Bluts in den Arterien
seyn. Dafür spricht die, schon von Hammer-
schmidt a) bemerkte und durch J. Davy’s obige
Versuche bestätigte geringere specifische Schwere
des Arterienbluts in Vergleichung mit dem Blut
der
z) M. vergl. Thomson’s Bemerkungen in dessen An-
nals of Philosophy. Y. 1814. March. p. 229.
a) Notabile discrimen inter sanguinem arteriosum et
venosum. Gottingae. 1756. p. 18.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/75>, abgerufen am 26.11.2024.
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