so die Erhöhung der Temperatur des ganzen Kör- pers 40° betragen. Stand nun der Wärmemesser während dieser Zeit auf 64°, und hatte der Kör- per anfangs einerley Temperatur mit der Luft, so wird die Wärme desselben nach 34,56 Minuten = 40° + 64° = 104° betragen, wenn von den 40° nichts verlohren gegangen wäre. Dieser Verlust kann indess wegen der geringen Leitungsfähigheit des thierischen Körpers während jener Zeit höch- stens 20° betragen. Die Temperatur des ganzen Körpers wird also unter den angeführten Voraus- setzungen 84° nach 35 Minuten seyn.
Diese Rechnung soll nur erläutern, nicht be- weisen. Die dabey zum Grunde gelegte Voraus- setzung, dass ein thierischer Körper sich von gänz- lichem Mangel an eigener Temperatur zum Maxi- mum der Lebenswärme erhebt, findet nirgends als bey Scheintodten und bey den lethargischen Thieren statt. Ueber die Rückkehr der Wärme beym Erwachen Scheintodter giebt es keine, mir bekannte Erfahrung. Ueber die Zeit, in welcher erweckte lethargische Thiere vom Minimum ihrer Temperatur zum Maximum gelangen, hat aber Saissyv) einige Erfahrungen bekannt gemacht, nach welchen ein Murmelthier 8 bis 9, ein Igel 5 bis 6, eine Fledermaus 3 bis 4, und eine Ha- selmaus 2 Stunden gebrauchte, um das Maximum
ihrer
v) Rechorches experimentales sur la Physique des ani- maux mammiferes hybernans. a Paris. 1809. p. 19.
so die Erhöhung der Temperatur des ganzen Kör- pers 40° betragen. Stand nun der Wärmemesser während dieser Zeit auf 64°, und hatte der Kör- per anfangs einerley Temperatur mit der Luft, so wird die Wärme desselben nach 34,56 Minuten = 40° + 64° = 104° betragen, wenn von den 40° nichts verlohren gegangen wäre. Dieser Verlust kann indeſs wegen der geringen Leitungsfähigheit des thierischen Körpers während jener Zeit höch- stens 20° betragen. Die Temperatur des ganzen Körpers wird also unter den angeführten Voraus- setzungen 84° nach 35 Minuten seyn.
Diese Rechnung soll nur erläutern, nicht be- weisen. Die dabey zum Grunde gelegte Voraus- setzung, daſs ein thierischer Körper sich von gänz- lichem Mangel an eigener Temperatur zum Maxi- mum der Lebenswärme erhebt, findet nirgends als bey Scheintodten und bey den lethargischen Thieren statt. Ueber die Rückkehr der Wärme beym Erwachen Scheintodter giebt es keine, mir bekannte Erfahrung. Ueber die Zeit, in welcher erweckte lethargische Thiere vom Minimum ihrer Temperatur zum Maximum gelangen, hat aber Saissyv) einige Erfahrungen bekannt gemacht, nach welchen ein Murmelthier 8 bis 9, ein Igel 5 bis 6, eine Fledermaus 3 bis 4, und eine Ha- selmaus 2 Stunden gebrauchte, um das Maximum
ihrer
v) Réchorches expérimentales sur la Physique des ani- maux mammiféres hybernans. à Paris. 1809. p. 19.
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so die Erhöhung der Temperatur des ganzen Kör-
pers 40° betragen. Stand nun der Wärmemesser
während dieser Zeit auf 64°, und hatte der Kör-
per anfangs einerley Temperatur mit der Luft,
so wird die Wärme desselben nach 34,56 Minuten
= 40° + 64° = 104° betragen, wenn von den 40°
nichts verlohren gegangen wäre. Dieser Verlust
kann indeſs wegen der geringen Leitungsfähigheit
des thierischen Körpers während jener Zeit höch-
stens 20° betragen. Die Temperatur des ganzen
Körpers wird also unter den angeführten Voraus-
setzungen 84° nach 35 Minuten seyn.
Diese Rechnung soll nur erläutern, nicht be-
weisen. Die dabey zum Grunde gelegte Voraus-
setzung, daſs ein thierischer Körper sich von gänz-
lichem Mangel an eigener Temperatur zum Maxi-
mum der Lebenswärme erhebt, findet nirgends
als bey Scheintodten und bey den lethargischen
Thieren statt. Ueber die Rückkehr der Wärme
beym Erwachen Scheintodter giebt es keine, mir
bekannte Erfahrung. Ueber die Zeit, in welcher
erweckte lethargische Thiere vom Minimum ihrer
Temperatur zum Maximum gelangen, hat aber
Saissy v) einige Erfahrungen bekannt gemacht,
nach welchen ein Murmelthier 8 bis 9, ein Igel
5 bis 6, eine Fledermaus 3 bis 4, und eine Ha-
selmaus 2 Stunden gebrauchte, um das Maximum
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v) Réchorches expérimentales sur la Physique des ani-
maux mammiféres hybernans. à Paris. 1809. p. 19.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/91>, abgerufen am 28.11.2024.
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