die den Forderungen einer strengen Kritik genü- gen, dass es wenige giebt, welche diesen For- derungen entsprechen, und dass sich aus den meisten der vorhandenen nicht viel mit Sicher- heit schliessen lässt. Demohngeachtet aber sind manche derselben von Werth und lassen sich, mit Umsicht benutzt, zur Entwickelung wichti- ger Sätze anwenden.
In Hinsicht des zweyten Punkts, den wir zu untersuchen haben, giebt es zweyerley That- sachen, die uns Aufklärung geben können. Die erste ist der Eintritt halbseitiger Lähmungen nach örtlichen Krankheiten des Gehirns und Rückenmarks.
Es ist eine alte, schon von Hippokrates und Aretäus erwähnte Beobachtung, dass Ver- letzungen der einen Hälfte des Gehirns Lähmun- gen der entgegengesetzten und Zuckungen der gleichseitigen, Verwundungen des Rückenmarks aber Lähmungen der gleichseitigen und Convul- sionen der entgegengesetzten Hälfte des Systems der willkührlichen Muskeln des Rumpfs und der äussern Glieder zur Folge haben. Bis auf Val- salva galt dieser Satz vorzüglich nur von Läh- mungen, die nach Wunden des Gehirns ent- stehen. Valsalvag) dehnte ihn auch auf Feh-
ler
g) Tractat. de aure. C. 5. Opp. Ed. 4. p. 68.
die den Forderungen einer strengen Kritik genü- gen, daſs es wenige giebt, welche diesen For- derungen entsprechen, und daſs sich aus den meisten der vorhandenen nicht viel mit Sicher- heit schlieſsen läſst. Demohngeachtet aber sind manche derselben von Werth und lassen sich, mit Umsicht benutzt, zur Entwickelung wichti- ger Sätze anwenden.
In Hinsicht des zweyten Punkts, den wir zu untersuchen haben, giebt es zweyerley That- sachen, die uns Aufklärung geben können. Die erste ist der Eintritt halbseitiger Lähmungen nach örtlichen Krankheiten des Gehirns und Rückenmarks.
Es ist eine alte, schon von Hippokrates und Aretäus erwähnte Beobachtung, daſs Ver- letzungen der einen Hälfte des Gehirns Lähmun- gen der entgegengesetzten und Zuckungen der gleichseitigen, Verwundungen des Rückenmarks aber Lähmungen der gleichseitigen und Convul- sionen der entgegengesetzten Hälfte des Systems der willkührlichen Muskeln des Rumpfs und der äuſsern Glieder zur Folge haben. Bis auf Val- salva galt dieser Satz vorzüglich nur von Läh- mungen, die nach Wunden des Gehirns ent- stehen. Valsalvag) dehnte ihn auch auf Feh-
ler
g) Tractat. de aure. C. 5. Opp. Ed. 4. p. 68.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0130"n="114"/>
die den Forderungen einer strengen Kritik genü-<lb/>
gen, daſs es wenige giebt, welche diesen For-<lb/>
derungen entsprechen, und daſs sich aus den<lb/>
meisten der vorhandenen nicht viel mit Sicher-<lb/>
heit schlieſsen läſst. Demohngeachtet aber sind<lb/>
manche derselben von Werth und lassen sich,<lb/>
mit Umsicht benutzt, zur Entwickelung wichti-<lb/>
ger Sätze anwenden.</p><lb/><p>In Hinsicht des zweyten Punkts, den wir<lb/>
zu untersuchen haben, giebt es zweyerley That-<lb/>
sachen, die uns Aufklärung geben können. Die<lb/>
erste ist der Eintritt halbseitiger Lähmungen<lb/>
nach örtlichen Krankheiten des Gehirns und<lb/>
Rückenmarks.</p><lb/><p>Es ist eine alte, schon von <hirendition="#k">Hippokrates</hi><lb/>
und <hirendition="#k">Aretäus</hi> erwähnte Beobachtung, daſs Ver-<lb/>
letzungen der einen Hälfte des Gehirns Lähmun-<lb/>
gen der entgegengesetzten und Zuckungen der<lb/>
gleichseitigen, Verwundungen des Rückenmarks<lb/>
aber Lähmungen der gleichseitigen und Convul-<lb/>
sionen der entgegengesetzten Hälfte des Systems<lb/>
der willkührlichen Muskeln des Rumpfs und der<lb/>
äuſsern Glieder zur Folge haben. Bis auf <hirendition="#k">Val-<lb/>
salva</hi> galt dieser Satz vorzüglich nur von Läh-<lb/>
mungen, die nach Wunden des Gehirns ent-<lb/>
stehen. <hirendition="#k">Valsalva</hi><noteplace="foot"n="g)">Tractat. de aure. C. 5. Opp. Ed. 4. p. 68.</note> dehnte ihn auch auf Feh-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ler</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[114/0130]
die den Forderungen einer strengen Kritik genü-
gen, daſs es wenige giebt, welche diesen For-
derungen entsprechen, und daſs sich aus den
meisten der vorhandenen nicht viel mit Sicher-
heit schlieſsen läſst. Demohngeachtet aber sind
manche derselben von Werth und lassen sich,
mit Umsicht benutzt, zur Entwickelung wichti-
ger Sätze anwenden.
In Hinsicht des zweyten Punkts, den wir
zu untersuchen haben, giebt es zweyerley That-
sachen, die uns Aufklärung geben können. Die
erste ist der Eintritt halbseitiger Lähmungen
nach örtlichen Krankheiten des Gehirns und
Rückenmarks.
Es ist eine alte, schon von Hippokrates
und Aretäus erwähnte Beobachtung, daſs Ver-
letzungen der einen Hälfte des Gehirns Lähmun-
gen der entgegengesetzten und Zuckungen der
gleichseitigen, Verwundungen des Rückenmarks
aber Lähmungen der gleichseitigen und Convul-
sionen der entgegengesetzten Hälfte des Systems
der willkührlichen Muskeln des Rumpfs und der
äuſsern Glieder zur Folge haben. Bis auf Val-
salva galt dieser Satz vorzüglich nur von Läh-
mungen, die nach Wunden des Gehirns ent-
stehen. Valsalva g) dehnte ihn auch auf Feh-
ler
g) Tractat. de aure. C. 5. Opp. Ed. 4. p. 68.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/130>, abgerufen am 30.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.