Nerven, welcher der zweyten Hypothese günstig ist. Er fand, dass die Markfasern des äussern Randes an der obern und untern Fläche des Chiasma sich gerades Weges nach dem Auge der nämlichen Seite begeben, die Mitte der Ver- einigungsstelle aber ein einförmiges Gewebe ent- hielt. Noch näher kommen jener Voraussetzung Caldani's v) Beobachtungen, nach welchen in dem Chiasma von Sehenerven, die in Salpeter- säure gelegen hatten, die äussern Markfasern zu dem gleichseitigen, die innern aber, bündelweise und ästig getheilt, zum entgegengesetzten Auge gingen. Die Gebrüder Wenzelw) sahen gleich- falls die äussern Fasern der Wurzel jedes der beyden menschlichen Sehenerven durch die Ver- einigungsstelle in den gleichseitigen Nerven über- gehen, ohne sich mit denen der andern Seite zu verbinden. Diese äussern Fasern machten den grössern Theil der ganzen Masse aus. Der klei- nere innere Theil der Fasern beyder Wurzeln bildete im Innern des Chiasma eine Verflechtung; der Lauf dieser Fasern war von dem der äussern verschieden, und offenbar nach der ent- gegengesetzten Seite hingerichtet. Eben so zeigte sich mir der Lauf der Fasern in dem wagerecht durchschnittenen Chiasma einer Simia Aygula. Hier aber waren der innern, mit einander ver-
floch-
v) Opusc. anat. p. 37.
w) De penitiori cerebri struct. C. XI. p. 109.
Nerven, welcher der zweyten Hypothese günstig ist. Er fand, daſs die Markfasern des äuſsern Randes an der obern und untern Fläche des Chiasma sich gerades Weges nach dem Auge der nämlichen Seite begeben, die Mitte der Ver- einigungsstelle aber ein einförmiges Gewebe ent- hielt. Noch näher kommen jener Voraussetzung Caldani’s v) Beobachtungen, nach welchen in dem Chiasma von Sehenerven, die in Salpeter- säure gelegen hatten, die äuſsern Markfasern zu dem gleichseitigen, die innern aber, bündelweise und ästig getheilt, zum entgegengesetzten Auge gingen. Die Gebrüder Wenzelw) sahen gleich- falls die äuſsern Fasern der Wurzel jedes der beyden menschlichen Sehenerven durch die Ver- einigungsstelle in den gleichseitigen Nerven über- gehen, ohne sich mit denen der andern Seite zu verbinden. Diese äuſsern Fasern machten den gröſsern Theil der ganzen Masse aus. Der klei- nere innere Theil der Fasern beyder Wurzeln bildete im Innern des Chiasma eine Verflechtung; der Lauf dieser Fasern war von dem der äuſsern verschieden, und offenbar nach der ent- gegengesetzten Seite hingerichtet. Eben so zeigte sich mir der Lauf der Fasern in dem wagerecht durchschnittenen Chiasma einer Simia Aygula. Hier aber waren der innern, mit einander ver-
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v) Opusc. anat. p. 37.
w) De penitiori cerebri struct. C. XI. p. 109.
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Nerven, welcher der zweyten Hypothese günstig
ist. Er fand, daſs die Markfasern des äuſsern
Randes an der obern und untern Fläche des
Chiasma sich gerades Weges nach dem Auge
der nämlichen Seite begeben, die Mitte der Ver-
einigungsstelle aber ein einförmiges Gewebe ent-
hielt. Noch näher kommen jener Voraussetzung
Caldani’s v) Beobachtungen, nach welchen in
dem Chiasma von Sehenerven, die in Salpeter-
säure gelegen hatten, die äuſsern Markfasern zu
dem gleichseitigen, die innern aber, bündelweise
und ästig getheilt, zum entgegengesetzten Auge
gingen. Die Gebrüder Wenzel w) sahen gleich-
falls die äuſsern Fasern der Wurzel jedes der
beyden menschlichen Sehenerven durch die Ver-
einigungsstelle in den gleichseitigen Nerven über-
gehen, ohne sich mit denen der andern Seite zu
verbinden. Diese äuſsern Fasern machten den
gröſsern Theil der ganzen Masse aus. Der klei-
nere innere Theil der Fasern beyder Wurzeln
bildete im Innern des Chiasma eine Verflechtung;
der Lauf dieser Fasern war von dem der
äuſsern verschieden, und offenbar nach der ent-
gegengesetzten Seite hingerichtet. Eben so zeigte
sich mir der Lauf der Fasern in dem wagerecht
durchschnittenen Chiasma einer Simia Aygula.
Hier aber waren der innern, mit einander ver-
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v) Opusc. anat. p. 37.
w) De penitiori cerebri struct. C. XI. p. 109.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/146>, abgerufen am 22.11.2024.
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