Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

die sich zuweilen binnen einigen Tagen wieder
verliert. Erstreckt sich aber die Verletzung bis
zu den Organen der Seitenhöhlen, so erfolgt
völlige Lähmung, und bald nachher der Tod z).
Die gestreiften Körper und die vordern Theile
der Sehehügel sind also die Organe, von wel-
chen der erste Impuls zu willkührlichen Bewe-
gungen ausgehen kann. Dass derselbe immer
von ihnen ausgeht, folgt aber nicht. Physische
Einwirkungen können auch von jeder andern
Stelle aus, welche in der Ausbreitung der
Stränge des verlängerten Marks liegt, oder mit
diesen in naher Verbindung steht, unwillkühr-
liche Muskelbewegungen und Lähmungen ver-
ursachen. Ueberhaupt scheint bey höherer Reitz-
barkeit jede heftige, örtliche Reitzung, welchen
Theil des Gehirns sie auch trifft, zu den Bewe-
gungsorganen fortgepflanzt zu werden, woraus
sich der so sehr verschiedene Erfolg erklären
lässt, den Reitzungen und Verletzungen der ver-
schiedenen Hirnorgane bey lebenden Thieren
haben.

Aus der Radiation des verlängerten Marks,
die sich aufwärts bis in die gestreiften Körper
und die Sehehügel, und nach unten durch das
Rückenmark erstreckt, entspringen nicht nur alle
Nerven der willkührlichen Bewegung, sondern

auch
z) Arnemann a. a. O. S. 173.

die sich zuweilen binnen einigen Tagen wieder
verliert. Erstreckt sich aber die Verletzung bis
zu den Organen der Seitenhöhlen, so erfolgt
völlige Lähmung, und bald nachher der Tod z).
Die gestreiften Körper und die vordern Theile
der Sehehügel sind also die Organe, von wel-
chen der erste Impuls zu willkührlichen Bewe-
gungen ausgehen kann. Daſs derselbe immer
von ihnen ausgeht, folgt aber nicht. Physische
Einwirkungen können auch von jeder andern
Stelle aus, welche in der Ausbreitung der
Stränge des verlängerten Marks liegt, oder mit
diesen in naher Verbindung steht, unwillkühr-
liche Muskelbewegungen und Lähmungen ver-
ursachen. Ueberhaupt scheint bey höherer Reitz-
barkeit jede heftige, örtliche Reitzung, welchen
Theil des Gehirns sie auch trifft, zu den Bewe-
gungsorganen fortgepflanzt zu werden, woraus
sich der so sehr verschiedene Erfolg erklären
läſst, den Reitzungen und Verletzungen der ver-
schiedenen Hirnorgane bey lebenden Thieren
haben.

Aus der Radiation des verlängerten Marks,
die sich aufwärts bis in die gestreiften Körper
und die Sehehügel, und nach unten durch das
Rückenmark erstreckt, entspringen nicht nur alle
Nerven der willkührlichen Bewegung, sondern

auch
z) Arnemann a. a. O. S. 173.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0150" n="134"/>
die sich zuweilen binnen einigen Tagen wieder<lb/>
verliert. Erstreckt sich aber die Verletzung bis<lb/>
zu den Organen der Seitenhöhlen, so erfolgt<lb/>
völlige Lähmung, und bald nachher der Tod <note place="foot" n="z)"><hi rendition="#k">Arnemann</hi> a. a. O. S. 173.</note>.<lb/>
Die gestreiften Körper und die vordern Theile<lb/>
der Sehehügel sind also die Organe, von wel-<lb/>
chen der erste Impuls zu willkührlichen Bewe-<lb/>
gungen ausgehen kann. Da&#x017F;s derselbe immer<lb/>
von ihnen ausgeht, folgt aber nicht. Physische<lb/>
Einwirkungen können auch von jeder andern<lb/>
Stelle aus, welche in der Ausbreitung der<lb/>
Stränge des verlängerten Marks liegt, oder mit<lb/>
diesen in naher Verbindung steht, unwillkühr-<lb/>
liche Muskelbewegungen und Lähmungen ver-<lb/>
ursachen. Ueberhaupt scheint bey höherer Reitz-<lb/>
barkeit jede heftige, örtliche Reitzung, welchen<lb/>
Theil des Gehirns sie auch trifft, zu den Bewe-<lb/>
gungsorganen fortgepflanzt zu werden, woraus<lb/>
sich der so sehr verschiedene Erfolg erklären<lb/>&#x017F;st, den Reitzungen und Verletzungen der ver-<lb/>
schiedenen Hirnorgane bey lebenden Thieren<lb/>
haben.</p><lb/>
              <p>Aus der Radiation des verlängerten Marks,<lb/>
die sich aufwärts bis in die gestreiften Körper<lb/>
und die Sehehügel, und nach unten durch das<lb/>
Rückenmark erstreckt, entspringen nicht nur alle<lb/>
Nerven der willkührlichen Bewegung, sondern<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0150] die sich zuweilen binnen einigen Tagen wieder verliert. Erstreckt sich aber die Verletzung bis zu den Organen der Seitenhöhlen, so erfolgt völlige Lähmung, und bald nachher der Tod z). Die gestreiften Körper und die vordern Theile der Sehehügel sind also die Organe, von wel- chen der erste Impuls zu willkührlichen Bewe- gungen ausgehen kann. Daſs derselbe immer von ihnen ausgeht, folgt aber nicht. Physische Einwirkungen können auch von jeder andern Stelle aus, welche in der Ausbreitung der Stränge des verlängerten Marks liegt, oder mit diesen in naher Verbindung steht, unwillkühr- liche Muskelbewegungen und Lähmungen ver- ursachen. Ueberhaupt scheint bey höherer Reitz- barkeit jede heftige, örtliche Reitzung, welchen Theil des Gehirns sie auch trifft, zu den Bewe- gungsorganen fortgepflanzt zu werden, woraus sich der so sehr verschiedene Erfolg erklären läſst, den Reitzungen und Verletzungen der ver- schiedenen Hirnorgane bey lebenden Thieren haben. Aus der Radiation des verlängerten Marks, die sich aufwärts bis in die gestreiften Körper und die Sehehügel, und nach unten durch das Rückenmark erstreckt, entspringen nicht nur alle Nerven der willkührlichen Bewegung, sondern auch z) Arnemann a. a. O. S. 173.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/150
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/150>, abgerufen am 21.11.2024.