ren, die insgesammt sehr dünne Sehenerven be- sitzen und wenig durch den Gesichtssinn gelei- tet werden, ist diese Decke noch sehr wenig gewölbt und auf der obern Seite ohne alle Windungen, obgleich sie schon mehr Masse und Wölbung als beym Maulwurfe hat. Hingegen beym Eichhörnchen, dem Hasen und allen übri- gen Nagethieren, die grössere Sehenerven be- sitzen und mehr von den Augen Gebrauch machen, ist sie weit entwickelter, und beym Ha- sen schon gefalten. Die ganze äussere Masse des grossen Gehirns ist grösser und von zusam- mengesetzterm Bau als im ganzen übrigen Thier- reiche bey dem Menschen, den Affen und dem Delphin, also bey denen Geschlechtern der Säug- thiere, die mehr in und durch Vorstellungen des Gesichts als des Geruchssinns leben.
Wo sich Riechfortsätze bilden, nimmt die übrige äussere Hirnmasse ab. Doch auch diese Organe stehen keinesweges ihrem ganzen Um- fange nach mit der Schärfe des Geruchs in Ver- hältniss, sondern es ist vorzüglich die Breite des auf ihrer untern Fläche an derselben Stelle, wo der Geruchsnerve des Menschen liegt, be- findlichen Markstreifen, von dessen Ausdehnung diese Schärfe abhängt. Was also die Riechkör- per noch sonst an Hirnmasse enthalten, dient zu
andern
ren, die insgesammt sehr dünne Sehenerven be- sitzen und wenig durch den Gesichtssinn gelei- tet werden, ist diese Decke noch sehr wenig gewölbt und auf der obern Seite ohne alle Windungen, obgleich sie schon mehr Masse und Wölbung als beym Maulwurfe hat. Hingegen beym Eichhörnchen, dem Hasen und allen übri- gen Nagethieren, die gröſsere Sehenerven be- sitzen und mehr von den Augen Gebrauch machen, ist sie weit entwickelter, und beym Ha- sen schon gefalten. Die ganze äuſsere Masse des groſsen Gehirns ist gröſser und von zusam- mengesetzterm Bau als im ganzen übrigen Thier- reiche bey dem Menschen, den Affen und dem Delphin, also bey denen Geschlechtern der Säug- thiere, die mehr in und durch Vorstellungen des Gesichts als des Geruchssinns leben.
Wo sich Riechfortsätze bilden, nimmt die übrige äuſsere Hirnmasse ab. Doch auch diese Organe stehen keinesweges ihrem ganzen Um- fange nach mit der Schärfe des Geruchs in Ver- hältniſs, sondern es ist vorzüglich die Breite des auf ihrer untern Fläche an derselben Stelle, wo der Geruchsnerve des Menschen liegt, be- findlichen Markstreifen, von dessen Ausdehnung diese Schärfe abhängt. Was also die Riechkör- per noch sonst an Hirnmasse enthalten, dient zu
andern
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ren, die insgesammt sehr dünne Sehenerven be-
sitzen und wenig durch den Gesichtssinn gelei-
tet werden, ist diese Decke noch sehr wenig
gewölbt und auf der obern Seite ohne alle
Windungen, obgleich sie schon mehr Masse und
Wölbung als beym Maulwurfe hat. Hingegen
beym Eichhörnchen, dem Hasen und allen übri-
gen Nagethieren, die gröſsere Sehenerven be-
sitzen und mehr von den Augen Gebrauch
machen, ist sie weit entwickelter, und beym Ha-
sen schon gefalten. Die ganze äuſsere Masse
des groſsen Gehirns ist gröſser und von zusam-
mengesetzterm Bau als im ganzen übrigen Thier-
reiche bey dem Menschen, den Affen und dem
Delphin, also bey denen Geschlechtern der Säug-
thiere, die mehr in und durch Vorstellungen
des Gesichts als des Geruchssinns leben.
Wo sich Riechfortsätze bilden, nimmt die
übrige äuſsere Hirnmasse ab. Doch auch diese
Organe stehen keinesweges ihrem ganzen Um-
fange nach mit der Schärfe des Geruchs in Ver-
hältniſs, sondern es ist vorzüglich die Breite
des auf ihrer untern Fläche an derselben Stelle,
wo der Geruchsnerve des Menschen liegt, be-
findlichen Markstreifen, von dessen Ausdehnung
diese Schärfe abhängt. Was also die Riechkör-
per noch sonst an Hirnmasse enthalten, dient zu
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/159>, abgerufen am 21.11.2024.
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