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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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schnecke mit ihren Augen, aus. Sie bewegt
dieselben nach allen Seiten hin und zieht sie
schon in der Entfernung eines halben Zolls von
Körpern, denen sie nahe kommen, zurück. Auf
eben diese Thiere wirken, wie Bonvincini
bemerkte *) und wie ich gleichfalls beobachtet
habe, in noch grössern Entfernungen stark rie-
chende Sachen, z. B. Kampher, Alcohol u. d. gl.
Sie zogen ihre grössern Fühlfäden schon
ein, wenn ich diesen die flüchtige Valeriana-
Tinktur bis auf zwey Zoll näherte.

Organe, die ihrer äussern Bildung nach zum
Tasten bestimmt scheinen, finden wir überhaupt
bey den wirbellosen Thieren um so mehr ver-
vielfältigt, je weniger Spuren von Sinneswerk-
zeugen ähnlicher Art, wie die Wirbelthiere be-
sitzen, bey ihnen übrig sind, und diese Theile
zeigen sich nicht nur bey den Wegschnecken,
sondern auch bey mehrern jener Geschöpfe als
empfindlich gegen andere als gröbere mechani-

sche
*) Voigt's Magazin f. d. Neueste aus der Physik u. s. w.
B. X. St. 4. S. 175. Unrichtig aber ist es, wenn
Bonvincini im Allgemeinen angibt, die Weinberg-
schnecken wichen erst dann von ihrem Wege ab,
wenn sie an Körper, die ihnen in den Weg gelegt
wären, mit den Fühlfäden stiessen. Dies ist nur
dann der Fall, wenn sie geängstigt werden und zu
entfliehen suchen.

schnecke mit ihren Augen, aus. Sie bewegt
dieselben nach allen Seiten hin und zieht sie
schon in der Entfernung eines halben Zolls von
Körpern, denen sie nahe kommen, zurück. Auf
eben diese Thiere wirken, wie Bonvincini
bemerkte *) und wie ich gleichfalls beobachtet
habe, in noch gröſsern Entfernungen stark rie-
chende Sachen, z. B. Kampher, Alcohol u. d. gl.
Sie zogen ihre gröſsern Fühlfäden schon
ein, wenn ich diesen die flüchtige Valeriana-
Tinktur bis auf zwey Zoll näherte.

Organe, die ihrer äuſsern Bildung nach zum
Tasten bestimmt scheinen, finden wir überhaupt
bey den wirbellosen Thieren um so mehr ver-
vielfältigt, je weniger Spuren von Sinneswerk-
zeugen ähnlicher Art, wie die Wirbelthiere be-
sitzen, bey ihnen übrig sind, und diese Theile
zeigen sich nicht nur bey den Wegschnecken,
sondern auch bey mehrern jener Geschöpfe als
empfindlich gegen andere als gröbere mechani-

sche
*) Voigt’s Magazin f. d. Neueste aus der Physik u. s. w.
B. X. St. 4. S. 175. Unrichtig aber ist es, wenn
Bonvincini im Allgemeinen angibt, die Weinberg-
schnecken wichen erst dann von ihrem Wege ab,
wenn sie an Körper, die ihnen in den Weg gelegt
wären, mit den Fühlfäden stieſsen. Dies ist nur
dann der Fall, wenn sie geängstigt werden und zu
entfliehen suchen.
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[188/0206] schnecke mit ihren Augen, aus. Sie bewegt dieselben nach allen Seiten hin und zieht sie schon in der Entfernung eines halben Zolls von Körpern, denen sie nahe kommen, zurück. Auf eben diese Thiere wirken, wie Bonvincini bemerkte *) und wie ich gleichfalls beobachtet habe, in noch gröſsern Entfernungen stark rie- chende Sachen, z. B. Kampher, Alcohol u. d. gl. Sie zogen ihre gröſsern Fühlfäden schon ein, wenn ich diesen die flüchtige Valeriana- Tinktur bis auf zwey Zoll näherte. Organe, die ihrer äuſsern Bildung nach zum Tasten bestimmt scheinen, finden wir überhaupt bey den wirbellosen Thieren um so mehr ver- vielfältigt, je weniger Spuren von Sinneswerk- zeugen ähnlicher Art, wie die Wirbelthiere be- sitzen, bey ihnen übrig sind, und diese Theile zeigen sich nicht nur bey den Wegschnecken, sondern auch bey mehrern jener Geschöpfe als empfindlich gegen andere als gröbere mechani- sche *) Voigt’s Magazin f. d. Neueste aus der Physik u. s. w. B. X. St. 4. S. 175. Unrichtig aber ist es, wenn Bonvincini im Allgemeinen angibt, die Weinberg- schnecken wichen erst dann von ihrem Wege ab, wenn sie an Körper, die ihnen in den Weg gelegt wären, mit den Fühlfäden stieſsen. Dies ist nur dann der Fall, wenn sie geängstigt werden und zu entfliehen suchen.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/206>, abgerufen am 13.05.2024.