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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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als atmosphärischen oder cosmischen Einflüssen
ableiten lassen, und doch auch nicht von Ge-
ruchsempfindungen entstehen können. Hear-
ne
y) erzählt, dass in den kalten Gegenden von
Nordamerika die Rehe in beständiger Bewegung
von Osten nach Westen und von Westen nach
Osten sind. Vom November bis in den Mai
bleiben die Männchen westwärts in den Gehöl-
zen; um diese Zeit sprossen ihre Hörner und
nun ziehen sie ostwärts, und die Weibchen,
die sich den ganzen Winter in den östlichen
Gegenden aufgehalten haben, eilen ihnen nach
Westen entgegen, um ihr Geschlecht fortzu-
pflanzen. Bey diesen Wanderungen können
jene Thiere nicht von dem gewöhnlichen Ge-
ruchssinn geleitet werden, der unmöglich auf
so weite Entfernungen, wie hier zwischen den
Männchen und Weibchen liegen, wirken kann
und zu dessen Wirksamkeit eine entgegenge-
setzte Richtung des Windes nöthig seyn würde,
die einem der beyden wandernden Geschlechter
immer fehlen muss. Was hier indess die wir-
kende Ursache ist, bleibt künftigen Zeiten zur
Entdeckung vorbehalten.



Zwey-
y) Reise nach dem nördl. Weltmeere. Uebers. von
M. C. Sprencel. S. 139.
T 2

als atmosphärischen oder cosmischen Einflüssen
ableiten lassen, und doch auch nicht von Ge-
ruchsempfindungen entstehen können. Hear-
ne
y) erzählt, daſs in den kalten Gegenden von
Nordamerika die Rehe in beständiger Bewegung
von Osten nach Westen und von Westen nach
Osten sind. Vom November bis in den Mai
bleiben die Männchen westwärts in den Gehöl-
zen; um diese Zeit sprossen ihre Hörner und
nun ziehen sie ostwärts, und die Weibchen,
die sich den ganzen Winter in den östlichen
Gegenden aufgehalten haben, eilen ihnen nach
Westen entgegen, um ihr Geschlecht fortzu-
pflanzen. Bey diesen Wanderungen können
jene Thiere nicht von dem gewöhnlichen Ge-
ruchssinn geleitet werden, der unmöglich auf
so weite Entfernungen, wie hier zwischen den
Männchen und Weibchen liegen, wirken kann
und zu dessen Wirksamkeit eine entgegenge-
setzte Richtung des Windes nöthig seyn würde,
die einem der beyden wandernden Geschlechter
immer fehlen muſs. Was hier indeſs die wir-
kende Ursache ist, bleibt künftigen Zeiten zur
Entdeckung vorbehalten.



Zwey-
y) Reise nach dem nördl. Weltmeere. Uebers. von
M. C. Sprencel. S. 139.
T 2
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[285/0303] als atmosphärischen oder cosmischen Einflüssen ableiten lassen, und doch auch nicht von Ge- ruchsempfindungen entstehen können. Hear- ne y) erzählt, daſs in den kalten Gegenden von Nordamerika die Rehe in beständiger Bewegung von Osten nach Westen und von Westen nach Osten sind. Vom November bis in den Mai bleiben die Männchen westwärts in den Gehöl- zen; um diese Zeit sprossen ihre Hörner und nun ziehen sie ostwärts, und die Weibchen, die sich den ganzen Winter in den östlichen Gegenden aufgehalten haben, eilen ihnen nach Westen entgegen, um ihr Geschlecht fortzu- pflanzen. Bey diesen Wanderungen können jene Thiere nicht von dem gewöhnlichen Ge- ruchssinn geleitet werden, der unmöglich auf so weite Entfernungen, wie hier zwischen den Männchen und Weibchen liegen, wirken kann und zu dessen Wirksamkeit eine entgegenge- setzte Richtung des Windes nöthig seyn würde, die einem der beyden wandernden Geschlechter immer fehlen muſs. Was hier indeſs die wir- kende Ursache ist, bleibt künftigen Zeiten zur Entdeckung vorbehalten. Zwey- y) Reise nach dem nördl. Weltmeere. Uebers. von M. C. Sprencel. S. 139. T 2

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/303>, abgerufen am 21.11.2024.