Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.Jeder empfängt beym Eintritte in das Leben Ob r) Hierher gehören unter andern William Crotch,
das musikalische, und Zarah Colburn, das arith- metische Wunderkind. Jenes (geboren am 5. July 1775) äusserte an einem Abend im August 1776, als es die Orgel spielen hörte, eine ungewöhnliche Unruhe, die nicht eher aufhörte, als bis man es zur Orgel trug, deren Claves es mit einer Art von Entzücken schlug. Als es am folgenden Tage wie- der davor hingesetzt war, spielte es zum Erstaunen der Eltern ganze Verse aus Liedern, die es von Andern hatte spielen hören. Nach dem Antritt des zweyten Jahrs spielte es fast täglich, lernte mehrere Stücke und fing an, mitunter etwas von seinen ei- genen Compositionen einzumischen (Lichtenbero's vermischte Schriften. B. IV. S. 433.). Zarah Col- burn, ein amerikanisches Kind, welches 1812 in London lebte und damals acht Jahre alt war, be- sass, Jeder empfängt beym Eintritte in das Leben Ob r) Hierher gehören unter andern William Crotch,
das musikalische, und Zarah Colburn, das arith- metische Wunderkind. Jenes (geboren am 5. July 1775) äuſserte an einem Abend im August 1776, als es die Orgel spielen hörte, eine ungewöhnliche Unruhe, die nicht eher aufhörte, als bis man es zur Orgel trug, deren Claves es mit einer Art von Entzücken schlug. Als es am folgenden Tage wie- der davor hingesetzt war, spielte es zum Erstaunen der Eltern ganze Verse aus Liedern, die es von Andern hatte spielen hören. Nach dem Antritt des zweyten Jahrs spielte es fast täglich, lernte mehrere Stücke und fing an, mitunter etwas von seinen ei- genen Compositionen einzumischen (Lichtenbero’s vermischte Schriften. B. IV. S. 433.). Zarah Col- burn, ein amerikanisches Kind, welches 1812 in London lebte und damals acht Jahre alt war, be- saſs, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0032" n="20"/> Jeder empfängt beym Eintritte in das Leben<lb/> von der Natur ein Pfund, womit er zu wuchern<lb/> hat. Nur Wenige werden sich dieser Gabe in<lb/> dem Drange und der Noth des Lebens bewuſst,<lb/> und deſswegen ist das Daseyn der Meisten wie<lb/> das zwecklose Umherirren einer zerstreuten Bie-<lb/> nenschaar. Bey Einigen erwacht das Bewuſst-<lb/> seyn ihrer Mitgift vor der Zeit der Reife, und<lb/> diese eben zeugen für das Angeborne gewisser<lb/> Lebensideale bey dem Menschen wie bey vielen<lb/> Thieren, obgleich sonst ihre frühreifen Früchte<lb/> selten oder nie des Aufhebens werth sind <note xml:id="seg2pn_1_1" next="#seg2pn_1_2" place="foot" n="r)">Hierher gehören unter andern <hi rendition="#k">William Crotch</hi>,<lb/> das musikalische, und <hi rendition="#k">Zarah Colburn</hi>, das arith-<lb/> metische Wunderkind. Jenes (geboren am 5. July<lb/> 1775) äuſserte an einem Abend im August 1776,<lb/> als es die Orgel spielen hörte, eine ungewöhnliche<lb/> Unruhe, die nicht eher aufhörte, als bis man es<lb/> zur Orgel trug, deren Claves es mit einer Art von<lb/> Entzücken schlug. Als es am folgenden Tage wie-<lb/> der davor hingesetzt war, spielte es zum Erstaunen<lb/> der Eltern ganze Verse aus Liedern, die es von<lb/> Andern hatte spielen hören. Nach dem Antritt des<lb/> zweyten Jahrs spielte es fast täglich, lernte mehrere<lb/> Stücke und fing an, mitunter etwas von seinen ei-<lb/> genen Compositionen einzumischen (<hi rendition="#k">Lichtenbero</hi>’s<lb/> vermischte Schriften. B. IV. S. 433.). <hi rendition="#k">Zarah Col-<lb/> burn</hi>, ein amerikanisches Kind, welches 1812 in<lb/> London lebte und damals acht Jahre alt war, be-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">saſs,</fw></note><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ob</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [20/0032]
Jeder empfängt beym Eintritte in das Leben
von der Natur ein Pfund, womit er zu wuchern
hat. Nur Wenige werden sich dieser Gabe in
dem Drange und der Noth des Lebens bewuſst,
und deſswegen ist das Daseyn der Meisten wie
das zwecklose Umherirren einer zerstreuten Bie-
nenschaar. Bey Einigen erwacht das Bewuſst-
seyn ihrer Mitgift vor der Zeit der Reife, und
diese eben zeugen für das Angeborne gewisser
Lebensideale bey dem Menschen wie bey vielen
Thieren, obgleich sonst ihre frühreifen Früchte
selten oder nie des Aufhebens werth sind r)
Ob
r) Hierher gehören unter andern William Crotch,
das musikalische, und Zarah Colburn, das arith-
metische Wunderkind. Jenes (geboren am 5. July
1775) äuſserte an einem Abend im August 1776,
als es die Orgel spielen hörte, eine ungewöhnliche
Unruhe, die nicht eher aufhörte, als bis man es
zur Orgel trug, deren Claves es mit einer Art von
Entzücken schlug. Als es am folgenden Tage wie-
der davor hingesetzt war, spielte es zum Erstaunen
der Eltern ganze Verse aus Liedern, die es von
Andern hatte spielen hören. Nach dem Antritt des
zweyten Jahrs spielte es fast täglich, lernte mehrere
Stücke und fing an, mitunter etwas von seinen ei-
genen Compositionen einzumischen (Lichtenbero’s
vermischte Schriften. B. IV. S. 433.). Zarah Col-
burn, ein amerikanisches Kind, welches 1812 in
London lebte und damals acht Jahre alt war, be-
saſs,
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