von welchem ein Schall ausgeht, so schätzen wir dieselbe blos nach der verschiedenen Stärke des letztern. Diese Bestimmung ist nur bey Tönen, die uns schon aus längerer Erfahrung bekannt sind, oder, wo dies nicht der Fall ist, nach ihrer Verwandtschaft mit verwandten Tö- nen möglich. Ueberhaupt also wird die Rich- tung, worin sich der Schall fortpflanzt, und die Entfernung, aus welcher er kömmt, nicht unmittelbar empfunden, sondern beurtheilt.
Man hat die Meinung geäussert, Schall- schwingungen der Luft könnten auch, indem sie durch die Schädelknochen zu den Hörnerven fortgepflanzt würden und bey dieser Fortpflan- zungsart in verschiedenen Richtungen zu den letztern gelangten, eine unmittelbare Empfin- dung von der Richtung der Schallstrahlen er- regen u). Allein wir haben schon oben er- innert, dass die hierbey zum Grunde gelegte Voraussetzung irrig ist. Wäre sie aber auch richtig, so würde doch, da der Schall durch die Schädelknochen nicht in einer einzigen geraden Linie fortgepflanzt werden könnte, son- dern sich nach allen Seiten über diese Knochen verbreiten müsste, im Grunde nichts weiter geschehen, als was ohnehin auch geschieht,
dass
u)Autenrieth u. Kerner a. a. O. S. 360.
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von welchem ein Schall ausgeht, so schätzen wir dieselbe blos nach der verschiedenen Stärke des letztern. Diese Bestimmung ist nur bey Tönen, die uns schon aus längerer Erfahrung bekannt sind, oder, wo dies nicht der Fall ist, nach ihrer Verwandtschaft mit verwandten Tö- nen möglich. Ueberhaupt also wird die Rich- tung, worin sich der Schall fortpflanzt, und die Entfernung, aus welcher er kömmt, nicht unmittelbar empfunden, sondern beurtheilt.
Man hat die Meinung geäuſsert, Schall- schwingungen der Luft könnten auch, indem sie durch die Schädelknochen zu den Hörnerven fortgepflanzt würden und bey dieser Fortpflan- zungsart in verschiedenen Richtungen zu den letztern gelangten, eine unmittelbare Empfin- dung von der Richtung der Schallstrahlen er- regen u). Allein wir haben schon oben er- innert, daſs die hierbey zum Grunde gelegte Voraussetzung irrig ist. Wäre sie aber auch richtig, so würde doch, da der Schall durch die Schädelknochen nicht in einer einzigen geraden Linie fortgepflanzt werden könnte, son- dern sich nach allen Seiten über diese Knochen verbreiten müſste, im Grunde nichts weiter geschehen, als was ohnehin auch geschieht,
daſs
u)Autenrieth u. Kerner a. a. O. S. 360.
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von welchem ein Schall ausgeht, so schätzen
wir dieselbe blos nach der verschiedenen Stärke
des letztern. Diese Bestimmung ist nur bey
Tönen, die uns schon aus längerer Erfahrung
bekannt sind, oder, wo dies nicht der Fall ist,
nach ihrer Verwandtschaft mit verwandten Tö-
nen möglich. Ueberhaupt also wird die Rich-
tung, worin sich der Schall fortpflanzt, und
die Entfernung, aus welcher er kömmt, nicht
unmittelbar empfunden, sondern beurtheilt.
Man hat die Meinung geäuſsert, Schall-
schwingungen der Luft könnten auch, indem
sie durch die Schädelknochen zu den Hörnerven
fortgepflanzt würden und bey dieser Fortpflan-
zungsart in verschiedenen Richtungen zu den
letztern gelangten, eine unmittelbare Empfin-
dung von der Richtung der Schallstrahlen er-
regen u). Allein wir haben schon oben er-
innert, daſs die hierbey zum Grunde gelegte
Voraussetzung irrig ist. Wäre sie aber auch
richtig, so würde doch, da der Schall durch
die Schädelknochen nicht in einer einzigen
geraden Linie fortgepflanzt werden könnte, son-
dern sich nach allen Seiten über diese Knochen
verbreiten müſste, im Grunde nichts weiter
geschehen, als was ohnehin auch geschieht,
daſs
u) Autenrieth u. Kerner a. a. O. S. 360.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/353>, abgerufen am 21.11.2024.
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