sehr verschieden von einer Empfindung des blossen Getasts seyn. Damit jene sich hiervon ganz unterscheide, muss der Nerve in einer Flüssigkeit schwimmen, die von einem festen, des Vibrirens fähigen Körper berührt wird. Aber jeder sowohl feste, als flüssige Körper setzt die Schwingungen, in die er von einem einfachen Schall versetzt wird, noch eine Zeit- lang fort. Das Gehör wird also immer noch sehr unvollkommen seyn, wenn es nicht einen Mechanismus giebt, wodurch dieses Fortschwin- gen verhindert wird, und auch hierbey wird demselben Feinheit mangeln, wenn nicht über- dies eine Einrichtung vorhanden ist, wodurch die zur Aufnahme des Schalls dienende Haut nach der Verschiedenheit desselben in einen verschiedenen Grad von Spannung versetzt wird. Zum leisen Gehör wird es endlich noch eines äussern Organs bedürfen, welches die Schallschwingungen auffängt, concentrirt und nach den innern Hörwerkzeugen zurückwirft.
Diese Erfordernisse finden wir an dem Ohr der höhern Thiere. Was dasselbe noch ausser- dem vor dem Ohr der niedern Thiere voraus hat, steht theils mit den gedachten Funktionen, theils wohl mit der Empfänglichkeit für die Verschiedenheit des Lauts in Beziehung. Wir werden, um uns hierüber näher zu erklären,
die
sehr verschieden von einer Empfindung des bloſsen Getasts seyn. Damit jene sich hiervon ganz unterscheide, muſs der Nerve in einer Flüssigkeit schwimmen, die von einem festen, des Vibrirens fähigen Körper berührt wird. Aber jeder sowohl feste, als flüssige Körper setzt die Schwingungen, in die er von einem einfachen Schall versetzt wird, noch eine Zeit- lang fort. Das Gehör wird also immer noch sehr unvollkommen seyn, wenn es nicht einen Mechanismus giebt, wodurch dieses Fortschwin- gen verhindert wird, und auch hierbey wird demselben Feinheit mangeln, wenn nicht über- dies eine Einrichtung vorhanden ist, wodurch die zur Aufnahme des Schalls dienende Haut nach der Verschiedenheit desselben in einen verschiedenen Grad von Spannung versetzt wird. Zum leisen Gehör wird es endlich noch eines äuſsern Organs bedürfen, welches die Schallschwingungen auffängt, concentrirt und nach den innern Hörwerkzeugen zurückwirft.
Diese Erfordernisse finden wir an dem Ohr der höhern Thiere. Was dasselbe noch auſser- dem vor dem Ohr der niedern Thiere voraus hat, steht theils mit den gedachten Funktionen, theils wohl mit der Empfänglichkeit für die Verschiedenheit des Lauts in Beziehung. Wir werden, um uns hierüber näher zu erklären,
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sehr verschieden von einer Empfindung des
bloſsen Getasts seyn. Damit jene sich hiervon
ganz unterscheide, muſs der Nerve in einer
Flüssigkeit schwimmen, die von einem festen,
des Vibrirens fähigen Körper berührt wird.
Aber jeder sowohl feste, als flüssige Körper
setzt die Schwingungen, in die er von einem
einfachen Schall versetzt wird, noch eine Zeit-
lang fort. Das Gehör wird also immer noch
sehr unvollkommen seyn, wenn es nicht einen
Mechanismus giebt, wodurch dieses Fortschwin-
gen verhindert wird, und auch hierbey wird
demselben Feinheit mangeln, wenn nicht über-
dies eine Einrichtung vorhanden ist, wodurch
die zur Aufnahme des Schalls dienende Haut
nach der Verschiedenheit desselben in einen
verschiedenen Grad von Spannung versetzt
wird. Zum leisen Gehör wird es endlich noch
eines äuſsern Organs bedürfen, welches die
Schallschwingungen auffängt, concentrirt und
nach den innern Hörwerkzeugen zurückwirft.
Diese Erfordernisse finden wir an dem Ohr
der höhern Thiere. Was dasselbe noch auſser-
dem vor dem Ohr der niedern Thiere voraus
hat, steht theils mit den gedachten Funktionen,
theils wohl mit der Empfänglichkeit für die
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/380>, abgerufen am 21.11.2024.
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