durch das Horchen auf gewisse Töne. Doch auch in diesem Fall ist sie nicht unmittelbare Wirkung der Willkühr, sondern des Affekts der Aufmerksamkeit. Sie geschieht, indem die Mitte des Trommelfells durch den mit ihr verbundenen Handgriff des Hammers nach innen gezogen wird. Für die bewegende Kraft bey dieser Anziehung hat man, und ohne Zweifel mit Recht, die Zusammenziehung des innern Hammermuskels (Tensor tympani) angenom- men. Weniger richtig scheint es mir, die bey- den übrigen, Muskeln ähnlichen Anhänge des Hammers für Erschlaffer des Trommelfells zu halten. Ich sehe nicht, wozu es hier eigener Erschlaffer bedarf, da schon auf das Nachlassen der Zusammenziehung des innern Hammermus- kels eine Erschlaffung dieser Membran folgen muss. Es ist auch nicht bewiesen, dass die sogenannten Erschlaffer wirkliche Muskeln sind. Valsalva, Morgagni, Cassebohm, P. F. Meckel und Haller konnten keine Muskel- fasern darin entdecken, und der kleinere dersel- ben ist vielleicht nicht einmal bey allen Men- schen vorhanden b). Mir scheinen diese Theile blos zur Befestigung des Hammers bey der Drehung zu dienen, die von dem Spanner des Trommelfells an ihm hervorgebracht wird.
Ohne
b)Haller Elem. Physiol. T. V. L. XV. S. 1. §. 21. p. 218 sq.
durch das Horchen auf gewisse Töne. Doch auch in diesem Fall ist sie nicht unmittelbare Wirkung der Willkühr, sondern des Affekts der Aufmerksamkeit. Sie geschieht, indem die Mitte des Trommelfells durch den mit ihr verbundenen Handgriff des Hammers nach innen gezogen wird. Für die bewegende Kraft bey dieser Anziehung hat man, und ohne Zweifel mit Recht, die Zusammenziehung des innern Hammermuskels (Tensor tympani) angenom- men. Weniger richtig scheint es mir, die bey- den übrigen, Muskeln ähnlichen Anhänge des Hammers für Erschlaffer des Trommelfells zu halten. Ich sehe nicht, wozu es hier eigener Erschlaffer bedarf, da schon auf das Nachlassen der Zusammenziehung des innern Hammermus- kels eine Erschlaffung dieser Membran folgen muſs. Es ist auch nicht bewiesen, daſs die sogenannten Erschlaffer wirkliche Muskeln sind. Valsalva, Morgagni, Cassebohm, P. F. Meckel und Haller konnten keine Muskel- fasern darin entdecken, und der kleinere dersel- ben ist vielleicht nicht einmal bey allen Men- schen vorhanden b). Mir scheinen diese Theile blos zur Befestigung des Hammers bey der Drehung zu dienen, die von dem Spanner des Trommelfells an ihm hervorgebracht wird.
Ohne
b)Haller Elem. Physiol. T. V. L. XV. S. 1. §. 21. p. 218 sq.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0394"n="376"/>
durch das Horchen auf gewisse Töne. Doch<lb/>
auch in diesem Fall ist sie nicht unmittelbare<lb/>
Wirkung der Willkühr, sondern des Affekts<lb/>
der Aufmerksamkeit. Sie geschieht, indem die<lb/>
Mitte des Trommelfells durch den mit ihr<lb/>
verbundenen Handgriff des Hammers nach innen<lb/>
gezogen wird. Für die bewegende Kraft bey<lb/>
dieser Anziehung hat man, und ohne Zweifel<lb/>
mit Recht, die Zusammenziehung des innern<lb/>
Hammermuskels (Tensor tympani) angenom-<lb/>
men. Weniger richtig scheint es mir, die bey-<lb/>
den übrigen, Muskeln ähnlichen Anhänge des<lb/>
Hammers für Erschlaffer des Trommelfells zu<lb/>
halten. Ich sehe nicht, wozu es hier eigener<lb/>
Erschlaffer bedarf, da schon auf das Nachlassen<lb/>
der Zusammenziehung des innern Hammermus-<lb/>
kels eine Erschlaffung dieser Membran folgen<lb/>
muſs. Es ist auch nicht bewiesen, daſs die<lb/>
sogenannten Erschlaffer wirkliche Muskeln sind.<lb/><hirendition="#k">Valsalva, Morgagni, Cassebohm</hi>, P. F.<lb/><hirendition="#k">Meckel</hi> und <hirendition="#k">Haller</hi> konnten keine Muskel-<lb/>
fasern darin entdecken, und der kleinere dersel-<lb/>
ben ist vielleicht nicht einmal bey allen Men-<lb/>
schen vorhanden <noteplace="foot"n="b)"><hirendition="#k">Haller</hi> Elem. Physiol. T. V. L. XV. S. 1. §. 21. p.<lb/>
218 sq.</note>. Mir scheinen diese Theile<lb/>
blos zur Befestigung des Hammers bey der<lb/>
Drehung zu dienen, die von dem Spanner<lb/>
des Trommelfells an ihm hervorgebracht wird.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ohne</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[376/0394]
durch das Horchen auf gewisse Töne. Doch
auch in diesem Fall ist sie nicht unmittelbare
Wirkung der Willkühr, sondern des Affekts
der Aufmerksamkeit. Sie geschieht, indem die
Mitte des Trommelfells durch den mit ihr
verbundenen Handgriff des Hammers nach innen
gezogen wird. Für die bewegende Kraft bey
dieser Anziehung hat man, und ohne Zweifel
mit Recht, die Zusammenziehung des innern
Hammermuskels (Tensor tympani) angenom-
men. Weniger richtig scheint es mir, die bey-
den übrigen, Muskeln ähnlichen Anhänge des
Hammers für Erschlaffer des Trommelfells zu
halten. Ich sehe nicht, wozu es hier eigener
Erschlaffer bedarf, da schon auf das Nachlassen
der Zusammenziehung des innern Hammermus-
kels eine Erschlaffung dieser Membran folgen
muſs. Es ist auch nicht bewiesen, daſs die
sogenannten Erschlaffer wirkliche Muskeln sind.
Valsalva, Morgagni, Cassebohm, P. F.
Meckel und Haller konnten keine Muskel-
fasern darin entdecken, und der kleinere dersel-
ben ist vielleicht nicht einmal bey allen Men-
schen vorhanden b). Mir scheinen diese Theile
blos zur Befestigung des Hammers bey der
Drehung zu dienen, die von dem Spanner
des Trommelfells an ihm hervorgebracht wird.
Ohne
b) Haller Elem. Physiol. T. V. L. XV. S. 1. §. 21. p.
218 sq.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/394>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.