diese Fälle mit der gewöhnlichen Meinung zu vereinigen gesucht, indem man annahm, der Sehenerve könne seine Empfänglichkeit für Ein- drücke von sichtbaren Gegenständen verlieren und doch fortfahren, den Eindruck des Lichts, wodurch die Bewegung der Iris verursacht wird, zum Sensorium fortzupflanzen. Allein es ist eine sehr unwahrscheinliche Voraussetzung, dass der Sehenerve und durch ihn das Sensorium vom Lichte gerührt werden und doch das Be- wusstseyn dieser Rührung fehlen könne. Mit der obigen Hypothese ist aber auch der Umstand nicht zu vereinigen, dass beym grauen Staar die Beweglichkeit der Pupille ebenfalls noch fortdauert, wenn nur dabey die Linse nicht mit der Traubenhaut verwachsen, oder so ange- schwollen ist, dass die Bewegung der Iris durch sie gehindert wird. Es mag hierbey immer noch etwas Licht zur Retina gelangen, so steht hier doch die Ursache mit der Wirkung nicht in dem Verhältniss, worin sie stehen müsste, wenn die Zusammenziehung der Pupille ganz abhängig von Reitzungen der Netzhaut wäre. Diese Thatsache beweist hingegen, dass der Eindruck des Lichts auf Theile, die sich in der
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chirurg. Schriften. S. 13. Richter's chirurg. Biblio- thek. B. 4. S. 63. Himly's ophthalmolog, Beobachtun- gen. H. 1. S. 101.
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diese Fälle mit der gewöhnlichen Meinung zu vereinigen gesucht, indem man annahm, der Sehenerve könne seine Empfänglichkeit für Ein- drücke von sichtbaren Gegenständen verlieren und doch fortfahren, den Eindruck des Lichts, wodurch die Bewegung der Iris verursacht wird, zum Sensorium fortzupflanzen. Allein es ist eine sehr unwahrscheinliche Voraussetzung, daſs der Sehenerve und durch ihn das Sensorium vom Lichte gerührt werden und doch das Be- wuſstseyn dieser Rührung fehlen könne. Mit der obigen Hypothese ist aber auch der Umstand nicht zu vereinigen, daſs beym grauen Staar die Beweglichkeit der Pupille ebenfalls noch fortdauert, wenn nur dabey die Linse nicht mit der Traubenhaut verwachsen, oder so ange- schwollen ist, daſs die Bewegung der Iris durch sie gehindert wird. Es mag hierbey immer noch etwas Licht zur Retina gelangen, so steht hier doch die Ursache mit der Wirkung nicht in dem Verhältniſs, worin sie stehen müſste, wenn die Zusammenziehung der Pupille ganz abhängig von Reitzungen der Netzhaut wäre. Diese Thatsache beweist hingegen, daſs der Eindruck des Lichts auf Theile, die sich in der
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chirurg. Schriften. S. 13. Richter’s chirurg. Biblio- thek. B. 4. S. 63. Himly’s ophthalmolog, Beobachtun- gen. H. 1. S. 101.
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diese Fälle mit der gewöhnlichen Meinung zu
vereinigen gesucht, indem man annahm, der
Sehenerve könne seine Empfänglichkeit für Ein-
drücke von sichtbaren Gegenständen verlieren
und doch fortfahren, den Eindruck des Lichts,
wodurch die Bewegung der Iris verursacht wird,
zum Sensorium fortzupflanzen. Allein es ist
eine sehr unwahrscheinliche Voraussetzung, daſs
der Sehenerve und durch ihn das Sensorium
vom Lichte gerührt werden und doch das Be-
wuſstseyn dieser Rührung fehlen könne. Mit
der obigen Hypothese ist aber auch der Umstand
nicht zu vereinigen, daſs beym grauen Staar
die Beweglichkeit der Pupille ebenfalls noch
fortdauert, wenn nur dabey die Linse nicht mit
der Traubenhaut verwachsen, oder so ange-
schwollen ist, daſs die Bewegung der Iris durch
sie gehindert wird. Es mag hierbey immer
noch etwas Licht zur Retina gelangen, so steht
hier doch die Ursache mit der Wirkung nicht
in dem Verhältniſs, worin sie stehen müſste,
wenn die Zusammenziehung der Pupille ganz
abhängig von Reitzungen der Netzhaut wäre.
Diese Thatsache beweist hingegen, daſs der
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/499>, abgerufen am 22.11.2024.
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