und Einhufern, weil deren Blicke mehr nach den Seiten als aufwärts gerichtet seyn sollen. Alle Raubthiere haben eben so sehr rechts und links, als oberwärts zu spähen, um ihre Beute zu entdecken und zu verfolgen; die Blicke der Gemse und des Steinbocks müssen, so oft diese Thiere steile Felsen erklimmen, mehr aufwärts als nach den Seiten gerichtet seyn. Eine Be- ziehung der vertikalen und horizontalen Pupille auf das Sehen in der Dunkelheit und beym Lichte scheint mir ebenfalls nicht statt zu fin- den. Die meisten Thiere des Katzengeschlechts rauben so gut am hellsten Mittage als um Mitternacht; für das Pferd, den Esel, den Och- sen u. s. w. ist der Tag um nichts mehr die Zeit des Aufsuchens der Nahrung als für die Affen, den Bär, den Hund u. s. w. Das Wahre ist, dass alle Säugthiere eine, der Verengerung zu einer engen Spalte fähige Pupille haben, die im vollsten Sonnenlichte, oder auf Ebenen, wo ihre Augen einem blendenden, reflektirten Lichte ausgesetzt sind, ihre Nahrung suchen müssen. Die Thiere des Pferdegeschlechts und das Camel leben ursprünglich in schattenlosen Steppen und Sandwüsten, viele Wiederkäuer der kalten Zo- nen auf Eis- und Schneefeldern, die meisten Katzenarten zwar an schattigen Plätzen, aber in sonnige Gegenden nach Beute hinblickend. Hingegen rund ist die Pupille bey den Mäuse-
arten,
und Einhufern, weil deren Blicke mehr nach den Seiten als aufwärts gerichtet seyn sollen. Alle Raubthiere haben eben so sehr rechts und links, als oberwärts zu spähen, um ihre Beute zu entdecken und zu verfolgen; die Blicke der Gemse und des Steinbocks müssen, so oft diese Thiere steile Felsen erklimmen, mehr aufwärts als nach den Seiten gerichtet seyn. Eine Be- ziehung der vertikalen und horizontalen Pupille auf das Sehen in der Dunkelheit und beym Lichte scheint mir ebenfalls nicht statt zu fin- den. Die meisten Thiere des Katzengeschlechts rauben so gut am hellsten Mittage als um Mitternacht; für das Pferd, den Esel, den Och- sen u. s. w. ist der Tag um nichts mehr die Zeit des Aufsuchens der Nahrung als für die Affen, den Bär, den Hund u. s. w. Das Wahre ist, daſs alle Säugthiere eine, der Verengerung zu einer engen Spalte fähige Pupille haben, die im vollsten Sonnenlichte, oder auf Ebenen, wo ihre Augen einem blendenden, reflektirten Lichte ausgesetzt sind, ihre Nahrung suchen müssen. Die Thiere des Pferdegeschlechts und das Camel leben ursprünglich in schattenlosen Steppen und Sandwüsten, viele Wiederkäuer der kalten Zo- nen auf Eis- und Schneefeldern, die meisten Katzenarten zwar an schattigen Plätzen, aber in sonnige Gegenden nach Beute hinblickend. Hingegen rund ist die Pupille bey den Mäuse-
arten,
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und Einhufern, weil deren Blicke mehr nach
den Seiten als aufwärts gerichtet seyn sollen.
Alle Raubthiere haben eben so sehr rechts und
links, als oberwärts zu spähen, um ihre Beute
zu entdecken und zu verfolgen; die Blicke der
Gemse und des Steinbocks müssen, so oft diese
Thiere steile Felsen erklimmen, mehr aufwärts
als nach den Seiten gerichtet seyn. Eine Be-
ziehung der vertikalen und horizontalen Pupille
auf das Sehen in der Dunkelheit und beym
Lichte scheint mir ebenfalls nicht statt zu fin-
den. Die meisten Thiere des Katzengeschlechts
rauben so gut am hellsten Mittage als um
Mitternacht; für das Pferd, den Esel, den Och-
sen u. s. w. ist der Tag um nichts mehr die
Zeit des Aufsuchens der Nahrung als für die
Affen, den Bär, den Hund u. s. w. Das Wahre
ist, daſs alle Säugthiere eine, der Verengerung
zu einer engen Spalte fähige Pupille haben, die
im vollsten Sonnenlichte, oder auf Ebenen, wo
ihre Augen einem blendenden, reflektirten Lichte
ausgesetzt sind, ihre Nahrung suchen müssen.
Die Thiere des Pferdegeschlechts und das Camel
leben ursprünglich in schattenlosen Steppen und
Sandwüsten, viele Wiederkäuer der kalten Zo-
nen auf Eis- und Schneefeldern, die meisten
Katzenarten zwar an schattigen Plätzen, aber
in sonnige Gegenden nach Beute hinblickend.
Hingegen rund ist die Pupille bey den Mäuse-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/508>, abgerufen am 22.11.2024.
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