der Igel und der Maulwurf als Beyspiele von Thierarten anführen, die sich im Dunkeln als sehend benehmen und deren Augen doch die Tapete fehlt. Man wird zwar erwiedern kön- nen, dass es ungewiss ist, ob diese Arten nicht mehr durch andere Sinne, als durch das Ge- sicht, in der Finsterniss geleitet werden. So- lange es uns aber hierüber an Gewissheit fehlt, kann die Gegenwart der Tapete nicht für eine nothwendige Bedingung des nächtlichen Sehens gelten; es lässt sich nur voraussetzen, dass die- ses Sehen durch sie erleichtert wird, indem sie gleich einem Hohlspiegel das von den äussern Körpern ausströhmende Licht auf den in der Augenaxe liegenden Gegenstand zurückwirft. Diese Reflektion wird noch unterstützt durch den, bey vielen Thieren und auch bey manchen, welchen die Tapete fehlt, metallisch glänzenden Ueberzug der vordern Fläche der Iris. In dem Zurückstrahlen des Lichts von beyden Theilen liegt gewiss mit eine Ursache des nächtlichen Leuchtens der Augen mehrerer Thiere. Dass diese Erscheinung aber zum Theil auch phos- phorischer Art ist, muss ich nach dem, was ich im 5ten Bande der Biologie (S. 118 fg.) darüber gesagt habe, der von Rudolphis) dagegen erhobenen Einwürfe ohngeachtet, für wahrscheinlich halten, da die Fälle von Men-
schen,
s) Grundriss der Physiologie. B. 1. S. 197.
der Igel und der Maulwurf als Beyspiele von Thierarten anführen, die sich im Dunkeln als sehend benehmen und deren Augen doch die Tapete fehlt. Man wird zwar erwiedern kön- nen, daſs es ungewiſs ist, ob diese Arten nicht mehr durch andere Sinne, als durch das Ge- sicht, in der Finsterniſs geleitet werden. So- lange es uns aber hierüber an Gewiſsheit fehlt, kann die Gegenwart der Tapete nicht für eine nothwendige Bedingung des nächtlichen Sehens gelten; es läſst sich nur voraussetzen, daſs die- ses Sehen durch sie erleichtert wird, indem sie gleich einem Hohlspiegel das von den äuſsern Körpern ausströhmende Licht auf den in der Augenaxe liegenden Gegenstand zurückwirft. Diese Reflektion wird noch unterstützt durch den, bey vielen Thieren und auch bey manchen, welchen die Tapete fehlt, metallisch glänzenden Ueberzug der vordern Fläche der Iris. In dem Zurückstrahlen des Lichts von beyden Theilen liegt gewiſs mit eine Ursache des nächtlichen Leuchtens der Augen mehrerer Thiere. Daſs diese Erscheinung aber zum Theil auch phos- phorischer Art ist, muſs ich nach dem, was ich im 5ten Bande der Biologie (S. 118 fg.) darüber gesagt habe, der von Rudolphis) dagegen erhobenen Einwürfe ohngeachtet, für wahrscheinlich halten, da die Fälle von Men-
schen,
s) Grundriſs der Physiologie. B. 1. S. 197.
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der Igel und der Maulwurf als Beyspiele von
Thierarten anführen, die sich im Dunkeln als
sehend benehmen und deren Augen doch die
Tapete fehlt. Man wird zwar erwiedern kön-
nen, daſs es ungewiſs ist, ob diese Arten nicht
mehr durch andere Sinne, als durch das Ge-
sicht, in der Finsterniſs geleitet werden. So-
lange es uns aber hierüber an Gewiſsheit fehlt,
kann die Gegenwart der Tapete nicht für eine
nothwendige Bedingung des nächtlichen Sehens
gelten; es läſst sich nur voraussetzen, daſs die-
ses Sehen durch sie erleichtert wird, indem sie
gleich einem Hohlspiegel das von den äuſsern
Körpern ausströhmende Licht auf den in der
Augenaxe liegenden Gegenstand zurückwirft.
Diese Reflektion wird noch unterstützt durch
den, bey vielen Thieren und auch bey manchen,
welchen die Tapete fehlt, metallisch glänzenden
Ueberzug der vordern Fläche der Iris. In dem
Zurückstrahlen des Lichts von beyden Theilen
liegt gewiſs mit eine Ursache des nächtlichen
Leuchtens der Augen mehrerer Thiere. Daſs
diese Erscheinung aber zum Theil auch phos-
phorischer Art ist, muſs ich nach dem, was
ich im 5ten Bande der Biologie (S. 118 fg.)
darüber gesagt habe, der von Rudolphi s)
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schen,
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/516>, abgerufen am 22.11.2024.
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