Diese Thatsachen sind ohne Annahme inne- rer Veränderungen des Auges blos aus der Vor- aussetzung erklärbar, dass es zu einer gewissen Breite des deutlichen Sehens nicht des Zusam- mentreffens aller Strahlen von jedem mathemati- schen Punkt eines Gegenstandes in einem sol- chen Punkt auf der Netzhaut bedarf. Eine Vereinigung dieser Art würde selbst bey dem vollkommensten Bau des Auges unmöglich seyn. Sie ist auch von Keinem derer, welche die Gesetze des Sehens zu bestimmen gesucht haben, angenommen worden; es lässt sich im Gegen- theil beweisen, dass eine gewisse Breite des Vereinigungspunkts der Deutlichkeit des Sehens keinen Eintrag thut u). Nun aber giebt es kein Mittel, zu bestimmen, ob die Veränderungen dieser Breite innerhalb der Grenzen des deut- lichen Sehens so gross sind, dass das letztere aufgehoben seyn würde, wenn nicht in der Organisation des Auges Veränderungen einträten, wodurch jene Veränderungen beschränkt wür- den. Es lässt sich daher blos aus den Bre- chungsgesetzen der Lichtstrahlen die Nothwen- digkeit solcher Veränderungen des Auges nicht beweisen, und es frägt sich nur, ob sonstige Gründe dafür sprechen.
Man
u)Jurin in Smith's Lehrbegriff der Optik. Uebers. von Kästner. S. 485.
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Diese Thatsachen sind ohne Annahme inne- rer Veränderungen des Auges blos aus der Vor- aussetzung erklärbar, daſs es zu einer gewissen Breite des deutlichen Sehens nicht des Zusam- mentreffens aller Strahlen von jedem mathemati- schen Punkt eines Gegenstandes in einem sol- chen Punkt auf der Netzhaut bedarf. Eine Vereinigung dieser Art würde selbst bey dem vollkommensten Bau des Auges unmöglich seyn. Sie ist auch von Keinem derer, welche die Gesetze des Sehens zu bestimmen gesucht haben, angenommen worden; es läſst sich im Gegen- theil beweisen, daſs eine gewisse Breite des Vereinigungspunkts der Deutlichkeit des Sehens keinen Eintrag thut u). Nun aber giebt es kein Mittel, zu bestimmen, ob die Veränderungen dieser Breite innerhalb der Grenzen des deut- lichen Sehens so groſs sind, daſs das letztere aufgehoben seyn würde, wenn nicht in der Organisation des Auges Veränderungen einträten, wodurch jene Veränderungen beschränkt wür- den. Es läſst sich daher blos aus den Bre- chungsgesetzen der Lichtstrahlen die Nothwen- digkeit solcher Veränderungen des Auges nicht beweisen, und es frägt sich nur, ob sonstige Gründe dafür sprechen.
Man
u)Jurin in Smith’s Lehrbegriff der Optik. Uebers. von Kästner. S. 485.
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Diese Thatsachen sind ohne Annahme inne-
rer Veränderungen des Auges blos aus der Vor-
aussetzung erklärbar, daſs es zu einer gewissen
Breite des deutlichen Sehens nicht des Zusam-
mentreffens aller Strahlen von jedem mathemati-
schen Punkt eines Gegenstandes in einem sol-
chen Punkt auf der Netzhaut bedarf. Eine
Vereinigung dieser Art würde selbst bey dem
vollkommensten Bau des Auges unmöglich seyn.
Sie ist auch von Keinem derer, welche die
Gesetze des Sehens zu bestimmen gesucht haben,
angenommen worden; es läſst sich im Gegen-
theil beweisen, daſs eine gewisse Breite des
Vereinigungspunkts der Deutlichkeit des Sehens
keinen Eintrag thut u). Nun aber giebt es kein
Mittel, zu bestimmen, ob die Veränderungen
dieser Breite innerhalb der Grenzen des deut-
lichen Sehens so groſs sind, daſs das letztere
aufgehoben seyn würde, wenn nicht in der
Organisation des Auges Veränderungen einträten,
wodurch jene Veränderungen beschränkt wür-
den. Es läſst sich daher blos aus den Bre-
chungsgesetzen der Lichtstrahlen die Nothwen-
digkeit solcher Veränderungen des Auges nicht
beweisen, und es frägt sich nur, ob sonstige
Gründe dafür sprechen.
Man
u) Jurin in Smith’s Lehrbegriff der Optik. Uebers.
von Kästner. S. 485.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/521>, abgerufen am 22.11.2024.
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