den. Wäre aber auch die obige Voraussetzung richtig, so würde damit doch nichts für die Annahme bewiesen seyn, dass die Thiere, die nur ein einziges Element bewohnen, besonders der Mensch, ihre Sehkraft nach den Entfer- nungen verändern können.
Man kann sich endlich, um diese Annahme zu rechtfertigen, noch auf die Analogie der übrigen Sinneswerkzeuge, besonders derer des Gehörs, berufen, in welchen Veränderungen vorgehen, die dem Grade des äussern Eindrucks entsprechen. Aber ähnliche Veränderungen im Auge sind das Oeffnen und Schliessen der Augenlieder, die Richtung der Augenaxe nach dem Gegenstande, die Erweiterung und Ver- engerung der Pupille nach dem Grade des Lichts und der Entfernung des Objekts. Dass sich im Auge noch etwas Weiteres beym Nahe- und Fernsehen ereigne, lässt sich aus jener Analogie nicht schliessen.
Wir sehen uns also genöthigt, der Meinung beyzutreten, wozu sich schon P. De la Hirei) bekannte, dass sich, wenigstens beym Menschen, keine innere Veränderungen des Auges, die ausgenommen, welche die Pupille erleidet, als
noth-
i) A. a. O. p. 345. 398. und in dessen Diss. sur les differens accidens de la vue. Paris. 1694.
den. Wäre aber auch die obige Voraussetzung richtig, so würde damit doch nichts für die Annahme bewiesen seyn, daſs die Thiere, die nur ein einziges Element bewohnen, besonders der Mensch, ihre Sehkraft nach den Entfer- nungen verändern können.
Man kann sich endlich, um diese Annahme zu rechtfertigen, noch auf die Analogie der übrigen Sinneswerkzeuge, besonders derer des Gehörs, berufen, in welchen Veränderungen vorgehen, die dem Grade des äuſsern Eindrucks entsprechen. Aber ähnliche Veränderungen im Auge sind das Oeffnen und Schlieſsen der Augenlieder, die Richtung der Augenaxe nach dem Gegenstande, die Erweiterung und Ver- engerung der Pupille nach dem Grade des Lichts und der Entfernung des Objekts. Daſs sich im Auge noch etwas Weiteres beym Nahe- und Fernsehen ereigne, läſst sich aus jener Analogie nicht schlieſsen.
Wir sehen uns also genöthigt, der Meinung beyzutreten, wozu sich schon P. De la Hirei) bekannte, daſs sich, wenigstens beym Menschen, keine innere Veränderungen des Auges, die ausgenommen, welche die Pupille erleidet, als
noth-
i) A. a. O. p. 345. 398. und in dessen Diss. sur les différens accidens de la vue. Paris. 1694.
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den. Wäre aber auch die obige Voraussetzung
richtig, so würde damit doch nichts für die
Annahme bewiesen seyn, daſs die Thiere, die
nur ein einziges Element bewohnen, besonders
der Mensch, ihre Sehkraft nach den Entfer-
nungen verändern können.
Man kann sich endlich, um diese Annahme
zu rechtfertigen, noch auf die Analogie der
übrigen Sinneswerkzeuge, besonders derer des
Gehörs, berufen, in welchen Veränderungen
vorgehen, die dem Grade des äuſsern Eindrucks
entsprechen. Aber ähnliche Veränderungen im
Auge sind das Oeffnen und Schlieſsen der
Augenlieder, die Richtung der Augenaxe nach
dem Gegenstande, die Erweiterung und Ver-
engerung der Pupille nach dem Grade des
Lichts und der Entfernung des Objekts. Daſs
sich im Auge noch etwas Weiteres beym Nahe-
und Fernsehen ereigne, läſst sich aus jener
Analogie nicht schlieſsen.
Wir sehen uns also genöthigt, der Meinung
beyzutreten, wozu sich schon P. De la Hire i)
bekannte, daſs sich, wenigstens beym Menschen,
keine innere Veränderungen des Auges, die
ausgenommen, welche die Pupille erleidet, als
noth-
i) A. a. O. p. 345. 398. und in dessen Diss. sur les
différens accidens de la vue. Paris. 1694.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/532>, abgerufen am 22.11.2024.
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