vorher operirt war, und folgerte daraus gerade das Gegentheil. Home's Schluss ist dem ge- mäss, was man für wahrscheinlich halten muss, wenn man auch kein Accommodationsvermögen der durchsichtigen Theile des Auges nach den Entfernungen annimmt, und mit manchen Er- fahrungen älterer Augenärzte übereinstimmend x). Young's Erfahrungen enthalten, näher betrach- tet, eben so viel, was dem Resultat der Ver- suche Home's gemäss ist, als was diesen wider- spricht, und es gilt ausserdem gegen sie, was Well's y) erinnert hat, dass bey den meisten Menschen das Vermögen des deutlichen Sehens in verschiedenen Entfernungen mit den Jahren immer eingeschränkter wird, und dass der Mann, woran Young's Erfahrungen gemacht wurden, vielleicht auch, wenn er nicht den Staar bekommen hätte, nicht viel anders als nach der Ausziehung der Linse gesehen haben würde.
Es sind also auf dem Wege der Beobach- tung des lebenden menschlichen Auges keine Gründe zur Entscheidung unserer Streitfrage zu finden. Der zweyte Weg, der uns noch offen steht, ist die Untersuchung der Theile des Auges in Beziehung auf ein, möglicher Weise
durch
x)Haller El. Phys. T. V. L. XVI. S. 4. §. 25. p. 514.
y) Philosoph. Transact. Y. 1811. p. 381.
vorher operirt war, und folgerte daraus gerade das Gegentheil. Home’s Schluſs ist dem ge- mäſs, was man für wahrscheinlich halten muſs, wenn man auch kein Accommodationsvermögen der durchsichtigen Theile des Auges nach den Entfernungen annimmt, und mit manchen Er- fahrungen älterer Augenärzte übereinstimmend x). Young’s Erfahrungen enthalten, näher betrach- tet, eben so viel, was dem Resultat der Ver- suche Home’s gemäſs ist, als was diesen wider- spricht, und es gilt auſserdem gegen sie, was Well’s y) erinnert hat, daſs bey den meisten Menschen das Vermögen des deutlichen Sehens in verschiedenen Entfernungen mit den Jahren immer eingeschränkter wird, und daſs der Mann, woran Young’s Erfahrungen gemacht wurden, vielleicht auch, wenn er nicht den Staar bekommen hätte, nicht viel anders als nach der Ausziehung der Linse gesehen haben würde.
Es sind also auf dem Wege der Beobach- tung des lebenden menschlichen Auges keine Gründe zur Entscheidung unserer Streitfrage zu finden. Der zweyte Weg, der uns noch offen steht, ist die Untersuchung der Theile des Auges in Beziehung auf ein, möglicher Weise
durch
x)Haller El. Phys. T. V. L. XVI. S. 4. §. 25. p. 514.
y) Philosoph. Transact. Y. 1811. p. 381.
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[519/0541]
vorher operirt war, und folgerte daraus gerade
das Gegentheil. Home’s Schluſs ist dem ge-
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wenn man auch kein Accommodationsvermögen
der durchsichtigen Theile des Auges nach den
Entfernungen annimmt, und mit manchen Er-
fahrungen älterer Augenärzte übereinstimmend x).
Young’s Erfahrungen enthalten, näher betrach-
tet, eben so viel, was dem Resultat der Ver-
suche Home’s gemäſs ist, als was diesen wider-
spricht, und es gilt auſserdem gegen sie, was
Well’s y) erinnert hat, daſs bey den meisten
Menschen das Vermögen des deutlichen Sehens
in verschiedenen Entfernungen mit den Jahren
immer eingeschränkter wird, und daſs der
Mann, woran Young’s Erfahrungen gemacht
wurden, vielleicht auch, wenn er nicht den
Staar bekommen hätte, nicht viel anders als
nach der Ausziehung der Linse gesehen haben
würde.
Es sind also auf dem Wege der Beobach-
tung des lebenden menschlichen Auges keine
Gründe zur Entscheidung unserer Streitfrage zu
finden. Der zweyte Weg, der uns noch offen
steht, ist die Untersuchung der Theile des
Auges in Beziehung auf ein, möglicher Weise
durch
x) Haller El. Phys. T. V. L. XVI. S. 4. §. 25. p. 514.
y) Philosoph. Transact. Y. 1811. p. 381.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/541>, abgerufen am 22.11.2024.
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