dungskraft, aber Erzeugnisse, die nach allgemei- nen, für alle Individuen gleichen Gesetzen ent- stehen, dauern, sich verändern, verschwinden, und von andern veranlasst, begleitet und ver- drängt werden. An diese Gesetzmässigkeit ist das Bewusstseyn einer Aussenwelt und einer Ob- jektivität jener Erzeugnisse geknüpft. Die Aussen- welt bedingt nur das Schaffen der produktiven Kraft im Geistigen wie im Körperlichen; sie ist so wenig Erzeugerin der Vorstellungen, als des körperlichen Organismus.
3. Nicht alles Wissen von der sinnli- chen Welt gelangt zum vorstellenden Princip durch diejenigen äussern Sinne, vermittelst welcher wir ein solches Wissen im gewöhnlichen Zustande er- langen. Es giebt Zustände des Men- schen und der Thiere, wo Sinnesvor- stellungen, die objektive Gültigkeit ha- ben, von der produktiven Einbildungs- kraft erzeugt werden, ohne durch die ihnen sonst entsprechenden Sinnesein- drücke erregt zu seyn.
Neue Meinungen, Entdeckungen und Wahr- heiten, die nicht mit den, Generationen hindurch herrschend gewesenen Grundsätzen und Ansich- ten übereinstimmten, hatten immer das Schick-
sal,
dungskraft, aber Erzeugnisse, die nach allgemei- nen, für alle Individuen gleichen Gesetzen ent- stehen, dauern, sich verändern, verschwinden, und von andern veranlaſst, begleitet und ver- drängt werden. An diese Gesetzmäſsigkeit ist das Bewuſstseyn einer Auſsenwelt und einer Ob- jektivität jener Erzeugnisse geknüpft. Die Auſsen- welt bedingt nur das Schaffen der produktiven Kraft im Geistigen wie im Körperlichen; sie ist so wenig Erzeugerin der Vorstellungen, als des körperlichen Organismus.
3. Nicht alles Wissen von der sinnli- chen Welt gelangt zum vorstellenden Princip durch diejenigen äuſsern Sinne, vermittelst welcher wir ein solches Wissen im gewöhnlichen Zustande er- langen. Es giebt Zustände des Men- schen und der Thiere, wo Sinnesvor- stellungen, die objektive Gültigkeit ha- ben, von der produktiven Einbildungs- kraft erzeugt werden, ohne durch die ihnen sonst entsprechenden Sinnesein- drücke erregt zu seyn.
Neue Meinungen, Entdeckungen und Wahr- heiten, die nicht mit den, Generationen hindurch herrschend gewesenen Grundsätzen und Ansich- ten übereinstimmten, hatten immer das Schick-
sal,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0055"n="43"/>
dungskraft, aber Erzeugnisse, die nach allgemei-<lb/>
nen, für alle Individuen gleichen Gesetzen ent-<lb/>
stehen, dauern, sich verändern, verschwinden,<lb/>
und von andern veranlaſst, begleitet und ver-<lb/>
drängt werden. An diese Gesetzmäſsigkeit ist<lb/>
das Bewuſstseyn einer Auſsenwelt und einer Ob-<lb/>
jektivität jener Erzeugnisse geknüpft. Die Auſsen-<lb/>
welt bedingt nur das Schaffen der produktiven<lb/>
Kraft im Geistigen wie im Körperlichen; sie ist<lb/>
so wenig Erzeugerin der Vorstellungen, als des<lb/>
körperlichen Organismus.</p><lb/><p>3. <hirendition="#g">Nicht alles Wissen von der sinnli-<lb/>
chen Welt gelangt zum vorstellenden<lb/>
Princip durch diejenigen äuſsern Sinne,<lb/>
vermittelst welcher wir ein solches<lb/>
Wissen im gewöhnlichen Zustande er-<lb/>
langen. Es giebt Zustände des Men-<lb/>
schen und der Thiere, wo Sinnesvor-<lb/>
stellungen, die objektive Gültigkeit ha-<lb/>
ben, von der produktiven Einbildungs-<lb/>
kraft erzeugt werden, ohne durch die<lb/>
ihnen sonst entsprechenden Sinnesein-<lb/>
drücke erregt zu seyn</hi>.</p><lb/><p>Neue Meinungen, Entdeckungen und Wahr-<lb/>
heiten, die nicht mit den, Generationen hindurch<lb/>
herrschend gewesenen Grundsätzen und Ansich-<lb/>
ten übereinstimmten, hatten immer das Schick-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">sal,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[43/0055]
dungskraft, aber Erzeugnisse, die nach allgemei-
nen, für alle Individuen gleichen Gesetzen ent-
stehen, dauern, sich verändern, verschwinden,
und von andern veranlaſst, begleitet und ver-
drängt werden. An diese Gesetzmäſsigkeit ist
das Bewuſstseyn einer Auſsenwelt und einer Ob-
jektivität jener Erzeugnisse geknüpft. Die Auſsen-
welt bedingt nur das Schaffen der produktiven
Kraft im Geistigen wie im Körperlichen; sie ist
so wenig Erzeugerin der Vorstellungen, als des
körperlichen Organismus.
3. Nicht alles Wissen von der sinnli-
chen Welt gelangt zum vorstellenden
Princip durch diejenigen äuſsern Sinne,
vermittelst welcher wir ein solches
Wissen im gewöhnlichen Zustande er-
langen. Es giebt Zustände des Men-
schen und der Thiere, wo Sinnesvor-
stellungen, die objektive Gültigkeit ha-
ben, von der produktiven Einbildungs-
kraft erzeugt werden, ohne durch die
ihnen sonst entsprechenden Sinnesein-
drücke erregt zu seyn.
Neue Meinungen, Entdeckungen und Wahr-
heiten, die nicht mit den, Generationen hindurch
herrschend gewesenen Grundsätzen und Ansich-
ten übereinstimmten, hatten immer das Schick-
sal,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/55>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.