Das Pigment, welches die Choroidea be- deckt, ist aber hierbey von nicht so grosser Wichtigkeit, als die Art, wie sich die Gefässe in ihr verbreiten, und das Verhältniss der La- melle, welche die letztern bilden, gegen das innerste Blatt derselben, gegen die Ruyschische Haut. Jenes fehlt in den Augen der Albinos, die doch blos in der Empfindlichkeit gegen das Licht, nicht in andern Funktionen, von regel- mässig gebauten Augen abweichen. Die Ver- theilung der Gefässe in der Choroidea kennen wir inzwischen blos näher beym Menschen. In Betreff der Ruyschischen Haut lässt sich nur angeben, dass sie leichter von der eigentlichen Gefässhaut trennbar bey den mehrsten der Thiere als beym Menschen ist, und dass ihre Stärke mit der der Netzhaut in Verhältniss zu stehen scheint. Zur Bestimmung ihrer Funktion giebt es keine hinreichende Data. Das einzige Moment in der Struktur der unmittelbaren Or- gane des Sehens, woraus sich Folgerungen in Hinsicht auf die Verrichtungen dieser Theile ziehen lassen, ist das verschiedene Verhältniss der Insertion des Sehenerven in das Auge gegen die Augenaxe. Wir sehen mit jedem Auge nur den Punkt deutlich, welcher in der Augenaxe liegt, und diese trifft bey uns die Netzhaut in ziemlich weiter Entfernung von der Eintritts- stelle des Sehenerven. Hingegen bey dem Bär,
dem
Das Pigment, welches die Choroidea be- deckt, ist aber hierbey von nicht so groſser Wichtigkeit, als die Art, wie sich die Gefäſse in ihr verbreiten, und das Verhältniſs der La- melle, welche die letztern bilden, gegen das innerste Blatt derselben, gegen die Ruyschische Haut. Jenes fehlt in den Augen der Albinos, die doch blos in der Empfindlichkeit gegen das Licht, nicht in andern Funktionen, von regel- mäſsig gebauten Augen abweichen. Die Ver- theilung der Gefäſse in der Choroidea kennen wir inzwischen blos näher beym Menschen. In Betreff der Ruyschischen Haut läſst sich nur angeben, daſs sie leichter von der eigentlichen Gefäſshaut trennbar bey den mehrsten der Thiere als beym Menschen ist, und daſs ihre Stärke mit der der Netzhaut in Verhältniſs zu stehen scheint. Zur Bestimmung ihrer Funktion giebt es keine hinreichende Data. Das einzige Moment in der Struktur der unmittelbaren Or- gane des Sehens, woraus sich Folgerungen in Hinsicht auf die Verrichtungen dieser Theile ziehen lassen, ist das verschiedene Verhältniſs der Insertion des Sehenerven in das Auge gegen die Augenaxe. Wir sehen mit jedem Auge nur den Punkt deutlich, welcher in der Augenaxe liegt, und diese trifft bey uns die Netzhaut in ziemlich weiter Entfernung von der Eintritts- stelle des Sehenerven. Hingegen bey dem Bär,
dem
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Das Pigment, welches die Choroidea be-
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Wichtigkeit, als die Art, wie sich die Gefäſse
in ihr verbreiten, und das Verhältniſs der La-
melle, welche die letztern bilden, gegen das
innerste Blatt derselben, gegen die Ruyschische
Haut. Jenes fehlt in den Augen der Albinos,
die doch blos in der Empfindlichkeit gegen das
Licht, nicht in andern Funktionen, von regel-
mäſsig gebauten Augen abweichen. Die Ver-
theilung der Gefäſse in der Choroidea kennen
wir inzwischen blos näher beym Menschen. In
Betreff der Ruyschischen Haut läſst sich nur
angeben, daſs sie leichter von der eigentlichen
Gefäſshaut trennbar bey den mehrsten der
Thiere als beym Menschen ist, und daſs ihre
Stärke mit der der Netzhaut in Verhältniſs zu
stehen scheint. Zur Bestimmung ihrer Funktion
giebt es keine hinreichende Data. Das einzige
Moment in der Struktur der unmittelbaren Or-
gane des Sehens, woraus sich Folgerungen in
Hinsicht auf die Verrichtungen dieser Theile
ziehen lassen, ist das verschiedene Verhältniſs
der Insertion des Sehenerven in das Auge gegen
die Augenaxe. Wir sehen mit jedem Auge nur
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liegt, und diese trifft bey uns die Netzhaut in
ziemlich weiter Entfernung von der Eintritts-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/584>, abgerufen am 24.11.2024.
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