immer mehr da, wo die Seheaxe sie trifft. Aller Bilder, die sich ausserhalb dieser Axe darstellen, sind wir uns um so weniger be- wusst, je stärker und unverwandter der Blick auf den in ihr befindlichen Punkt geheftet ist. Sie entschwinden dem innern Sinne gänzlich, wenn die Gegenstände derselben durch ihre Ge- stalt und Farbe von dem Objekt der aufmerk- samen Beobachtung wenig abweichen. Von zwey Punkten, die sich auf einer weissen Flä- che befinden, entzieht sich der eine bey anhal- tender Heftung des Blicks auf den andern nicht weniger dem Gesicht, als bey dem Mariotte- schen Versuch, wenn auch ihre Stellung gegen den Beobachter ganz anders als bey dem letz- tern ist. Sind es Figuren von gleicher Farbe, aber verschiedenen Umrissen, von denen die eine unverwandt angesehen wird, so schwinden dem Auge die, welche von der letztern am wei- testen abstehen, früher als die nähern, und die nach aussen liegenden früher als die der entge- gengesetzten Seite. Kömmt Verschiedenheit der Farben hinzu, so wird auch dadurch das Ver- schwinden modifizirt, und die Nebenbilder ver- lieren sich um so früher, je weniger abstechend ihre Farben gegen die des Hauptbildes sind i). Durch dieses Uebergewicht der Sehkraft im
Axen-
i)Troxler a. a. O. S. 27 fg. Purkinje a. a. O. S. 76.
immer mehr da, wo die Seheaxe sie trifft. Aller Bilder, die sich auſserhalb dieser Axe darstellen, sind wir uns um so weniger be- wuſst, je stärker und unverwandter der Blick auf den in ihr befindlichen Punkt geheftet ist. Sie entschwinden dem innern Sinne gänzlich, wenn die Gegenstände derselben durch ihre Ge- stalt und Farbe von dem Objekt der aufmerk- samen Beobachtung wenig abweichen. Von zwey Punkten, die sich auf einer weiſsen Flä- che befinden, entzieht sich der eine bey anhal- tender Heftung des Blicks auf den andern nicht weniger dem Gesicht, als bey dem Mariotte- schen Versuch, wenn auch ihre Stellung gegen den Beobachter ganz anders als bey dem letz- tern ist. Sind es Figuren von gleicher Farbe, aber verschiedenen Umrissen, von denen die eine unverwandt angesehen wird, so schwinden dem Auge die, welche von der letztern am wei- testen abstehen, früher als die nähern, und die nach auſsen liegenden früher als die der entge- gengesetzten Seite. Kömmt Verschiedenheit der Farben hinzu, so wird auch dadurch das Ver- schwinden modifizirt, und die Nebenbilder ver- lieren sich um so früher, je weniger abstechend ihre Farben gegen die des Hauptbildes sind i). Durch dieses Uebergewicht der Sehkraft im
Axen-
i)Troxler a. a. O. S. 27 fg. Purkinje a. a. O. S. 76.
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immer mehr da, wo die Seheaxe sie trifft.
Aller Bilder, die sich auſserhalb dieser Axe
darstellen, sind wir uns um so weniger be-
wuſst, je stärker und unverwandter der Blick
auf den in ihr befindlichen Punkt geheftet ist.
Sie entschwinden dem innern Sinne gänzlich,
wenn die Gegenstände derselben durch ihre Ge-
stalt und Farbe von dem Objekt der aufmerk-
samen Beobachtung wenig abweichen. Von
zwey Punkten, die sich auf einer weiſsen Flä-
che befinden, entzieht sich der eine bey anhal-
tender Heftung des Blicks auf den andern nicht
weniger dem Gesicht, als bey dem Mariotte-
schen Versuch, wenn auch ihre Stellung gegen
den Beobachter ganz anders als bey dem letz-
tern ist. Sind es Figuren von gleicher Farbe,
aber verschiedenen Umrissen, von denen die
eine unverwandt angesehen wird, so schwinden
dem Auge die, welche von der letztern am wei-
testen abstehen, früher als die nähern, und die
nach auſsen liegenden früher als die der entge-
gengesetzten Seite. Kömmt Verschiedenheit der
Farben hinzu, so wird auch dadurch das Ver-
schwinden modifizirt, und die Nebenbilder ver-
lieren sich um so früher, je weniger abstechend
ihre Farben gegen die des Hauptbildes sind i).
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/586>, abgerufen am 24.11.2024.
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