Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Sag Centrum oder Mittel-Punct an-zuzeigen, um welchen man eine runde Volta machen kan, sondern taugt auch zu andern Nutzbarkei- ten mehr, als die Fohlen an der Corda herum lauffen zu lassen, die boshaftigen Pferde daran zu zwingen, zu pliiren, und solche de- sto leichter abzurichten. V. Pilier. Sagesse des chevaux, Witz, Verstand, Gelernigkeit, Saite, Heisset ein gedreheter fester Fa- Sai man sie über breite Rahme unddörret sie. Nach diesen beitzet man selbige acht Tage lang in scharffer Lauge, indem sie täglich in die viermal und noch mehr dar- aus gewaschen werden, und spal- tet auch die zu den kläresten Sai- ten, damit sie recht zarte werden. Endlich machet man sie vermit- telst etlicher Schrauben nach der Seiler-Art auf ein Rad feste, und spinnet sie durch vortheilhaf- tes Umdrehen. Zuletzt wenn sie nach ihrer unterschiedenen Stärcke gesponnen, werden sie der Länge nach an die Wände eines Kastens, der einen von dichter Leinwand bereiteten Deckel hat, über höltzer- ne Nägel gezogen, und abermal getrocknet, worbey sie, indem der Kasten überall wohl vermacht, aufs beste mit Schwefel durch- räuchert werden, davon sie eine schöne gelbe Farbe bekommen. So lassen sie sich auch roth, grün, blau, u. s. f. färben, wenn diese Farben glat abgerieben, mit schar- fer Lauge angemacht, und die Saiten darein getuncket worden. Nachdem solche auf eine und die andere Art gantz fertig, überstrei- chet man sie mit dem besten Oele, und bindet sie gemeiniglich in Büschlein, deren 60 für ein Bund gerechnet werden, 60 solcher Bunde aber machen ein Kästlein aus, nach welcher Weise man sie verkaufft und versendet. Ob es nun wol noch verschiedene ande- re Arten der Saiten giebt, wel- che aus Flachs, Hanf, Seide, Coccus-Blättern, Alöe-Blät- tern, von der Jucca und was de- ren mehr, zubereitet werden kön- nen; so behalten dennoch diese bereits beschriebene, und zwar vornehmlich bey Musicalischen Jn- S s s 2
[Spaltenumbruch] Sag Centrum oder Mittel-Punct an-zuzeigen, um welchen man eine runde Volta machen kan, ſondern taugt auch zu andern Nutzbarkei- ten mehr, als die Fohlen an der Corda herum lauffen zu laſſen, die boshaftigen Pferde daran zu zwingen, zu pliiren, und ſolche de- ſto leichter abzurichten. V. Pilier. Sageſſe des chevaux, Witz, Verſtand, Gelernigkeit, Saite, Heiſſet ein gedreheter feſter Fa- Sai man ſie uͤber breite Rahme unddoͤrret ſie. Nach dieſen beitzet man ſelbige acht Tage lang in ſcharffer Lauge, indem ſie taͤglich in die viermal und noch mehr dar- aus gewaſchen werden, und ſpal- tet auch die zu den klaͤreſten Sai- ten, damit ſie recht zarte werden. Endlich machet man ſie vermit- telſt etlicher Schrauben nach der Seiler-Art auf ein Rad feſte, und ſpinnet ſie durch vortheilhaf- tes Umdrehen. Zuletzt wenn ſie nach ihrer unterſchiedenen Staͤrcke geſponnen, werden ſie der Laͤnge nach an die Waͤnde eines Kaſtens, der einen von dichter Leinwand bereiteten Deckel hat, uͤber hoͤltzer- ne Naͤgel gezogen, und abermal getrocknet, worbey ſie, indem der Kaſten uͤberall wohl vermacht, aufs beſte mit Schwefel durch- raͤuchert werden, davon ſie eine ſchoͤne gelbe Farbe bekommen. So laſſen ſie ſich auch roth, gruͤn, blau, u. ſ. f. faͤrben, wenn dieſe Farben glat abgerieben, mit ſchar- fer Lauge angemacht, und die Saiten darein getuncket worden. Nachdem ſolche auf eine und die andere Art gantz fertig, uͤberſtrei- chet man ſie mit dem beſten Oele, und bindet ſie gemeiniglich in Buͤſchlein, deren 60 fuͤr ein Bund gerechnet werden, 60 ſolcher Bunde aber machen ein Kaͤſtlein aus, nach welcher Weiſe man ſie verkaufft und verſendet. Ob es nun wol noch verſchiedene ande- re Arten der Saiten giebt, wel- che aus Flachs, Hanf, Seide, Coccus-Blaͤttern, Alöe-Blaͤt- tern, von der Jucca und was de- ren mehr, zubereitet werden koͤn- nen; ſo behalten dennoch dieſe bereits beſchriebene, und zwar vornehmlich bey Muſicaliſchen Jn- S ſ s 2
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Sag
Sai
Centrum oder Mittel-Punct an-
zuzeigen, um welchen man eine
runde Volta machen kan, ſondern
taugt auch zu andern Nutzbarkei-
ten mehr, als die Fohlen an der
Corda herum lauffen zu laſſen,
die boshaftigen Pferde daran zu
zwingen, zu pliiren, und ſolche de-
ſto leichter abzurichten. V. Pilier.
Sageſſe des chevaux,
Witz, Verſtand, Gelernigkeit,
ſind gute Eigenſchafften, ſo die
Pferde in der Abrichtung erleich-
tert.
Saite,
Heiſſet ein gedreheter feſter Fa-
den, welcher, ſo er ſtraff angezo-
gen wird, nach ſeiner Staͤrcke
einen Klang oder Ton von ſich
giebt, dannenhero dergleichen Fa-
den ihren meiſten Nutzen bey den
Muſicaliſchen Jnſtrumenten oder
Saiten-Spielen ſchaffen. Es
werden dieſelben theils aus Me-
tall, theils aus den Gedaͤrmen der
Thiere bereitet. Die metallene
ſind nichts anders als ein ordent-
licher Drat, welcher aus eiſernen,
ertztenen oder auch wol ſilbernen
ſubtilen Staͤblein verfertiget wird,
welche ſo lange durch die an der
Weite immer zu abnehmende Loͤcher
eines Eiſens gezogen werden, bis
ſie die verlangte Staͤrcke erhalten.
Die aus den Daͤrmen gemachte
Saiten betreffend, ſo iſt ie eines
Thieres Eingeweide darzu dienli-
cher als des andern; doch braucht
man am allermeiſten zu denſelben
die Daͤrme der Schafe, Ziegen
und Katzen, ihre Zubereitung be-
ſtehet in folgenden: Es werden
dieſelbe zufoͤrderſt der Laͤnge nach
aufgeſchlitzet, und auf das ſau-
berſte gereiniget; hierauf windet
man ſie uͤber breite Rahme und
doͤrret ſie. Nach dieſen beitzet
man ſelbige acht Tage lang in
ſcharffer Lauge, indem ſie taͤglich
in die viermal und noch mehr dar-
aus gewaſchen werden, und ſpal-
tet auch die zu den klaͤreſten Sai-
ten, damit ſie recht zarte werden.
Endlich machet man ſie vermit-
telſt etlicher Schrauben nach der
Seiler-Art auf ein Rad feſte,
und ſpinnet ſie durch vortheilhaf-
tes Umdrehen. Zuletzt wenn ſie
nach ihrer unterſchiedenen Staͤrcke
geſponnen, werden ſie der Laͤnge
nach an die Waͤnde eines Kaſtens,
der einen von dichter Leinwand
bereiteten Deckel hat, uͤber hoͤltzer-
ne Naͤgel gezogen, und abermal
getrocknet, worbey ſie, indem der
Kaſten uͤberall wohl vermacht,
aufs beſte mit Schwefel durch-
raͤuchert werden, davon ſie eine
ſchoͤne gelbe Farbe bekommen.
So laſſen ſie ſich auch roth, gruͤn,
blau, u. ſ. f. faͤrben, wenn dieſe
Farben glat abgerieben, mit ſchar-
fer Lauge angemacht, und die
Saiten darein getuncket worden.
Nachdem ſolche auf eine und die
andere Art gantz fertig, uͤberſtrei-
chet man ſie mit dem beſten Oele,
und bindet ſie gemeiniglich in
Buͤſchlein, deren 60 fuͤr ein Bund
gerechnet werden, 60 ſolcher
Bunde aber machen ein Kaͤſtlein
aus, nach welcher Weiſe man ſie
verkaufft und verſendet. Ob es
nun wol noch verſchiedene ande-
re Arten der Saiten giebt, wel-
che aus Flachs, Hanf, Seide,
Coccus-Blaͤttern, Alöe-Blaͤt-
tern, von der Jucca und was de-
ren mehr, zubereitet werden koͤn-
nen; ſo behalten dennoch dieſe
bereits beſchriebene, und zwar
vornehmlich bey Muſicaliſchen
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