Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch]
San Sangler un cheval, Gürten, das ist die Befestigung Sarabanda, Sarabande, Eine gravitätische, den Spa- Sarabande, Auf der Reutschule, ist ein lang- Sar samer Tantz, welchen man fürdie Pferde braucht, so passegiren, und im Spanischen Tritt dressirt sind, welche man daher Danceurs nennet, weil sie die Cadenz observi- ren, auf des Reuters Tempo di Gamba acht haben, und also nach dem Tact der Music Fuß für Fuß avanciren; auch in der Wendung allezeit eine hohe Courbette drein machen, und in der Cadenz blei- ben; welches eine von den schön- sten und schweresten Lectionen ist: Dahero nnumgänglich der Reu- ter die Music oder zum wenigsten den Tact verstehen muß, daß er solchen dem Pferde auch kan be- greiffen machen. Sardinien, Jnsel und Königreich in dem tiere
[Spaltenumbruch]
San Sangler un cheval, Guͤrten, das iſt die Befeſtigung Sarabanda, Sarabande, Eine gravitaͤtiſche, den Spa- Sarabande, Auf der Reutſchule, iſt ein lang- Sar ſamer Tantz, welchen man fuͤrdie Pferde braucht, ſo paſſegiren, und im Spaniſchen Tritt dreſſirt ſind, welche man daher Danceurs nennet, weil ſie die Cadenz obſervi- ren, auf des Reuters Tempo di Gamba acht haben, und alſo nach dem Tact der Muſic Fuß fuͤr Fuß avanciren; auch in der Wendung allezeit eine hohe Courbette drein machen, und in der Cadenz blei- ben; welches eine von den ſchoͤn- ſten und ſchwereſten Lectionen iſt: Dahero nnumgaͤnglich der Reu- ter die Muſic oder zum wenigſten den Tact verſtehen muß, daß er ſolchen dem Pferde auch kan be- greiffen machen. Sardinien, Jnſel und Koͤnigreich in dem tiere
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San
Sar
Sangler un cheval,
Guͤrten, das iſt die Befeſtigung
des Sattels auf dem Pferde, wel-
che bey alten Pferden ſoll hart
ſeyn, bey jungen Pferden aber,
die man erſt anreutet iſt es gefaͤhr-
lich, ſolche im Anfang zu feſt zu
guͤrten, wodurch ſie ſich lernen
aufblaͤhen, auch ſich wol gar mit
ſamt ihrem Reuter uͤberwerffen,
oder aber ſich nicht mehr wollen
ſatteln laſſen, und allerhand der-
gleichen Laſter durch dieſes Verſe-
hen an ſich nehmen.
Sarabanda, Sarabande,
Eine gravitaͤtiſche, den Spa-
niern inſonderheit ſehr beliebte und
gebraͤuchliche, etwas kurtze Melo-
die, welche allezeit zum Tantzen
den ¾ zum Spielen aber biswei-
len den [FORMEL] Tact, langſam geſchla-
gen, und 2 Repriſen hat. Sie
hat keine andere Gemuͤths-Bewe-
gung als die Ehrſucht; doch hat
die Tantz-Sarabande engere und
dabey viel hochmuͤthigere Verfaſ-
ſung, als die Spiel- und Sing-
Sarabande; ſie laͤßt keine lauf-
fende Noten zu, weil die Gran-
dezza ſolche nicht leiden kan, ſon-
dern ihre Ernſthaftigkeit ſteiff und
feſt behaͤlt. Zum Spielen auf
dem Clavier und auf der Laute
erniedrigt man ſich etwas bey die-
ſer Melodien-Gattung, gebraucht
mehr Freyheit, ja macht wol gar
Doubles, oder gebrochene Arbeit
daraus, welche wir Variationes
heiſſen: Welches auch einige in
Sing-Sarabanden, wiewol nicht
fuͤglich, thun. Die Folies d’ E-
ſpagne ſcheinen gewiſſer maſſen mit
zu den Sarabanden zu gehoͤren.
Sarabande,
Auf der Reutſchule, iſt ein lang-
ſamer Tantz, welchen man fuͤr
die Pferde braucht, ſo paſſegiren,
und im Spaniſchen Tritt dreſſirt
ſind, welche man daher Danceurs
nennet, weil ſie die Cadenz obſervi-
ren, auf des Reuters Tempo di
Gamba acht haben, und alſo nach
dem Tact der Muſic Fuß fuͤr Fuß
avanciren; auch in der Wendung
allezeit eine hohe Courbette drein
machen, und in der Cadenz blei-
ben; welches eine von den ſchoͤn-
ſten und ſchwereſten Lectionen iſt:
Dahero nnumgaͤnglich der Reu-
ter die Muſic oder zum wenigſten
den Tact verſtehen muß, daß er
ſolchen dem Pferde auch kan be-
greiffen machen.
Sardinien,
Jnſel und Koͤnigreich in dem
Mittellaͤndiſchen Meere, welche
ehemals der Cron Spanien, ſeit
1720 aber dem Hertzoge von Sa-
voyen gehoͤrt, der davon den Koͤ-
niglichen Titel fuͤhret, als Her-
tzog von Savoyen aber das Praͤ-
dicat eines ſtetswaͤhrenden Vicarii
des H. R. Reichs durch Jtalien
hat. Das Wappen von dem Koͤnig-
reiche Sardinien, wie ſolches an-
ietzo mit dem Hertzoglichen Sa-
voyiſchen vereiniget iſt, beſtehet
in vier groſſen Qvartieren mit ei-
ner Spitze mit einem Mittel-
Schilde, und daruͤber noch ein
Hertz-Schildlein. Auf dieſem
Hertz-Schildlein erſcheinet ein
ſilbernes Creutz im rothen Felde,
als das eigentliche Wappen von
Savoyen. Der Mittel-Schild
iſt ſilbern und durch ein rothes
Creutz qvadriret, mit einem Moh-
ren-Kopf und weiſſer Binde in
ieder Ecke, wegen des Koͤnigrei-
ches Sardinien. Der Haupt-
Schild iſt wieder in 4 groſſe Qvar-
tiere
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