Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Sau weder Wagen noch Karren gehenkönnen, dadurch nicht allein Hand- lung und Correspondentz derer Völcker unterhalten wird, welche gleichsam durch eine Mauer und Kluft von einander geschieden, sondern es können auch die Leute im Gebirge einige Nahrungs-Mit- tel davon haben, als die Ver- leihung der Pferde, welche aus offtmaliger Gewohnheit viel si- cherer steigen, als das allerbeste dreßirte Pferd. Sau-Netze, Schweins- Netze, Sind absonderlich zur Sau Zeug-Knechten, als zwey, welchedas Netz im Abführen abschlagen; 2 Mann mit Schlägeln, welche die Heftel einschlagen; 2 Mann so mit den Sticheln oder Pfahl-Eisen Löcher machen; und 2 Mann zu Furckeln setzen. Die Ober- und Un- ter-Leinen müssen starck angezogen und wo möglich an Bäume gebun- den werden, sonst wenn starcke Sauen einbrechen, reissen die Hef- tel öfters aus der Erden, und die Sauen lauffen davon. Diese Netze haben auch ihren Nutzen, wenn die Sauen ins Enge getrie- ben sind: denn alsdenn können solche Netze inwendig im Jagen an den Tüchern herum gestellet, und oben auf die Furckeln geleget werden, so weit als man mit Ne- tzen reichen kan; und muß der Busem fein glatt angezogen wer- den, daß die Netze an den Tü- chern steiff stehen, und die Sauen nicht durchschlagen können. Denn wo die Tücher bloß stehen, hauen sie bald Löcher hinein, und fahren durch, wo aber die Netze abweh- ren, bleibet es nach. Sau-Rüden, Sind eine Art starcker Jagd- möge,
[Spaltenumbruch] Sau weder Wagen noch Karren gehenkoͤnnen, dadurch nicht allein Hand- lung und Correſpondentz derer Voͤlcker unterhalten wird, welche gleichſam durch eine Mauer und Kluft von einander geſchieden, ſondern es koͤnnen auch die Leute im Gebirge einige Nahrungs-Mit- tel davon haben, als die Ver- leihung der Pferde, welche aus offtmaliger Gewohnheit viel ſi- cherer ſteigen, als das allerbeſte dreßirte Pferd. Sau-Netze, Schweins- Netze, Sind abſonderlich zur Sau Zeug-Knechten, als zwey, welchedas Netz im Abfuͤhren abſchlagen; 2 Mann mit Schlaͤgeln, welche die Heftel einſchlagen; 2 Mann ſo mit den Sticheln oder Pfahl-Eiſen Loͤcher machen; und 2 Mann zu Furckeln ſetzen. Die Ober- und Un- ter-Leinen muͤſſen ſtarck angezogen und wo moͤglich an Baͤume gebun- den werden, ſonſt wenn ſtarcke Sauen einbrechen, reiſſen die Hef- tel oͤfters aus der Erden, und die Sauen lauffen davon. Dieſe Netze haben auch ihren Nutzen, wenn die Sauen ins Enge getrie- ben ſind: denn alsdenn koͤnnen ſolche Netze inwendig im Jagen an den Tuͤchern herum geſtellet, und oben auf die Furckeln geleget werden, ſo weit als man mit Ne- tzen reichen kan; und muß der Buſem fein glatt angezogen wer- den, daß die Netze an den Tuͤ- chern ſteiff ſtehen, und die Sauen nicht durchſchlagen koͤnnen. Denn wo die Tuͤcher bloß ſtehen, hauen ſie bald Loͤcher hinein, und fahren durch, wo aber die Netze abweh- ren, bleibet es nach. Sau-Ruͤden, Sind eine Art ſtarcker Jagd- moͤge,
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Sau
Sau
weder Wagen noch Karren gehen
koͤnnen, dadurch nicht allein Hand-
lung und Correſpondentz derer
Voͤlcker unterhalten wird, welche
gleichſam durch eine Mauer und
Kluft von einander geſchieden,
ſondern es koͤnnen auch die Leute
im Gebirge einige Nahrungs-Mit-
tel davon haben, als die Ver-
leihung der Pferde, welche aus
offtmaliger Gewohnheit viel ſi-
cherer ſteigen, als das allerbeſte
dreßirte Pferd.
Sau-Netze, Schweins-
Netze,
Sind abſonderlich zur
Schweins-Jagd geſtrickte Netze,
deren ein iedes 80 gedoppelte, oder
160 einfache Wald-Schritte ſtel-
let. Weil oͤfters ein ſtarck Rudel
Sauen von Bachen und Friſch-
lingen in vollem Rennen zugleich
auf einmal hinein lauffen, und al-
ſo ein ſolches Netze ſehr Buſen-
reich ſeyn muß, ſo ſoll man es
zum wenigſten dreyßig Maſchen
hoch machen, und dieſe uͤber der
Ruͤck-Banck fein feſte ziehen. Das
Modell der Maſchen iſt ſechs Zoll
lang und ſechs Zoll breit. Die
Furckeln ſollen ſo ſtarck, wie die
zu den Hirſch-Netzen, allein weit
niedriger, als dieſelben, und drit-
tehalbe Elle lang ſeyn, weil die
Sauen nicht uͤberſpringen, ſon-
dern nur in der Dummheit gera-
de zulauffen und durchbrechen wol-
len: Dagegen aber kan das Roth-
Wild deſto beſſer uͤberſetzen, und
werden dieſe Netze eben auch, wie
die Hirſch-Netze, fein gerade mit-
ten auf die Fluͤgel geſtellet. Da-
mit es aber fein geſchwinde mit
dem Netze-Stellen zugehen moͤge,
muͤſſen hierzu bey iedem Fluͤgel
wol 8 Mann ſeyn, nebſt zween
Zeug-Knechten, als zwey, welche
das Netz im Abfuͤhren abſchlagen;
2 Mann mit Schlaͤgeln, welche die
Heftel einſchlagen; 2 Mann ſo
mit den Sticheln oder Pfahl-Eiſen
Loͤcher machen; und 2 Mann zu
Furckeln ſetzen. Die Ober- und Un-
ter-Leinen muͤſſen ſtarck angezogen
und wo moͤglich an Baͤume gebun-
den werden, ſonſt wenn ſtarcke
Sauen einbrechen, reiſſen die Hef-
tel oͤfters aus der Erden, und die
Sauen lauffen davon. Dieſe
Netze haben auch ihren Nutzen,
wenn die Sauen ins Enge getrie-
ben ſind: denn alsdenn koͤnnen
ſolche Netze inwendig im Jagen
an den Tuͤchern herum geſtellet,
und oben auf die Furckeln geleget
werden, ſo weit als man mit Ne-
tzen reichen kan; und muß der
Buſem fein glatt angezogen wer-
den, daß die Netze an den Tuͤ-
chern ſteiff ſtehen, und die Sauen
nicht durchſchlagen koͤnnen. Denn
wo die Tuͤcher bloß ſtehen, hauen
ſie bald Loͤcher hinein, und fahren
durch, wo aber die Netze abweh-
ren, bleibet es nach.
Sau-Ruͤden,
Sind eine Art ſtarcker Jagd-
Hunde, welche zur Schwein-Ha-
tze gebrauchet werden. Dazu
werden oͤfters zottelichte Bauer-
Hunde, wie man ſie bey denen
Fleiſchern, Hirten und Schaͤfern
mehrmals antrift, genommen.
Weil die jungen Hunde allzu un-
vorſichtig anfallen, ſo muß man
lieber zwey- oder drey-jaͤhrige alte
eingehetzte Hunde dazu nehmen.
Es pflegen etliche dieſen Sau-Ruͤ-
den oder Hatz-Hunden Schellen
an die Halsbaͤnder anzumachen,
damit das Schwein gegen die
Hunde ſich nicht zur Wehr ſtellen
moͤge,
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