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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Was
sie auf dem Lande ein Stück Holtz
(nicht einen Stein, denn sie daran
die Zähne verderben) wieder ho-
len gelernet, führt man ihn auch
ins Wasser und anfänglich lieber
in ein stehendes als fliessendes.
Wenn er auch hier fertig worden,
nimmt man einen alten abgerich-
teten Hund darzu, läst eine zah-
me Ente schwimmen, und wenn
sie geschossen, zum erstenmal den
jüngern allein darnach gehen,
wenn er sie gebracht, thut man
ihm schön, wirft die Ente wieder
hin, und wiederholet es zum an-
dern und drittenmal. Die Dä-
nischen sind wegen ihrer Treue und
Hurtigkeit sonderlich beliebt.

Wasser-Jagd,

Jst ein Jagen, so in einer sol-
chen Gegend angestellet ist, da
das Wild durch ein Wasser ge-
trieben werden muß. Derglei-
chen Jagd geschiehet mit Treiben
und Abjagen, wie ein Haupt-Ja-
gen, nur daß der Lauf hier ein
Teich oder mittelmäßiger Strom
sey, wodurch das Wildpret geja-
get werden muß. Auf der Mitte,
wo es seyn soll, wird auf Schif-
fen ein Schirm für die Herrschaft
mit Sträuchern gesetzt, und ins
Wasser geanckert, die Tücher aber
durch Kähne über den Strom ge-
fahren, und wird auf grossen star-
cken Stangen, worauf oben Haa-
cken gemacht, die Ober-Leine der-
gestalt aufgehoben, daß das Tuch
knapp über dem Wasser mit der
Unter-Leine liegt; die Wind-Lei-
nen werden auch an grosse Pfähle,
so ins Wasser geschlagen, über
dem Wasser inwendig oder aus-
wendig, wie gebräuchlich, ange-
bunden. Wenn nun im Jagen
die Hunde das Wild heraus brin-
[Spaltenumbruch]

Was
gen, zwingen sie solches durchs
Wasser zu schwimmen, welches ge-
pürschet, und von der Herrschaft
geschossen, hernach, so es es todt,
in Kähnen geholet, und ans Land
gestrecket wird. Damit nun die
Tücher über dem Wasser nicht
naß werden, müssen hierzu ge-
wisse Holtz-Flösse von Zimmer-
Bäumen an einander verbunden
werden, von fünff bis sechs Bäu-
men, welche ausserhalb der Tücher
kommen müssen, damit die Stell-
Leute den Zeug auswendig stellen,
heben und abwerffen können, das
Wildpret aber inwendig nichts
zum Auffussen finde. Vor allen
Dingen müssen diese Flösse feste
wider den Strom veranckert und
wohl verwahret werden, sonst ist
alles vergebens. Wenn eine sol-
che Jagd auf einem grossen Strom
geschehen soll, müssen an die Ne-
tze grosse Gewichte gemacht wer-
den, die untersincken, und die
Netze anhalten, oben aber wer-
den diese an Fähren angemacht,
damit also nichts von Wildpret
unten durch kommen kan.

Wasser legen,

Die Untugend, daß sich einige
Pferde, sobald sie in ein Wasser
geritten werden, legen und dar-
inne wältzen, muß ihnen also ab-
gewöhnet werden: Man lässet sie
im Sommer ins Wasser reiten,
und wenn sich das Pferd legen
will, muß der Reuter die Stan-
gen des Mundstücks ergreiffen,
und das Pferd fest damit nieder-
halten, daß es sich nicht aufrich-
ten kan, ein Paar Kerls, so ihm
zur Hand seyn sollen, drücken dem
Pferde den Kopf nieder, und tau-
chen ihn in das Wasser, daß es
dem Pferde in Maul, Nase und

Ohren
D d d d 2

[Spaltenumbruch]

Waſ
ſie auf dem Lande ein Stuͤck Holtz
(nicht einen Stein, denn ſie daran
die Zaͤhne verderben) wieder ho-
len gelernet, fuͤhrt man ihn auch
ins Waſſer und anfaͤnglich lieber
in ein ſtehendes als flieſſendes.
Wenn er auch hier fertig worden,
nimmt man einen alten abgerich-
teten Hund darzu, laͤſt eine zah-
me Ente ſchwimmen, und wenn
ſie geſchoſſen, zum erſtenmal den
juͤngern allein darnach gehen,
wenn er ſie gebracht, thut man
ihm ſchoͤn, wirft die Ente wieder
hin, und wiederholet es zum an-
dern und drittenmal. Die Daͤ-
niſchen ſind wegen ihrer Treue und
Hurtigkeit ſonderlich beliebt.

Waſſer-Jagd,

Jſt ein Jagen, ſo in einer ſol-
chen Gegend angeſtellet iſt, da
das Wild durch ein Waſſer ge-
trieben werden muß. Derglei-
chen Jagd geſchiehet mit Treiben
und Abjagen, wie ein Haupt-Ja-
gen, nur daß der Lauf hier ein
Teich oder mittelmaͤßiger Strom
ſey, wodurch das Wildpret geja-
get werden muß. Auf der Mitte,
wo es ſeyn ſoll, wird auf Schif-
fen ein Schirm fuͤr die Herrſchaft
mit Straͤuchern geſetzt, und ins
Waſſer geanckert, die Tuͤcher aber
durch Kaͤhne uͤber den Strom ge-
fahren, und wird auf groſſen ſtar-
cken Stangen, worauf oben Haa-
cken gemacht, die Ober-Leine der-
geſtalt aufgehoben, daß das Tuch
knapp uͤber dem Waſſer mit der
Unter-Leine liegt; die Wind-Lei-
nen werden auch an groſſe Pfaͤhle,
ſo ins Waſſer geſchlagen, uͤber
dem Waſſer inwendig oder aus-
wendig, wie gebraͤuchlich, ange-
bunden. Wenn nun im Jagen
die Hunde das Wild heraus brin-
[Spaltenumbruch]

Waſ
gen, zwingen ſie ſolches durchs
Waſſer zu ſchwimmen, welches ge-
puͤrſchet, und von der Herrſchaft
geſchoſſen, hernach, ſo es es todt,
in Kaͤhnen geholet, und ans Land
geſtrecket wird. Damit nun die
Tuͤcher uͤber dem Waſſer nicht
naß werden, muͤſſen hierzu ge-
wiſſe Holtz-Floͤſſe von Zimmer-
Baͤumen an einander verbunden
werden, von fuͤnff bis ſechs Baͤu-
men, welche auſſerhalb der Tuͤcher
kommen muͤſſen, damit die Stell-
Leute den Zeug auswendig ſtellen,
heben und abwerffen koͤnnen, das
Wildpret aber inwendig nichts
zum Auffuſſen finde. Vor allen
Dingen muͤſſen dieſe Floͤſſe feſte
wider den Strom veranckert und
wohl verwahret werden, ſonſt iſt
alles vergebens. Wenn eine ſol-
che Jagd auf einem groſſen Strom
geſchehen ſoll, muͤſſen an die Ne-
tze groſſe Gewichte gemacht wer-
den, die unterſincken, und die
Netze anhalten, oben aber wer-
den dieſe an Faͤhren angemacht,
damit alſo nichts von Wildpret
unten durch kommen kan.

Waſſer legen,

Die Untugend, daß ſich einige
Pferde, ſobald ſie in ein Waſſer
geritten werden, legen und dar-
inne waͤltzen, muß ihnen alſo ab-
gewoͤhnet werden: Man laͤſſet ſie
im Sommer ins Waſſer reiten,
und wenn ſich das Pferd legen
will, muß der Reuter die Stan-
gen des Mundſtuͤcks ergreiffen,
und das Pferd feſt damit nieder-
halten, daß es ſich nicht aufrich-
ten kan, ein Paar Kerls, ſo ihm
zur Hand ſeyn ſollen, druͤcken dem
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dem Pferde in Maul, Naſe und

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D d d d 2
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[1179] Waſ Waſ ſie auf dem Lande ein Stuͤck Holtz (nicht einen Stein, denn ſie daran die Zaͤhne verderben) wieder ho- len gelernet, fuͤhrt man ihn auch ins Waſſer und anfaͤnglich lieber in ein ſtehendes als flieſſendes. Wenn er auch hier fertig worden, nimmt man einen alten abgerich- teten Hund darzu, laͤſt eine zah- me Ente ſchwimmen, und wenn ſie geſchoſſen, zum erſtenmal den juͤngern allein darnach gehen, wenn er ſie gebracht, thut man ihm ſchoͤn, wirft die Ente wieder hin, und wiederholet es zum an- dern und drittenmal. Die Daͤ- niſchen ſind wegen ihrer Treue und Hurtigkeit ſonderlich beliebt. Waſſer-Jagd, Jſt ein Jagen, ſo in einer ſol- chen Gegend angeſtellet iſt, da das Wild durch ein Waſſer ge- trieben werden muß. Derglei- chen Jagd geſchiehet mit Treiben und Abjagen, wie ein Haupt-Ja- gen, nur daß der Lauf hier ein Teich oder mittelmaͤßiger Strom ſey, wodurch das Wildpret geja- get werden muß. Auf der Mitte, wo es ſeyn ſoll, wird auf Schif- fen ein Schirm fuͤr die Herrſchaft mit Straͤuchern geſetzt, und ins Waſſer geanckert, die Tuͤcher aber durch Kaͤhne uͤber den Strom ge- fahren, und wird auf groſſen ſtar- cken Stangen, worauf oben Haa- cken gemacht, die Ober-Leine der- geſtalt aufgehoben, daß das Tuch knapp uͤber dem Waſſer mit der Unter-Leine liegt; die Wind-Lei- nen werden auch an groſſe Pfaͤhle, ſo ins Waſſer geſchlagen, uͤber dem Waſſer inwendig oder aus- wendig, wie gebraͤuchlich, ange- bunden. Wenn nun im Jagen die Hunde das Wild heraus brin- gen, zwingen ſie ſolches durchs Waſſer zu ſchwimmen, welches ge- puͤrſchet, und von der Herrſchaft geſchoſſen, hernach, ſo es es todt, in Kaͤhnen geholet, und ans Land geſtrecket wird. Damit nun die Tuͤcher uͤber dem Waſſer nicht naß werden, muͤſſen hierzu ge- wiſſe Holtz-Floͤſſe von Zimmer- Baͤumen an einander verbunden werden, von fuͤnff bis ſechs Baͤu- men, welche auſſerhalb der Tuͤcher kommen muͤſſen, damit die Stell- Leute den Zeug auswendig ſtellen, heben und abwerffen koͤnnen, das Wildpret aber inwendig nichts zum Auffuſſen finde. Vor allen Dingen muͤſſen dieſe Floͤſſe feſte wider den Strom veranckert und wohl verwahret werden, ſonſt iſt alles vergebens. Wenn eine ſol- che Jagd auf einem groſſen Strom geſchehen ſoll, muͤſſen an die Ne- tze groſſe Gewichte gemacht wer- den, die unterſincken, und die Netze anhalten, oben aber wer- den dieſe an Faͤhren angemacht, damit alſo nichts von Wildpret unten durch kommen kan. Waſſer legen, Die Untugend, daß ſich einige Pferde, ſobald ſie in ein Waſſer geritten werden, legen und dar- inne waͤltzen, muß ihnen alſo ab- gewoͤhnet werden: Man laͤſſet ſie im Sommer ins Waſſer reiten, und wenn ſich das Pferd legen will, muß der Reuter die Stan- gen des Mundſtuͤcks ergreiffen, und das Pferd feſt damit nieder- halten, daß es ſich nicht aufrich- ten kan, ein Paar Kerls, ſo ihm zur Hand ſeyn ſollen, druͤcken dem Pferde den Kopf nieder, und tau- chen ihn in das Waſſer, daß es dem Pferde in Maul, Naſe und Ohren D d d d 2

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/1179>, abgerufen am 24.11.2024.