Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Bri tragen, und bey der Jnformationzu gebrauchen pflegen. Bride du cheval, Der Zaum des Pferds, ist eine Brider un cheval, Heißt ein Pferd zäumen. Die Bri gen, welche in ihrer Natur ste-cken; 2) Andere, die solche Fehler nur an sich genommen haben; 3) Andere müssen nothwendig wider- streben, weiln sie ihre Beschaffen- heit gleichsam darzu nöthiget. Hinwiederum sind 4) andere, welche von den Zäumungs-Mitteln nichts annehmen wollen, sondern die Zäumung hindern, schwer, auch wohl gar unmöglich machen; 5) ist einmal vor allemal der böse Wille fast das schädlichste, weil bey dessen Erstarrung die Verstockung erfolget. z. E. Als der Grosse Alexander einen solchen böfen Willen an seinem Pferde befand, gebrauchte er sich der guten Zäu- mungs-Mittel, durch welche er dasselbe dann zum Gehorsam brachte, und damit allen Zäumern eine Lehre hinter lassen, deren Nach- folgung sie so wenig betriegen, als sich deren einer schämen kan, ei- nem solchen grossen Potentaten et- was abzulernen. Bridon, Nennet man ein Gebiß oder Briglitate, Ein sehr gebräuchlich Jtalienisch der
[Spaltenumbruch] Bri tragen, und bey der Jnformationzu gebrauchen pflegen. Bride du cheval, Der Zaum des Pferds, iſt eine Brider un cheval, Heißt ein Pferd zaͤumen. Die Bri gen, welche in ihrer Natur ſte-cken; 2) Andere, die ſolche Fehler nur an ſich genommen haben; 3) Andere muͤſſen nothwendig wider- ſtreben, weiln ſie ihre Beſchaffen- heit gleichſam darzu noͤthiget. Hinwiederum ſind 4) andere, welche von den Zaͤumungs-Mitteln nichts annehmen wollen, ſondern die Zaͤumung hindern, ſchwer, auch wohl gar unmoͤglich machen; 5) iſt einmal vor allemal der boͤſe Wille faſt das ſchaͤdlichſte, weil bey deſſen Erſtarrung die Verſtockung erfolget. z. E. Als der Groſſe Alexander einen ſolchen boͤfen Willen an ſeinem Pferde befand, gebrauchte er ſich der guten Zaͤu- mungs-Mittel, durch welche er daſſelbe dann zum Gehorſam brachte, und damit allen Zaͤumern eine Lehre hinter laſſen, deren Nach- folgung ſie ſo wenig betriegen, als ſich deren einer ſchaͤmen kan, ei- nem ſolchen groſſen Potentaten et- was abzulernen. Bridon, Nennet man ein Gebiß oder Briglitate, Ein ſehr gebraͤuchlich Jtalieniſch der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0128"/><cb n="215"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Bri</hi></hi></fw><lb/> tragen, und bey der Jnformation<lb/> zu gebrauchen pflegen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Bride du cheval,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Der Zaum des Pferds, iſt eine<lb/> Zuſammenfuͤgung verſchiedener le-<lb/> derner Riemen, und ein paar ei-<lb/> ſerner Stangen, nebſt einem Ge-<lb/> biß, das Pferd drauf zu wenden,<lb/> zu fuͤhren und in Gehorſam zu be-<lb/> halten. z. E. Wenn man ſagt,<lb/> laßt dem Pferd den Zaum nach,<lb/> oder gebt ihm die Fauſt, laßt ihm<lb/> die Zuͤgel ſchieſſen; oder im Ge-<lb/> gentheil: ziehet den Zaum etwas<lb/> an, und haltet die Fauſt ſtet, daß<lb/> das Pferd in der Poſtur und beym<lb/> Manne bleibet. <hi rendition="#aq">S’ attacher</hi> oder<lb/><hi rendition="#aq">ſe tenir à la bride,</hi> bedeutet den<lb/> Fehler, den ein uͤbler Reuter bege-<lb/> het, wenn er an ſtat den Zuͤgel nach-<lb/> zu laſſen, ſicham Zaum anhaͤlt, und<lb/> ſelben hart an ſich ziehet, da er<lb/> doch im Capriren oder Aufbaͤu-<lb/> men dem Pferd die Fauſt nachge-<lb/> ben, und ſich mit den Knien an-<lb/> ſchlieſſen, und den Leib gerad und<lb/> aufrecht halten ſoll. <hi rendition="#aq">Boire la Bri-<lb/> de,</hi> geſchiehet, wenn einem Pfer-<lb/> de der Mund gar zu ſehr gepreßt,<lb/> und das Mundſtuͤck gar zu zart<lb/> iſt, daß es hoͤher hinauf ins Maul<lb/> kommt, als es ſoll, und die Lef-<lb/> zen wund macht, die Kienkette<lb/> auch von ihrem gehoͤrigen Orte ab-<lb/> weichet. <hi rendition="#aq">Main de la Bride,</hi> iſt des<lb/> Reuters lincke Hand, welche den<lb/> Zuͤgel fuͤhret.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Brider un cheval,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Heißt ein Pferd zaͤumen. Die<lb/> Zaͤumung iſt das einige Mittel,<lb/> welches alles uͤbrige, ſo bey dem<lb/> Reiten vorzunehmen, gut oder<lb/> boͤs, leicht oder ſchwer machen,<lb/> befoͤrdern oder hindern kan. Denn<lb/> 1) etliche Pferde widerſtreben der<lb/> Zaͤumung, aus ſolchen Hinderun-<lb/><cb n="216"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Bri</hi></hi></fw><lb/> gen, welche in ihrer Natur ſte-<lb/> cken; 2) Andere, die ſolche Fehler<lb/> nur an ſich genommen haben; 3)<lb/> Andere muͤſſen nothwendig wider-<lb/> ſtreben, weiln ſie ihre Beſchaffen-<lb/> heit gleichſam darzu noͤthiget.<lb/> Hinwiederum ſind 4) andere, welche<lb/> von den Zaͤumungs-Mitteln nichts<lb/> annehmen wollen, ſondern die<lb/> Zaͤumung hindern, ſchwer, auch<lb/> wohl gar unmoͤglich machen; 5)<lb/> iſt einmal vor allemal der boͤſe<lb/> Wille faſt das ſchaͤdlichſte, weil bey<lb/> deſſen Erſtarrung die Verſtockung<lb/> erfolget. z. E. Als der Groſſe<lb/> Alexander einen ſolchen boͤfen<lb/> Willen an ſeinem Pferde befand,<lb/> gebrauchte er ſich der guten Zaͤu-<lb/> mungs-Mittel, durch welche er<lb/> daſſelbe dann zum Gehorſam<lb/> brachte, und damit allen Zaͤumern<lb/> eine Lehre hinter laſſen, deren Nach-<lb/> folgung ſie ſo wenig betriegen, als<lb/> ſich deren einer ſchaͤmen kan, ei-<lb/> nem ſolchen groſſen Potentaten et-<lb/> was abzulernen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Bridon,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Nennet man ein Gebiß oder<lb/> Trenſe mit Qver-Staͤnglein oder<lb/> groſſen Rincken, welche wohl gut<lb/> vor Wettlaͤuffer, ſo nicht Aufhal-<lb/> tens brauchen; aber vor Solda-<lb/> ten-Pferde iſt dieſe Zaͤumung<lb/> nicht wohl brauchbar: Alſo iſt die<lb/> Stangen-Zaͤumung weit beſſer<lb/> und beqvemer. Man fuͤhret auch<lb/> gemeiniglich duͤnne zarte <hi rendition="#aq">Bridons,</hi><lb/> welche nebſt den Stangen im<lb/> Mund gelegt werden, damit man<lb/> (wann etwas an Stangen zerbre-<lb/> chen ſolte) etwas zur Sicherheit<lb/> habe.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Briglitate,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Ein ſehr gebraͤuchlich Jtalieniſch<lb/> Wort, und iſt ſo viel, als eine<lb/> ſtarcke Zaum-Straffe mit Ruͤckung<lb/> <fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0128]
Bri
Bri
tragen, und bey der Jnformation
zu gebrauchen pflegen.
Bride du cheval,
Der Zaum des Pferds, iſt eine
Zuſammenfuͤgung verſchiedener le-
derner Riemen, und ein paar ei-
ſerner Stangen, nebſt einem Ge-
biß, das Pferd drauf zu wenden,
zu fuͤhren und in Gehorſam zu be-
halten. z. E. Wenn man ſagt,
laßt dem Pferd den Zaum nach,
oder gebt ihm die Fauſt, laßt ihm
die Zuͤgel ſchieſſen; oder im Ge-
gentheil: ziehet den Zaum etwas
an, und haltet die Fauſt ſtet, daß
das Pferd in der Poſtur und beym
Manne bleibet. S’ attacher oder
ſe tenir à la bride, bedeutet den
Fehler, den ein uͤbler Reuter bege-
het, wenn er an ſtat den Zuͤgel nach-
zu laſſen, ſicham Zaum anhaͤlt, und
ſelben hart an ſich ziehet, da er
doch im Capriren oder Aufbaͤu-
men dem Pferd die Fauſt nachge-
ben, und ſich mit den Knien an-
ſchlieſſen, und den Leib gerad und
aufrecht halten ſoll. Boire la Bri-
de, geſchiehet, wenn einem Pfer-
de der Mund gar zu ſehr gepreßt,
und das Mundſtuͤck gar zu zart
iſt, daß es hoͤher hinauf ins Maul
kommt, als es ſoll, und die Lef-
zen wund macht, die Kienkette
auch von ihrem gehoͤrigen Orte ab-
weichet. Main de la Bride, iſt des
Reuters lincke Hand, welche den
Zuͤgel fuͤhret.
Brider un cheval,
Heißt ein Pferd zaͤumen. Die
Zaͤumung iſt das einige Mittel,
welches alles uͤbrige, ſo bey dem
Reiten vorzunehmen, gut oder
boͤs, leicht oder ſchwer machen,
befoͤrdern oder hindern kan. Denn
1) etliche Pferde widerſtreben der
Zaͤumung, aus ſolchen Hinderun-
gen, welche in ihrer Natur ſte-
cken; 2) Andere, die ſolche Fehler
nur an ſich genommen haben; 3)
Andere muͤſſen nothwendig wider-
ſtreben, weiln ſie ihre Beſchaffen-
heit gleichſam darzu noͤthiget.
Hinwiederum ſind 4) andere, welche
von den Zaͤumungs-Mitteln nichts
annehmen wollen, ſondern die
Zaͤumung hindern, ſchwer, auch
wohl gar unmoͤglich machen; 5)
iſt einmal vor allemal der boͤſe
Wille faſt das ſchaͤdlichſte, weil bey
deſſen Erſtarrung die Verſtockung
erfolget. z. E. Als der Groſſe
Alexander einen ſolchen boͤfen
Willen an ſeinem Pferde befand,
gebrauchte er ſich der guten Zaͤu-
mungs-Mittel, durch welche er
daſſelbe dann zum Gehorſam
brachte, und damit allen Zaͤumern
eine Lehre hinter laſſen, deren Nach-
folgung ſie ſo wenig betriegen, als
ſich deren einer ſchaͤmen kan, ei-
nem ſolchen groſſen Potentaten et-
was abzulernen.
Bridon,
Nennet man ein Gebiß oder
Trenſe mit Qver-Staͤnglein oder
groſſen Rincken, welche wohl gut
vor Wettlaͤuffer, ſo nicht Aufhal-
tens brauchen; aber vor Solda-
ten-Pferde iſt dieſe Zaͤumung
nicht wohl brauchbar: Alſo iſt die
Stangen-Zaͤumung weit beſſer
und beqvemer. Man fuͤhret auch
gemeiniglich duͤnne zarte Bridons,
welche nebſt den Stangen im
Mund gelegt werden, damit man
(wann etwas an Stangen zerbre-
chen ſolte) etwas zur Sicherheit
habe.
Briglitate,
Ein ſehr gebraͤuchlich Jtalieniſch
Wort, und iſt ſo viel, als eine
ſtarcke Zaum-Straffe mit Ruͤckung
der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |