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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Bür
flüchtigen Jagd-Hunden, welche
gebraucht werden das angeschosse-
ne und verwundete Wild zu ver-
folgen und einzuholen. Man kan
auch wohl Bachen, Rehe und
Wölffe in lichtem Holtze, ohne daß
solche angeschossen seyn müssen,
damit hetzen und fangen, weil sie
gleichsam starcke Wind-Hunde
sind, denen nichts entlauffen kan;
wie man sie denn auch von grossen
Wind-Hündinnen, die mit Engli-
schen Hunden beleget werden, er-
zielet. Solche Hunde werden
auch Cours-Hunde geheissen, und
von Jugend auf mit Fleiß dazu
gewöhnet, daß sie dem Weide-
mann nachkriechen lernen, und so
der Schuß geschehen, dennoch dem
Wild ohne Geheiß nicht nach lauf-
fen dörffen, bis man das Ange-
schossene gemercket, nach welchen
man ihn denn anhetzet; da denn
der Hund mit der Zeit das ge-
troffene Wild geschwind einzu-
holen, oder unter einem gantzen
Trupp auszusuchen, und gewalt-
sam nieder zu ziehen lernen wird.
Vor hauenden Schweinen aber
sind sie zu schonen, weil sie von
denselben unfehlbar würden zu
schanden geschlagen werden, son-
dern man mag lieber hierzu die
Sau-Rüden, als welche nicht so
kostber, gebrauchen. Diese Bürsch-
Hunde werden an Ohren und
Schnantz nicht gestutzet, sondern
ihnen, gleich den Wind-Hunden,
dasjenige, was ihnen die Natur
gegeben, gelassen; man pflegt sie
auch, damit sie leicht lauffen kön-
nen, mit trockenem Brot von Ha-
ber-Schrote zu füttern, und ih-
nen käne dicke Mehl-Suppen, als
wovo[n] sie zu schwerfällig wür-
den, zu geben. Vor allen Dingen
aber nüssen sie alle Tage ausge-
[Spaltenumbruch]
Bür
führet werden, damit sie gänge
und flüchtig bleiben, zum wenig-
sten müssen sie in einem grossen
Zwinger frey herum lauffen, und
nicht immer beständig an Ketten
gelegt seyn, sonsten werden sie in
kurtzer Zeit steiff und unbrauchbar,
und verliegen sich dermassen, daß
kein zahm Vieh, so sachte es auch
läuffet, darmit einzuholen.

Bürsch-Meister,

Jst bey einer Königlichen oder
Fürstlichen Jägerey derjenige, dem
das gantze Jäger-Haus mit dem
sämtlichen Jagd-Gezeug, allen
Hunden, Jäger-Burschen, Knech-
ten und Bürsch-Jungen zu seiner
Inspection und Aufsicht anvertrau-
et und befohlen sind, weshalben er
auch als Ober-Aufseher im Jäger-
Hofe beständig wohnen muß, und
alles daselbst von ihm dependiret.
Er wird dahero der Bürsch-Mei-
ster genennet, weil er die Herr-
schafft, das Wild zu bürschen, zur
Hirsch-Prunfft-Zeit, oder zur
Auerhanen-Pfaltz, oder sonst zu
anderer Zeit, anführet. Unter
ihm stehet der Wagen-Meister mit
seinen Zeug-Knechten, und denen
Jagd-Handwercks-Leuten, als
dem Jagd-Schneider, Jagd-
Schmidt, Jagd-Seiler, Jagd-
Wagner, Jagd-Riemer und der-
gleichen. Er muß alles Jagd-
Gezeug und völlige Geräthschafft
besorgen, deshalben hat er auch
die Tücher und Netze nach geen-
digtem Jagen, wenn alles wieder
getrocknet und ausgebessert, so-
gleich gehörigen Orts aufheben zu
lassen, damit dem Zeuge kein Scha-
de widerfahre. Er muß sich von
einem ieden Knecht, wegen des-
sen unterhabenden Hunden täglich
rapportiren lassen, was sie nem-

lich
H 3

[Spaltenumbruch]

Buͤr
fluͤchtigen Jagd-Hunden, welche
gebraucht werden das angeſchoſſe-
ne und verwundete Wild zu ver-
folgen und einzuholen. Man kan
auch wohl Bachen, Rehe und
Woͤlffe in lichtem Holtze, ohne daß
ſolche angeſchoſſen ſeyn muͤſſen,
damit hetzen und fangen, weil ſie
gleichſam ſtarcke Wind-Hunde
ſind, denen nichts entlauffen kan;
wie man ſie denn auch von groſſen
Wind-Huͤndinnen, die mit Engli-
ſchen Hunden beleget werden, er-
zielet. Solche Hunde werden
auch Cours-Hunde geheiſſen, und
von Jugend auf mit Fleiß dazu
gewoͤhnet, daß ſie dem Weide-
mann nachkriechen lernen, und ſo
der Schuß geſchehen, dennoch dem
Wild ohne Geheiß nicht nach lauf-
fen doͤrffen, bis man das Ange-
ſchoſſene gemercket, nach welchen
man ihn denn anhetzet; da denn
der Hund mit der Zeit das ge-
troffene Wild geſchwind einzu-
holen, oder unter einem gantzen
Trupp auszuſuchen, und gewalt-
ſam nieder zu ziehen lernen wird.
Vor hauenden Schweinen aber
ſind ſie zu ſchonen, weil ſie von
denſelben unfehlbar wuͤrden zu
ſchanden geſchlagen werden, ſon-
dern man mag lieber hierzu die
Sau-Ruͤden, als welche nicht ſo
koſtber, gebrauchen. Dieſe Buͤrſch-
Hunde werden an Ohren und
Schnantz nicht geſtutzet, ſondern
ihnen, gleich den Wind-Hunden,
dasjenige, was ihnen die Natur
gegeben, gelaſſen; man pflegt ſie
auch, damit ſie leicht lauffen koͤn-
nen, mit trockenem Brot von Ha-
ber-Schrote zu fuͤttern, und ih-
nen kaͤne dicke Mehl-Suppen, als
wovo[n] ſie zu ſchwerfaͤllig wuͤr-
den, zu geben. Vor allen Dingen
aber nuͤſſen ſie alle Tage ausge-
[Spaltenumbruch]
Buͤr
fuͤhret werden, damit ſie gaͤnge
und fluͤchtig bleiben, zum wenig-
ſten muͤſſen ſie in einem groſſen
Zwinger frey herum lauffen, und
nicht immer beſtaͤndig an Ketten
gelegt ſeyn, ſonſten werden ſie in
kurtzer Zeit ſteiff und unbrauchbar,
und verliegen ſich dermaſſen, daß
kein zahm Vieh, ſo ſachte es auch
laͤuffet, darmit einzuholen.

Buͤrſch-Meiſter,

Jſt bey einer Koͤniglichen oder
Fuͤrſtlichen Jaͤgerey derjenige, dem
das gantze Jaͤger-Haus mit dem
ſaͤmtlichen Jagd-Gezeug, allen
Hunden, Jaͤger-Burſchen, Knech-
ten und Buͤrſch-Jungen zu ſeiner
Inſpection und Aufſicht anvertrau-
et und befohlen ſind, weshalben er
auch als Ober-Aufſeher im Jaͤger-
Hofe beſtaͤndig wohnen muß, und
alles daſelbſt von ihm dependiret.
Er wird dahero der Buͤrſch-Mei-
ſter genennet, weil er die Herr-
ſchafft, das Wild zu buͤrſchen, zur
Hirſch-Prunfft-Zeit, oder zur
Auerhanen-Pfaltz, oder ſonſt zu
anderer Zeit, anfuͤhret. Unter
ihm ſtehet der Wagen-Meiſter mit
ſeinen Zeug-Knechten, und denen
Jagd-Handwercks-Leuten, als
dem Jagd-Schneider, Jagd-
Schmidt, Jagd-Seiler, Jagd-
Wagner, Jagd-Riemer und der-
gleichen. Er muß alles Jagd-
Gezeug und voͤllige Geraͤthſchafft
beſorgen, deshalben hat er auch
die Tuͤcher und Netze nach geen-
digtem Jagen, wenn alles wieder
getrocknet und ausgebeſſert, ſo-
gleich gehoͤrigen Orts aufheben zu
laſſen, damit dem Zeuge kein Scha-
de widerfahre. Er muß ſich von
einem ieden Knecht, wegen deſ-
ſen unterhabenden Hunden taͤglich
rapportiren laſſen, was ſie nem-

lich
H 3
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[0137] Buͤr Buͤr fluͤchtigen Jagd-Hunden, welche gebraucht werden das angeſchoſſe- ne und verwundete Wild zu ver- folgen und einzuholen. Man kan auch wohl Bachen, Rehe und Woͤlffe in lichtem Holtze, ohne daß ſolche angeſchoſſen ſeyn muͤſſen, damit hetzen und fangen, weil ſie gleichſam ſtarcke Wind-Hunde ſind, denen nichts entlauffen kan; wie man ſie denn auch von groſſen Wind-Huͤndinnen, die mit Engli- ſchen Hunden beleget werden, er- zielet. Solche Hunde werden auch Cours-Hunde geheiſſen, und von Jugend auf mit Fleiß dazu gewoͤhnet, daß ſie dem Weide- mann nachkriechen lernen, und ſo der Schuß geſchehen, dennoch dem Wild ohne Geheiß nicht nach lauf- fen doͤrffen, bis man das Ange- ſchoſſene gemercket, nach welchen man ihn denn anhetzet; da denn der Hund mit der Zeit das ge- troffene Wild geſchwind einzu- holen, oder unter einem gantzen Trupp auszuſuchen, und gewalt- ſam nieder zu ziehen lernen wird. Vor hauenden Schweinen aber ſind ſie zu ſchonen, weil ſie von denſelben unfehlbar wuͤrden zu ſchanden geſchlagen werden, ſon- dern man mag lieber hierzu die Sau-Ruͤden, als welche nicht ſo koſtber, gebrauchen. Dieſe Buͤrſch- Hunde werden an Ohren und Schnantz nicht geſtutzet, ſondern ihnen, gleich den Wind-Hunden, dasjenige, was ihnen die Natur gegeben, gelaſſen; man pflegt ſie auch, damit ſie leicht lauffen koͤn- nen, mit trockenem Brot von Ha- ber-Schrote zu fuͤttern, und ih- nen kaͤne dicke Mehl-Suppen, als wovon ſie zu ſchwerfaͤllig wuͤr- den, zu geben. Vor allen Dingen aber nuͤſſen ſie alle Tage ausge- fuͤhret werden, damit ſie gaͤnge und fluͤchtig bleiben, zum wenig- ſten muͤſſen ſie in einem groſſen Zwinger frey herum lauffen, und nicht immer beſtaͤndig an Ketten gelegt ſeyn, ſonſten werden ſie in kurtzer Zeit ſteiff und unbrauchbar, und verliegen ſich dermaſſen, daß kein zahm Vieh, ſo ſachte es auch laͤuffet, darmit einzuholen. Buͤrſch-Meiſter, Jſt bey einer Koͤniglichen oder Fuͤrſtlichen Jaͤgerey derjenige, dem das gantze Jaͤger-Haus mit dem ſaͤmtlichen Jagd-Gezeug, allen Hunden, Jaͤger-Burſchen, Knech- ten und Buͤrſch-Jungen zu ſeiner Inſpection und Aufſicht anvertrau- et und befohlen ſind, weshalben er auch als Ober-Aufſeher im Jaͤger- Hofe beſtaͤndig wohnen muß, und alles daſelbſt von ihm dependiret. Er wird dahero der Buͤrſch-Mei- ſter genennet, weil er die Herr- ſchafft, das Wild zu buͤrſchen, zur Hirſch-Prunfft-Zeit, oder zur Auerhanen-Pfaltz, oder ſonſt zu anderer Zeit, anfuͤhret. Unter ihm ſtehet der Wagen-Meiſter mit ſeinen Zeug-Knechten, und denen Jagd-Handwercks-Leuten, als dem Jagd-Schneider, Jagd- Schmidt, Jagd-Seiler, Jagd- Wagner, Jagd-Riemer und der- gleichen. Er muß alles Jagd- Gezeug und voͤllige Geraͤthſchafft beſorgen, deshalben hat er auch die Tuͤcher und Netze nach geen- digtem Jagen, wenn alles wieder getrocknet und ausgebeſſert, ſo- gleich gehoͤrigen Orts aufheben zu laſſen, damit dem Zeuge kein Scha- de widerfahre. Er muß ſich von einem ieden Knecht, wegen deſ- ſen unterhabenden Hunden taͤglich rapportiren laſſen, was ſie nem- lich H 3

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/137>, abgerufen am 21.11.2024.