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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Can
Canone in partito, Canone
risoluto,

Ein in eintzelne oder absonderli-
che Stimmen ausgeschriebener
oder aufgelöseter Canon. Die
Folge-Stimmen pfleget man auch
schlechtweg Risolutioni oder Lösun-
gen zu nennen. Dieser Canon ist
mit dem Canone aperto einerley;
er wird auch Canone infinito ge-
nennet, weil die Stimmen, wenn
sie auf die letzte Note kommen,
immer von vorne wieder anfangen,
so daß, wenn man stets anhalten-
de Stimmen hätte, solcher unend-
lich wiederholet werden könte.
Und eben deßwegen heißt er sonsten
auch Canone circolare, ein Kreis-
oder Zirckel-Canon.

Canones,

Jn der Griechischen Kirche
wurden die Lieder genennet, wel-
che man ausser den Psalmen zu sin-
gen und nach den Materien abzu-
theilen pflegte.

Canonica,

Könte im deutschen die Einthei-
lungs-Lehre der Klänge genennet
werden. Es ist aber diese Ein-
theilung bloß nach dem äusserlichen
Maasse und Verhalt zu verstehen,
welchen ein Klang mit dem andern
hat, und bedienet man sich dabey als
Hülfsmittel der Zahlen und Li-
nien, in Vorbildung der verschie-
denen Klänge, nach ihrer abge-
messenen Grösse, überlässet aber
dem Gehöre einig und allein, von
deren Wohl- oder Uibel-Laut zu ur-
theilen. Der Raum, welcher sich
solcher gestalt zwischen zweyen
und mehr Enden abgemessener
Klänge befindet, die einen gewis-
sen Verhalt mit einander haben,
heisset eigentlich ein Intervall.
Die in Zahlen oder Linien vorge-
bildete Jntervalle sind also hier die
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Can
Materie; ihre abgemessene Grösse
ist die sichtbare Form, und der
Wohl- oder Uibel-Laut ist der ca-
nonische Zweck, von welchem aber
die Canonic selbst nichts wissen
oder fest setzen kan. Wenn iedoch
dieses Ziel auf eine oder andere
Art erhalten worden, so heist es die
Harmonic, und das Gehör bleibet
immer der Richter in den mannig-
faltigen Stuffen des Wohlklanges
oder Mislautes. Weil ferner
solche Eintheilung und Abmessung
auf einem gewissen darzu erfunde-
nen und bestimmten Werckzeuge,
oder einsaitigen Jnstrumente, vor-
genommen wird, welches auch ein
Canon heisset, so bekömmt die Ca-
nonic eine desto grössere Wurtzel
ihres Nahmens. Andere haben
dieses gerade umgekehret, und be-
schreiben die Canonicam, daß sie
denjenigen Music-Theil behande-
le, welcher die Klänge nicht nach
dem Gehöre, sondern durch Spe-
culation
der Zahlen beurtheilet.

Canoniquement,

Heisset in der Music, wenn eine
Stimme der andern ihre Noten,
Pausen und Gänge unverändert
nachmachet.

Cantabile, Cantable,

Wird genennet, wenn eine
Composition, sie sey vocaliter oder
instrumentaliter gesetzt, in allen
Stimmen und Partien sich wohl
singen lässet, oder eine feine Melo-
die in solchen führet.

Cantar alla bastarda,

Sagen die Jtaliener, wenn ein
Tenorist den Baß singen will.

Cantare il Magio,

Das May-Singen ist in den
Florentinischen Dörfern sehr ge-
bräuchlich, da ein Trup Bauer-

Mägde
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Can
Canone in partito, Canone
riſoluto,

Ein in eintzelne oder abſonderli-
che Stimmen ausgeſchriebener
oder aufgeloͤſeter Canon. Die
Folge-Stimmen pfleget man auch
ſchlechtweg Riſolutioni oder Loͤſun-
gen zu nennen. Dieſer Canon iſt
mit dem Canone aperto einerley;
er wird auch Canone infinito ge-
nennet, weil die Stimmen, wenn
ſie auf die letzte Note kommen,
immer von vorne wieder anfangen,
ſo daß, wenn man ſtets anhalten-
de Stimmen haͤtte, ſolcher unend-
lich wiederholet werden koͤnte.
Und eben deßwegen heißt er ſonſten
auch Canone circolare, ein Kreis-
oder Zirckel-Canon.

Canones,

Jn der Griechiſchen Kirche
wurden die Lieder genennet, wel-
che man auſſer den Pſalmen zu ſin-
gen und nach den Materien abzu-
theilen pflegte.

Canonica,

Koͤnte im deutſchen die Einthei-
lungs-Lehre der Klaͤnge genennet
werden. Es iſt aber dieſe Ein-
theilung bloß nach dem aͤuſſerlichen
Maaſſe und Verhalt zu verſtehen,
welchen ein Klang mit dem andern
hat, und bedienet man ſich dabey als
Huͤlfsmittel der Zahlen und Li-
nien, in Vorbildung der verſchie-
denen Klaͤnge, nach ihrer abge-
meſſenen Groͤſſe, uͤberlaͤſſet aber
dem Gehoͤre einig und allein, von
deren Wohl- oder Uibel-Laut zu ur-
theilen. Der Raum, welcher ſich
ſolcher geſtalt zwiſchen zweyen
und mehr Enden abgemeſſener
Klaͤnge befindet, die einen gewiſ-
ſen Verhalt mit einander haben,
heiſſet eigentlich ein Intervall.
Die in Zahlen oder Linien vorge-
bildete Jntervalle ſind alſo hier die
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Can
Materie; ihre abgemeſſene Groͤſſe
iſt die ſichtbare Form, und der
Wohl- oder Uibel-Laut iſt der ca-
noniſche Zweck, von welchem aber
die Canonic ſelbſt nichts wiſſen
oder feſt ſetzen kan. Wenn iedoch
dieſes Ziel auf eine oder andere
Art erhalten worden, ſo heiſt es die
Harmonic, und das Gehoͤr bleibet
immer der Richter in den mannig-
faltigen Stuffen des Wohlklanges
oder Mislautes. Weil ferner
ſolche Eintheilung und Abmeſſung
auf einem gewiſſen darzu erfunde-
nen und beſtimmten Werckzeuge,
oder einſaitigen Jnſtrumente, vor-
genommen wird, welches auch ein
Canon heiſſet, ſo bekoͤmmt die Ca-
nonic eine deſto groͤſſere Wurtzel
ihres Nahmens. Andere haben
dieſes gerade umgekehret, und be-
ſchreiben die Canonicam, daß ſie
denjenigen Muſic-Theil behande-
le, welcher die Klaͤnge nicht nach
dem Gehoͤre, ſondern durch Spe-
culation
der Zahlen beurtheilet.

Canoniquement,

Heiſſet in der Muſic, wenn eine
Stimme der andern ihre Noten,
Pauſen und Gaͤnge unveraͤndert
nachmachet.

Cantabile, Cantable,

Wird genennet, wenn eine
Compoſition, ſie ſey vocaliter oder
inſtrumentaliter geſetzt, in allen
Stimmen und Partien ſich wohl
ſingen laͤſſet, oder eine feine Melo-
die in ſolchen fuͤhret.

Cantar alla baſtarda,

Sagen die Jtaliener, wenn ein
Tenoriſt den Baß ſingen will.

Cantare il Magio,

Das May-Singen iſt in den
Florentiniſchen Doͤrfern ſehr ge-
braͤuchlich, da ein Trup Bauer-

Maͤgde
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[0156] Can Can Canone in partito, Canone riſoluto, Ein in eintzelne oder abſonderli- che Stimmen ausgeſchriebener oder aufgeloͤſeter Canon. Die Folge-Stimmen pfleget man auch ſchlechtweg Riſolutioni oder Loͤſun- gen zu nennen. Dieſer Canon iſt mit dem Canone aperto einerley; er wird auch Canone infinito ge- nennet, weil die Stimmen, wenn ſie auf die letzte Note kommen, immer von vorne wieder anfangen, ſo daß, wenn man ſtets anhalten- de Stimmen haͤtte, ſolcher unend- lich wiederholet werden koͤnte. Und eben deßwegen heißt er ſonſten auch Canone circolare, ein Kreis- oder Zirckel-Canon. Canones, Jn der Griechiſchen Kirche wurden die Lieder genennet, wel- che man auſſer den Pſalmen zu ſin- gen und nach den Materien abzu- theilen pflegte. Canonica, Koͤnte im deutſchen die Einthei- lungs-Lehre der Klaͤnge genennet werden. Es iſt aber dieſe Ein- theilung bloß nach dem aͤuſſerlichen Maaſſe und Verhalt zu verſtehen, welchen ein Klang mit dem andern hat, und bedienet man ſich dabey als Huͤlfsmittel der Zahlen und Li- nien, in Vorbildung der verſchie- denen Klaͤnge, nach ihrer abge- meſſenen Groͤſſe, uͤberlaͤſſet aber dem Gehoͤre einig und allein, von deren Wohl- oder Uibel-Laut zu ur- theilen. Der Raum, welcher ſich ſolcher geſtalt zwiſchen zweyen und mehr Enden abgemeſſener Klaͤnge befindet, die einen gewiſ- ſen Verhalt mit einander haben, heiſſet eigentlich ein Intervall. Die in Zahlen oder Linien vorge- bildete Jntervalle ſind alſo hier die Materie; ihre abgemeſſene Groͤſſe iſt die ſichtbare Form, und der Wohl- oder Uibel-Laut iſt der ca- noniſche Zweck, von welchem aber die Canonic ſelbſt nichts wiſſen oder feſt ſetzen kan. Wenn iedoch dieſes Ziel auf eine oder andere Art erhalten worden, ſo heiſt es die Harmonic, und das Gehoͤr bleibet immer der Richter in den mannig- faltigen Stuffen des Wohlklanges oder Mislautes. Weil ferner ſolche Eintheilung und Abmeſſung auf einem gewiſſen darzu erfunde- nen und beſtimmten Werckzeuge, oder einſaitigen Jnſtrumente, vor- genommen wird, welches auch ein Canon heiſſet, ſo bekoͤmmt die Ca- nonic eine deſto groͤſſere Wurtzel ihres Nahmens. Andere haben dieſes gerade umgekehret, und be- ſchreiben die Canonicam, daß ſie denjenigen Muſic-Theil behande- le, welcher die Klaͤnge nicht nach dem Gehoͤre, ſondern durch Spe- culation der Zahlen beurtheilet. Canoniquement, Heiſſet in der Muſic, wenn eine Stimme der andern ihre Noten, Pauſen und Gaͤnge unveraͤndert nachmachet. Cantabile, Cantable, Wird genennet, wenn eine Compoſition, ſie ſey vocaliter oder inſtrumentaliter geſetzt, in allen Stimmen und Partien ſich wohl ſingen laͤſſet, oder eine feine Melo- die in ſolchen fuͤhret. Cantar alla baſtarda, Sagen die Jtaliener, wenn ein Tenoriſt den Baß ſingen will. Cantare il Magio, Das May-Singen iſt in den Florentiniſchen Doͤrfern ſehr ge- braͤuchlich, da ein Trup Bauer- Maͤgde

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/156>, abgerufen am 24.11.2024.