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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Coc
Junge ausbringet. So bald die
Kirschen kommen, theilet er sich in
alle Gärten aus, und suchet diesel-
bigen sehr fleißig, da, wenn man
einen Lock. Vogel auf eine hohe
Stange stecket, und eine kleine
Staude darzu hinauf bindet, wel-
che mit Leim-Spindeln versehen
wird, man zu solcher Zeit deren
sehr viel fänget. Sie lassen sich
aber auch um Jacobi in denen
Gärten, wie die jungen Fincken
ankörnen, und mit einer Vogel-
Wand Hauffenweise erhaschen.
Jm Augusto gehen sie schon wie-
derum in den Wald; doch streichen
sie in diesem und im folgenden
Monat, da man denn am besten
thut, wenn man deren eine An-
zahl fangen will, man versehe sich
mit Lock, und schlage einen ordent-
lichen Herd dazu, auf welchem der
Fang in folgenden beyden Mona-
ten, auch, wenn ein schöner Herbst
ist, noch im November continui-
ret: Denn es bleiben ihrer viel
Winters-Zeit hier zu Lande, in
welcher Zeit sie sich mit dem Stein-
Büchen-Saamen, welches ein har-
tes Gewächse, und inwendig ein
kleines ölichtes Kernlein in sich
hält, zu nähren pflegen. Jn dem
Vogel-Haus bestehet dieses Vo-
gels beste Nahrung in Hanff-Kör-
nern; er nimmt aber auch mit
Lein-Dotter und anderm geringen
Futter vorlieb. Wenn man ihn
einstellt, ist, wie bey allen Vögeln,
die Vorsichtigkeit nöthig, daß man
ihm anfangs das Futter also vor-
streue, daß er darauf treten muß;
wenn er aber einmal gewohnt, ist
er sehr dauerhafft; wird auch sehr
zahm, sonderlich, wenn man ihn
jung aus dem Neste nimmt.

Cochenille, Kutzenellen,

Eine köstliche rothe Purpur-
[Spaltenumbruch]

Cod
Farbe, sind kleine aufgedorrete oder
getrucknete Mücken, in der Grös-
se, wie eine Bett-Wantzen, wel-
che, wenn sie zerknirschet werden,
eine schöne rothe Farbe oder Safft
für die Färber von sich geben.
Man samlet solche häufig in West-
Jndien, da sie sich auf etlichen
Bäumen, welche den Feigenbäu-
men gleichen, aufhalten, unter
welche die Jndianer ein Tuch aus-
breiten, und hernach diese Thier-
lein herunter schütteln, worauf sie
bald sterben, und dieses ist die so
theure Cochenille. Man besitzt
aber in unserm Deutschland eben
dasselbe, und kan sich an seinem
Polygono rühmen, an dessen Wur-
tzeln um Johannis rothe Körn-
lein gefunden werden, welche eini-
ge Johannis-Blut nennen, und
viele abergläubische Ceremonien
damit treiben; solche rothe Körn-
lein sind nichts anders, als Ovula
oder Eyer kleiner Würmer, welche
bey warmen Sonnenschein aus-
gebrütet, und endlich lebendige
Würmlein werden, die einen
Blut- oder Purpurfarbenen Safft
bey sich führen, mit welchem man
Seide und Wolle färben kan. Die
Türcken und Armenier färben da-
mit Tücher, Seide und Leder, wel-
ches sie Saffian nennen, wie auch
ihrer Pferde Mähnen und
Schweiffe.

Coda, Cauda,

Bedeutet in der Music den
Schwantz an den Noten; und
ferner auch insonderheit den An-
hang oder die Zugabe in einigen
sogenannten Canonibus infinitis,
damit die Stimmen mit einander
zugleich aufhören können.

Codon,

Heisset 1) ein Glöckgen, eine

Schel-

[Spaltenumbruch]

Coc
Junge ausbringet. So bald die
Kirſchen kommen, theilet er ſich in
alle Gaͤrten aus, und ſuchet dieſel-
bigen ſehr fleißig, da, wenn man
einen Lock. Vogel auf eine hohe
Stange ſtecket, und eine kleine
Staude darzu hinauf bindet, wel-
che mit Leim-Spindeln verſehen
wird, man zu ſolcher Zeit deren
ſehr viel faͤnget. Sie laſſen ſich
aber auch um Jacobi in denen
Gaͤrten, wie die jungen Fincken
ankoͤrnen, und mit einer Vogel-
Wand Hauffenweiſe erhaſchen.
Jm Auguſto gehen ſie ſchon wie-
derum in den Wald; doch ſtreichen
ſie in dieſem und im folgenden
Monat, da man denn am beſten
thut, wenn man deren eine An-
zahl fangen will, man verſehe ſich
mit Lock, und ſchlage einen ordent-
lichen Herd dazu, auf welchem der
Fang in folgenden beyden Mona-
ten, auch, wenn ein ſchoͤner Herbſt
iſt, noch im November continui-
ret: Denn es bleiben ihrer viel
Winters-Zeit hier zu Lande, in
welcher Zeit ſie ſich mit dem Stein-
Buͤchen-Saamen, welches ein har-
tes Gewaͤchſe, und inwendig ein
kleines oͤlichtes Kernlein in ſich
haͤlt, zu naͤhren pflegen. Jn dem
Vogel-Haus beſtehet dieſes Vo-
gels beſte Nahrung in Hanff-Koͤr-
nern; er nimmt aber auch mit
Lein-Dotter und anderm geringen
Futter vorlieb. Wenn man ihn
einſtellt, iſt, wie bey allen Voͤgeln,
die Vorſichtigkeit noͤthig, daß man
ihm anfangs das Futter alſo vor-
ſtreue, daß er darauf treten muß;
wenn er aber einmal gewohnt, iſt
er ſehr dauerhafft; wird auch ſehr
zahm, ſonderlich, wenn man ihn
jung aus dem Neſte nimmt.

Cochenille, Kutzenellen,

Eine koͤſtliche rothe Purpur-
[Spaltenumbruch]

Cod
Farbe, ſind kleine aufgedorrete oder
getrucknete Muͤcken, in der Groͤſ-
ſe, wie eine Bett-Wantzen, wel-
che, wenn ſie zerknirſchet werden,
eine ſchoͤne rothe Farbe oder Safft
fuͤr die Faͤrber von ſich geben.
Man ſamlet ſolche haͤufig in Weſt-
Jndien, da ſie ſich auf etlichen
Baͤumen, welche den Feigenbaͤu-
men gleichen, aufhalten, unter
welche die Jndianer ein Tuch aus-
breiten, und hernach dieſe Thier-
lein herunter ſchuͤtteln, worauf ſie
bald ſterben, und dieſes iſt die ſo
theure Cochenille. Man beſitzt
aber in unſerm Deutſchland eben
daſſelbe, und kan ſich an ſeinem
Polygono ruͤhmen, an deſſen Wur-
tzeln um Johannis rothe Koͤrn-
lein gefunden werden, welche eini-
ge Johannis-Blut nennen, und
viele aberglaͤubiſche Ceremonien
damit treiben; ſolche rothe Koͤrn-
lein ſind nichts anders, als Ovula
oder Eyer kleiner Wuͤrmer, welche
bey warmen Sonnenſchein aus-
gebruͤtet, und endlich lebendige
Wuͤrmlein werden, die einen
Blut- oder Purpurfarbenen Safft
bey ſich fuͤhren, mit welchem man
Seide und Wolle faͤrben kan. Die
Tuͤrcken und Armenier faͤrben da-
mit Tuͤcher, Seide und Leder, wel-
ches ſie Saffian nennen, wie auch
ihrer Pferde Maͤhnen und
Schweiffe.

Coda, Cauda,

Bedeutet in der Muſic den
Schwantz an den Noten; und
ferner auch inſonderheit den An-
hang oder die Zugabe in einigen
ſogenannten Canonibus infinitis,
damit die Stimmen mit einander
zugleich aufhoͤren koͤnnen.

Codon,

Heiſſet 1) ein Gloͤckgen, eine

Schel-
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[0208] Coc Cod Junge ausbringet. So bald die Kirſchen kommen, theilet er ſich in alle Gaͤrten aus, und ſuchet dieſel- bigen ſehr fleißig, da, wenn man einen Lock. Vogel auf eine hohe Stange ſtecket, und eine kleine Staude darzu hinauf bindet, wel- che mit Leim-Spindeln verſehen wird, man zu ſolcher Zeit deren ſehr viel faͤnget. Sie laſſen ſich aber auch um Jacobi in denen Gaͤrten, wie die jungen Fincken ankoͤrnen, und mit einer Vogel- Wand Hauffenweiſe erhaſchen. Jm Auguſto gehen ſie ſchon wie- derum in den Wald; doch ſtreichen ſie in dieſem und im folgenden Monat, da man denn am beſten thut, wenn man deren eine An- zahl fangen will, man verſehe ſich mit Lock, und ſchlage einen ordent- lichen Herd dazu, auf welchem der Fang in folgenden beyden Mona- ten, auch, wenn ein ſchoͤner Herbſt iſt, noch im November continui- ret: Denn es bleiben ihrer viel Winters-Zeit hier zu Lande, in welcher Zeit ſie ſich mit dem Stein- Buͤchen-Saamen, welches ein har- tes Gewaͤchſe, und inwendig ein kleines oͤlichtes Kernlein in ſich haͤlt, zu naͤhren pflegen. Jn dem Vogel-Haus beſtehet dieſes Vo- gels beſte Nahrung in Hanff-Koͤr- nern; er nimmt aber auch mit Lein-Dotter und anderm geringen Futter vorlieb. Wenn man ihn einſtellt, iſt, wie bey allen Voͤgeln, die Vorſichtigkeit noͤthig, daß man ihm anfangs das Futter alſo vor- ſtreue, daß er darauf treten muß; wenn er aber einmal gewohnt, iſt er ſehr dauerhafft; wird auch ſehr zahm, ſonderlich, wenn man ihn jung aus dem Neſte nimmt. Cochenille, Kutzenellen, Eine koͤſtliche rothe Purpur- Farbe, ſind kleine aufgedorrete oder getrucknete Muͤcken, in der Groͤſ- ſe, wie eine Bett-Wantzen, wel- che, wenn ſie zerknirſchet werden, eine ſchoͤne rothe Farbe oder Safft fuͤr die Faͤrber von ſich geben. Man ſamlet ſolche haͤufig in Weſt- Jndien, da ſie ſich auf etlichen Baͤumen, welche den Feigenbaͤu- men gleichen, aufhalten, unter welche die Jndianer ein Tuch aus- breiten, und hernach dieſe Thier- lein herunter ſchuͤtteln, worauf ſie bald ſterben, und dieſes iſt die ſo theure Cochenille. Man beſitzt aber in unſerm Deutſchland eben daſſelbe, und kan ſich an ſeinem Polygono ruͤhmen, an deſſen Wur- tzeln um Johannis rothe Koͤrn- lein gefunden werden, welche eini- ge Johannis-Blut nennen, und viele aberglaͤubiſche Ceremonien damit treiben; ſolche rothe Koͤrn- lein ſind nichts anders, als Ovula oder Eyer kleiner Wuͤrmer, welche bey warmen Sonnenſchein aus- gebruͤtet, und endlich lebendige Wuͤrmlein werden, die einen Blut- oder Purpurfarbenen Safft bey ſich fuͤhren, mit welchem man Seide und Wolle faͤrben kan. Die Tuͤrcken und Armenier faͤrben da- mit Tuͤcher, Seide und Leder, wel- ches ſie Saffian nennen, wie auch ihrer Pferde Maͤhnen und Schweiffe. Coda, Cauda, Bedeutet in der Muſic den Schwantz an den Noten; und ferner auch inſonderheit den An- hang oder die Zugabe in einigen ſogenannten Canonibus infinitis, damit die Stimmen mit einander zugleich aufhoͤren koͤnnen. Codon, Heiſſet 1) ein Gloͤckgen, eine Schel-

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/208>, abgerufen am 21.11.2024.