Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Cor gehen, und nicht mit doppelten,sondern mit einer einfachen Röh- re, gleich den Bassanelli, aber un- ten zugedeckt, und auf der Seite herum etliche Löchlein, dadurch der Resonantz geht. Dem Klang nach könten sie stille Krummhörner genennet werden: dem Chor, aber nicht der Figur nach, wie die Cor- netti muti, Zincken heissen. Sie haben kleine Schlösser oder Cla- ves, und stimmen gleich ein mit dem Chor-Ton, das ist, einen Ton tieffer als der Cammer-Ton. Cornera de Terra, Jst eine gewisse Art Jndiani- Cor sie einmal fassen, sich anhaltenkönnen. Die Wolle unter dem Bauche ist wol 12 bis 14 Zoll lang, auf dem Rücken aber kürtzer und bald gekrauset. Es sind sehr ge- dultige und vortrefflich nützliche Thiere, die sich zu aller Arbeit schicken. Jhr Fleisch schmeckt na- türlich als wie Schöpsen-Fleisch. Jn ihren Magen werden zuweilen allerhand Bezoar-Steine gefun- den, und meldet Dampier, daß er deren einsmals 13 in einem sol- chen Thiere gefunden, von denen einige gantz rauch und ungleich ge- wesen, einige rund, andere lang wie ein Stück Corall, und einige oval, so zwar anfangs alle mit einander grün gesehen, hernach aber Asch grau worden. Sie thun den Spaniern in den Bergwer- cken ungemeine Dienste, immassen sie das Silber von Potosi bis an die am Meer liegende Oerter, durch Wege tragen, welche weder Menschen noch andere Thiere ge- hen können. So bald es des Abends finster worden, wollen sie durchaus nicht mehr arbeiten, las- sen sich auch nicht darzu zwingen: denn, wenn sie sich schon geleget haben, man mag sie schlagen, wie man will, so kan man sie doch nicht aufbringen, ob sie auch gleich den gantzen Tag nicht gearbeitet ha- ben; sie schreyen entweder, oder seuffzen, mehr thun sie nicht. Cornet a bouquin, Jst ein musicalisches Jnstru- Baum-
[Spaltenumbruch] Cor gehen, und nicht mit doppelten,ſondern mit einer einfachen Roͤh- re, gleich den Baſſanelli, aber un- ten zugedeckt, und auf der Seite herum etliche Loͤchlein, dadurch der Reſonantz geht. Dem Klang nach koͤnten ſie ſtille Krummhoͤrner genennet werden: dem Chor, aber nicht der Figur nach, wie die Cor- netti muti, Zincken heiſſen. Sie haben kleine Schloͤſſer oder Cla- ves, und ſtimmen gleich ein mit dem Chor-Ton, das iſt, einen Ton tieffer als der Cammer-Ton. Cornera de Terra, Jſt eine gewiſſe Art Jndiani- Cor ſie einmal faſſen, ſich anhaltenkoͤnnen. Die Wolle unter dem Bauche iſt wol 12 bis 14 Zoll lang, auf dem Ruͤcken aber kuͤrtzer und bald gekrauſet. Es ſind ſehr ge- dultige und vortrefflich nuͤtzliche Thiere, die ſich zu aller Arbeit ſchicken. Jhr Fleiſch ſchmeckt na- tuͤrlich als wie Schoͤpſen-Fleiſch. Jn ihren Magen werden zuweilen allerhand Bezoar-Steine gefun- den, und meldet Dampier, daß er deren einsmals 13 in einem ſol- chen Thiere gefunden, von denen einige gantz rauch und ungleich ge- weſen, einige rund, andere lang wie ein Stuͤck Corall, und einige oval, ſo zwar anfangs alle mit einander gruͤn geſehen, hernach aber Aſch grau worden. Sie thun den Spaniern in den Bergwer- cken ungemeine Dienſte, immaſſen ſie das Silber von Potoſi bis an die am Meer liegende Oerter, durch Wege tragen, welche weder Menſchen noch andere Thiere ge- hen koͤnnen. So bald es des Abends finſter worden, wollen ſie durchaus nicht mehr arbeiten, laſ- ſen ſich auch nicht darzu zwingen: denn, wenn ſie ſich ſchon geleget haben, man mag ſie ſchlagen, wie man will, ſo kan man ſie doch nicht aufbringen, ob ſie auch gleich den gantzen Tag nicht gearbeitet ha- ben; ſie ſchreyen entweder, oder ſeuffzen, mehr thun ſie nicht. Cornet à bouquin, Jſt ein muſicaliſches Jnſtru- Baum-
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Cor
Cor
gehen, und nicht mit doppelten,
ſondern mit einer einfachen Roͤh-
re, gleich den Baſſanelli, aber un-
ten zugedeckt, und auf der Seite
herum etliche Loͤchlein, dadurch
der Reſonantz geht. Dem Klang
nach koͤnten ſie ſtille Krummhoͤrner
genennet werden: dem Chor, aber
nicht der Figur nach, wie die Cor-
netti muti, Zincken heiſſen. Sie
haben kleine Schloͤſſer oder Cla-
ves, und ſtimmen gleich ein mit
dem Chor-Ton, das iſt, einen
Ton tieffer als der Cammer-Ton.
Cornera de Terra,
Jſt eine gewiſſe Art Jndiani-
ſcher Schafe, ſo ohngefehr fuͤnff-
tehalb Fuß hoch ſind, und ein gar
praͤchtiges Anſehen haben. Sie
ſind zahm, daß ſie ſich gerne zaͤu-
men laſſen, und kan eines 2 ſtarcke
Perſonen tragen. Sie gehen ge-
meiniglich einen Zelter oder klei-
nen Galop, ſo lange als der Reu-
ter darauf ſitzet. Jhr Maul iſt
wie an einem Haſen, und ſie be-
wegen beyde Leffzen zugleich, wenn
ſie weiden; im uͤbrigen gleichet
der Kopff dem Kopffe eines Re-
he-Bocks. Die Ohren ſind faſt
wie Eſels-Ohren, der Hals iſt
duͤnne, wie an einem Cameel, und
tragen ihn gerade in die Hoͤhe als
wie die Schwanen. Die Keulen
kommen den Keulen eines wohl-
gewachſenen Dam-Hirſches gleich,
und um den Schwantz ſehen ſie
faſt eben ſo aus. Sie haben ge-
ſpaltene Klauen wie die Schafe,
darzwiſchen aber noch eine, ſo des
Fingers dicke, und ſo ſpitzig iſt,
als eines Adlers. Dieſe befindet
ſich 2 Zoll uͤber dem Orte, wo ſich
das Horn der Klauen theilet, und
dienet ihnen darzu, daß ſie auf die
Felſen klettern, und an alles, was
ſie einmal faſſen, ſich anhalten
koͤnnen. Die Wolle unter dem
Bauche iſt wol 12 bis 14 Zoll lang,
auf dem Ruͤcken aber kuͤrtzer und
bald gekrauſet. Es ſind ſehr ge-
dultige und vortrefflich nuͤtzliche
Thiere, die ſich zu aller Arbeit
ſchicken. Jhr Fleiſch ſchmeckt na-
tuͤrlich als wie Schoͤpſen-Fleiſch.
Jn ihren Magen werden zuweilen
allerhand Bezoar-Steine gefun-
den, und meldet Dampier, daß
er deren einsmals 13 in einem ſol-
chen Thiere gefunden, von denen
einige gantz rauch und ungleich ge-
weſen, einige rund, andere lang
wie ein Stuͤck Corall, und einige
oval, ſo zwar anfangs alle mit
einander gruͤn geſehen, hernach
aber Aſch grau worden. Sie thun
den Spaniern in den Bergwer-
cken ungemeine Dienſte, immaſſen
ſie das Silber von Potoſi bis an
die am Meer liegende Oerter,
durch Wege tragen, welche weder
Menſchen noch andere Thiere ge-
hen koͤnnen. So bald es des
Abends finſter worden, wollen ſie
durchaus nicht mehr arbeiten, laſ-
ſen ſich auch nicht darzu zwingen:
denn, wenn ſie ſich ſchon geleget
haben, man mag ſie ſchlagen, wie
man will, ſo kan man ſie doch nicht
aufbringen, ob ſie auch gleich den
gantzen Tag nicht gearbeitet ha-
ben; ſie ſchreyen entweder, oder
ſeuffzen, mehr thun ſie nicht.
Cornet à bouquin,
Jſt ein muſicaliſches Jnſtru-
ment, einem groſſen Chor in ei-
nem groſſen und weiten Orte zum
Fundament zu dienen, als in de-
nen groſſen Cathedral-Kirchen.
Es iſt eine groſſe Pfeiffe mit 7 Loͤ-
chern. Theils ſind gantz gerade
von einem Stuͤcke Pflaumen-
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