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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Dam
doppelter Stein hernach eine Da-
me genennet wird, und diesen
Vorzug hat, daß selbige hinter
und vor sich agiren und schlagen
kan; mit welchem Ziehen das Spiel
so lange getrieben wird, bis man
seinen Feind völlig aus dem Feld
geschlagen, und seine Steine in
Arrest gebracht.

Dam-Hirsch, Dämlein, Dänn-
Hirsch, Tann-Hirsch,

Jst eine sonderbare Art von Hir-
schen, welche nicht aller Orten,
wie die gemeinen Hirschen, ange-
troffen, und dahero, obwol nicht
gemeiniglich in grosser Herren
Thier-Gärten, doch in andern da-
zu bestimmten sichern Plätzen zur
Rarität gehalten werden, dahin
man sie aus Lieffland, Dänne-
marck und Norwegen bringet, auch
trifft man deren ie zuweilen in
Preussen an. Er ist mittelmäs-
siger Grösse, um ein ziemliches
kleiner, als ein gemeiner Hirsch,
iedoch grösser als ein Rehe-Bock:
Die Farbe des Hirschen sowol als
des Thieres ist gemeiniglich weiß,
man findet aber auch rothgelbe mit
weissen Flecken, gleich denen
Hirsch-Kälbern, wie auch weiß-
und braun-fleckigte. Das Gehör-
ne oder Geweihe, wovon die un-
tersten vier Enden, Augenspros-
sen, das übrige Theil aber, wel-
ches breiter ist, Schauffeln genen-
net werden, wirfft er eben jähr-
lich, wie die andern Hirsche ab,
und setzet solches wieder auf; er
hat auch keine Galle, hingegen ei-
nen längern Bürtzel oder Schweif,
als die grossen haben. Das Thier
setzet zu Ende des May-Monats
seine Jungen, und zwar, wie die
Rehe meistens zwey. Seine
Brunfft geschiehet fast vierzehen
[Spaltenumbruch]

Dam
Tage später, als der andern Hir-
sche, so ist auch seine Stimme zu
solcher Zeit lange nicht so starck,
und verschluckt er solche gleichsam
in der Gurgel. Seine Fährte ist
ebenfalls so zu spüren, wie der
grossen Hirsche; er lässet auch un-
terschiedliche Losung fallen, nach-
dem er Weide oder Gras gehabt.
Er wird viel leichter von Hunden
gefangen, weil er nicht eine so
schnell-lauffende Fährte hat. Sie
halten sich gerne in trockenen Hei-
den im Unterholtze und jungen Ge-
hauen auf, gehen auch nicht so zu
Felde, wie Roth-Wildpret, son-
dern nähren sich im Holtze, von
Gras, Kräutern, Knospen und
Laub von Bäumen: Gehen im
übrigen Truppenweise beysammen,
ausser vom Ende des May an, bis
zu Ende des Augusti. Das Thier,
welches kleiner, als der Hirsch,
führet seine Jungen, wenn sie lauf-
fen können, zu ihres gleichen. Die
Hirsche sondern sich auch nicht da-
von, breiten sich im Geäse von
einander, und thun sich des Ta-
ges beysammen nieder. Wegen
der Sommer-Hitze, und aus
Furcht für denen Bremen, Flie-
gen und Mücken, lassen sie sich
gerne in solchen Ländern finden,
wo es kleine Gebirge und Thäler
giebet, wenigstens suchen sie ihre
Zuflucht im dicken Gebüsche. Die-
ses Wildpret ist nicht so gar wild
als anders: Denn wenn es sich
nieder gethan hat, und vernimmt
etwas, so drücket es sich mit dem
Kopffe vollends auf die Erden,
und wartet ziemlich nahe, alsdenn
fähret es im Dickigten fort und
lauret wieder. Man hat eine son-
derbare natürliche Feindschafft
oder Antipathie zwischen denen
grossen rothen Hirschen, und diesen

Dam-
Q 2

[Spaltenumbruch]

Dam
doppelter Stein hernach eine Da-
me genennet wird, und dieſen
Vorzug hat, daß ſelbige hinter
und vor ſich agiren und ſchlagen
kan; mit welchem Ziehen das Spiel
ſo lange getrieben wird, bis man
ſeinen Feind voͤllig aus dem Feld
geſchlagen, und ſeine Steine in
Arreſt gebracht.

Dam-Hirſch, Daͤmlein, Daͤnn-
Hirſch, Tann-Hirſch,

Jſt eine ſonderbare Art von Hir-
ſchen, welche nicht aller Orten,
wie die gemeinen Hirſchen, ange-
troffen, und dahero, obwol nicht
gemeiniglich in groſſer Herren
Thier-Gaͤrten, doch in andern da-
zu beſtimmten ſichern Plaͤtzen zur
Raritaͤt gehalten werden, dahin
man ſie aus Lieffland, Daͤnne-
marck und Norwegen bringet, auch
trifft man deren ie zuweilen in
Preuſſen an. Er iſt mittelmaͤſ-
ſiger Groͤſſe, um ein ziemliches
kleiner, als ein gemeiner Hirſch,
iedoch groͤſſer als ein Rehe-Bock:
Die Farbe des Hirſchen ſowol als
des Thieres iſt gemeiniglich weiß,
man findet aber auch rothgelbe mit
weiſſen Flecken, gleich denen
Hirſch-Kaͤlbern, wie auch weiß-
und braun-fleckigte. Das Gehoͤr-
ne oder Geweihe, wovon die un-
terſten vier Enden, Augenſproſ-
ſen, das uͤbrige Theil aber, wel-
ches breiter iſt, Schauffeln genen-
net werden, wirfft er eben jaͤhr-
lich, wie die andern Hirſche ab,
und ſetzet ſolches wieder auf; er
hat auch keine Galle, hingegen ei-
nen laͤngern Buͤrtzel oder Schweif,
als die groſſen haben. Das Thier
ſetzet zu Ende des May-Monats
ſeine Jungen, und zwar, wie die
Rehe meiſtens zwey. Seine
Brunfft geſchiehet faſt vierzehen
[Spaltenumbruch]

Dam
Tage ſpaͤter, als der andern Hir-
ſche, ſo iſt auch ſeine Stimme zu
ſolcher Zeit lange nicht ſo ſtarck,
und verſchluckt er ſolche gleichſam
in der Gurgel. Seine Faͤhrte iſt
ebenfalls ſo zu ſpuͤren, wie der
groſſen Hirſche; er laͤſſet auch un-
terſchiedliche Loſung fallen, nach-
dem er Weide oder Gras gehabt.
Er wird viel leichter von Hunden
gefangen, weil er nicht eine ſo
ſchnell-lauffende Faͤhrte hat. Sie
halten ſich gerne in trockenen Hei-
den im Unterholtze und jungen Ge-
hauen auf, gehen auch nicht ſo zu
Felde, wie Roth-Wildpret, ſon-
dern naͤhren ſich im Holtze, von
Gras, Kraͤutern, Knoſpen und
Laub von Baͤumen: Gehen im
uͤbrigen Truppenweiſe beyſammen,
auſſer vom Ende des May an, bis
zu Ende des Auguſti. Das Thier,
welches kleiner, als der Hirſch,
fuͤhret ſeine Jungen, wenn ſie lauf-
fen koͤnnen, zu ihres gleichen. Die
Hirſche ſondern ſich auch nicht da-
von, breiten ſich im Geaͤſe von
einander, und thun ſich des Ta-
ges beyſammen nieder. Wegen
der Sommer-Hitze, und aus
Furcht fuͤr denen Bremen, Flie-
gen und Muͤcken, laſſen ſie ſich
gerne in ſolchen Laͤndern finden,
wo es kleine Gebirge und Thaͤler
giebet, wenigſtens ſuchen ſie ihre
Zuflucht im dicken Gebuͤſche. Die-
ſes Wildpret iſt nicht ſo gar wild
als anders: Denn wenn es ſich
nieder gethan hat, und vernimmt
etwas, ſo druͤcket es ſich mit dem
Kopffe vollends auf die Erden,
und wartet ziemlich nahe, alsdenn
faͤhret es im Dickigten fort und
lauret wieder. Man hat eine ſon-
derbare natuͤrliche Feindſchafft
oder Antipathie zwiſchen denen
groſſen rothen Hirſchen, und dieſen

Dam-
Q 2
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[0263] Dam Dam doppelter Stein hernach eine Da- me genennet wird, und dieſen Vorzug hat, daß ſelbige hinter und vor ſich agiren und ſchlagen kan; mit welchem Ziehen das Spiel ſo lange getrieben wird, bis man ſeinen Feind voͤllig aus dem Feld geſchlagen, und ſeine Steine in Arreſt gebracht. Dam-Hirſch, Daͤmlein, Daͤnn- Hirſch, Tann-Hirſch, Jſt eine ſonderbare Art von Hir- ſchen, welche nicht aller Orten, wie die gemeinen Hirſchen, ange- troffen, und dahero, obwol nicht gemeiniglich in groſſer Herren Thier-Gaͤrten, doch in andern da- zu beſtimmten ſichern Plaͤtzen zur Raritaͤt gehalten werden, dahin man ſie aus Lieffland, Daͤnne- marck und Norwegen bringet, auch trifft man deren ie zuweilen in Preuſſen an. Er iſt mittelmaͤſ- ſiger Groͤſſe, um ein ziemliches kleiner, als ein gemeiner Hirſch, iedoch groͤſſer als ein Rehe-Bock: Die Farbe des Hirſchen ſowol als des Thieres iſt gemeiniglich weiß, man findet aber auch rothgelbe mit weiſſen Flecken, gleich denen Hirſch-Kaͤlbern, wie auch weiß- und braun-fleckigte. Das Gehoͤr- ne oder Geweihe, wovon die un- terſten vier Enden, Augenſproſ- ſen, das uͤbrige Theil aber, wel- ches breiter iſt, Schauffeln genen- net werden, wirfft er eben jaͤhr- lich, wie die andern Hirſche ab, und ſetzet ſolches wieder auf; er hat auch keine Galle, hingegen ei- nen laͤngern Buͤrtzel oder Schweif, als die groſſen haben. Das Thier ſetzet zu Ende des May-Monats ſeine Jungen, und zwar, wie die Rehe meiſtens zwey. Seine Brunfft geſchiehet faſt vierzehen Tage ſpaͤter, als der andern Hir- ſche, ſo iſt auch ſeine Stimme zu ſolcher Zeit lange nicht ſo ſtarck, und verſchluckt er ſolche gleichſam in der Gurgel. Seine Faͤhrte iſt ebenfalls ſo zu ſpuͤren, wie der groſſen Hirſche; er laͤſſet auch un- terſchiedliche Loſung fallen, nach- dem er Weide oder Gras gehabt. Er wird viel leichter von Hunden gefangen, weil er nicht eine ſo ſchnell-lauffende Faͤhrte hat. Sie halten ſich gerne in trockenen Hei- den im Unterholtze und jungen Ge- hauen auf, gehen auch nicht ſo zu Felde, wie Roth-Wildpret, ſon- dern naͤhren ſich im Holtze, von Gras, Kraͤutern, Knoſpen und Laub von Baͤumen: Gehen im uͤbrigen Truppenweiſe beyſammen, auſſer vom Ende des May an, bis zu Ende des Auguſti. Das Thier, welches kleiner, als der Hirſch, fuͤhret ſeine Jungen, wenn ſie lauf- fen koͤnnen, zu ihres gleichen. Die Hirſche ſondern ſich auch nicht da- von, breiten ſich im Geaͤſe von einander, und thun ſich des Ta- ges beyſammen nieder. Wegen der Sommer-Hitze, und aus Furcht fuͤr denen Bremen, Flie- gen und Muͤcken, laſſen ſie ſich gerne in ſolchen Laͤndern finden, wo es kleine Gebirge und Thaͤler giebet, wenigſtens ſuchen ſie ihre Zuflucht im dicken Gebuͤſche. Die- ſes Wildpret iſt nicht ſo gar wild als anders: Denn wenn es ſich nieder gethan hat, und vernimmt etwas, ſo druͤcket es ſich mit dem Kopffe vollends auf die Erden, und wartet ziemlich nahe, alsdenn faͤhret es im Dickigten fort und lauret wieder. Man hat eine ſon- derbare natuͤrliche Feindſchafft oder Antipathie zwiſchen denen groſſen rothen Hirſchen, und dieſen Dam- Q 2

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/263>, abgerufen am 22.11.2024.