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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Dre
litten, so gar daß über die Helffte,
und darunter der schöne grosse
Riesen-Saal abgebrannt ist. Das
Zeughaus ist nach dem zu Venedig
das vornehmste in Europa, und ist
ein solcher Vorrath von allerhand
Kriegs-Rüstung darinnen, daß
man in aller Eil eine Armee von
100000 Mann aus diesem Zeug-
hause ausrüsten kan. Auch ist all-
hier zu sehen die Kunstreiche Ana-
tomie-Cammer, die Hof-Apothec,
das Opern-Ball-Müntz-Löwen-
und Proviant-Haus, der Pul-
ver-Thurn, das Gieß-Lust- und
Jäger-Haus, welches aber der-
mahlen nach Alt-Dreßden oder
Neustadt verleget ist. Jtem das
Rathhaus, die Creutz-Kirche und
andere mehr, und ausser der Stadt
der schöne Lustgarten, welcher im
Umkreis 13200 Ellen hat, allwo
ein unvergleichliches Lust-Haus
mitten im Garten stehet. Und
ausserhalb der Stadt die Jaspis-
Schneid- und Polir-Mühle, der
Bau etc. sind auch sehens werth.
Es ist daselbst auch eine schöne im
Jahre 1726 errichtete Ritter- und
Militair-Academie.

Dresser un cheval,

Heißt ein Pferd abrichten, oder
unterweisen, welches auf verschie-
dene Art und Weise geschiehet:
Ordentlich aber nimmt man ein
Pferd anfänglich aus dem Pas
oder Schritt in Trott, aus dem
Trott in Galop, aus dem Ga-
lop in Radop, hernach in Cour-
betten, und ferner in andere Schu-
len gradatim par haut; dabey be-
dient man sich des Cavezons, der
Trence, des Sprungriemens, der
Reitstangen, des Halseisens, des
Stachels, der Seulen (als des
Fundaments) mit unterschiedli-
chen Führungen der Faust, Hül-
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Dre
fen der Schenckel, Bewegung des
Leibes etc. Und wie diese Dinge
in ihrer gewissen Maaß alle gut,
so können sie auch in gewisser
Exorbitanz alle böse seyn, wenn
nemlich dieselben zu viel oder zu
wenig, und mit Ungedult und Un-
verstand gebraucht werden; dahe-
ro von einem Reuter ein gutes
Judicium in allen erfordert wird.

Dreyklang,

Aus dem musicalischen Drey-
klange kan fast alles gute, welches
die Melodie und Harmonie hat,
hergeleitet werden. Denn nach
dem Grund-Satze des harmoni-
schen Drey-Klanges kan man aus
den zwölf Octav-Gattungen der
diatonisch-chromatischen Klang-
Leiter, durch die Abwechselung
der Tertzen, vier und zwantzig
Ton-Arten heraus bringen, deren
iede ihr absonderliches und eigenes
Wesen, nicht nur in der Höhe und
Tieffe, nach der alten Griechen
Art, sondern auch in der wunder-
samen Vielfältigkeit der Verhält-
nisse darleget. Und hierinnen hat
die heutige Ton-Kunst einen gros-
sen Vorzug vor der uralten sowol
als auch vor der mittlern. Denn
beyde wusten nichts rechtes und
gründliches von dem harmonischen
Dreyklange. voyez Trias har-
monica.

Dreyspännig,

Heißt, wenn man mit dreyen
Pferden fähret, also, daß entwe-
der drey Pferde neben einander,
nemlich zwey an der Deichsel, und
das dritte auf der Wildbahne, ne-
ben dem Hand-Gaul, oder aber
das dritte Pferd vor den beyden
Deichsel-Pferden her, an einem
eintzelnen Ort-Scheit angespannet
ist, u. an den Riemen geleitet wird.

Drey-

[Spaltenumbruch]

Dre
litten, ſo gar daß uͤber die Helffte,
und darunter der ſchoͤne groſſe
Rieſen-Saal abgebrannt iſt. Das
Zeughaus iſt nach dem zu Venedig
das vornehmſte in Europa, und iſt
ein ſolcher Vorrath von allerhand
Kriegs-Ruͤſtung darinnen, daß
man in aller Eil eine Armee von
100000 Mann aus dieſem Zeug-
hauſe ausruͤſten kan. Auch iſt all-
hier zu ſehen die Kunſtreiche Ana-
tomie-Cammer, die Hof-Apothec,
das Opern-Ball-Muͤntz-Loͤwen-
und Proviant-Haus, der Pul-
ver-Thurn, das Gieß-Luſt- und
Jaͤger-Haus, welches aber der-
mahlen nach Alt-Dreßden oder
Neuſtadt verleget iſt. Jtem das
Rathhaus, die Creutz-Kirche und
andere mehr, und auſſer der Stadt
der ſchoͤne Luſtgarten, welcher im
Umkreis 13200 Ellen hat, allwo
ein unvergleichliches Luſt-Haus
mitten im Garten ſtehet. Und
auſſerhalb der Stadt die Jaspis-
Schneid- und Polir-Muͤhle, der
Bau ꝛc. ſind auch ſehens werth.
Es iſt daſelbſt auch eine ſchoͤne im
Jahre 1726 errichtete Ritter- und
Militair-Academie.

Dreſſer un cheval,

Heißt ein Pferd abrichten, oder
unterweiſen, welches auf verſchie-
dene Art und Weiſe geſchiehet:
Ordentlich aber nimmt man ein
Pferd anfaͤnglich aus dem Pas
oder Schritt in Trott, aus dem
Trott in Galop, aus dem Ga-
lop in Radop, hernach in Cour-
betten, und ferner in andere Schu-
len gradatim par haut; dabey be-
dient man ſich des Cavezons, der
Trence, des Sprungriemens, der
Reitſtangen, des Halseiſens, des
Stachels, der Seulen (als des
Fundaments) mit unterſchiedli-
chen Fuͤhrungen der Fauſt, Huͤl-
[Spaltenumbruch]

Dre
fen der Schenckel, Bewegung des
Leibes ꝛc. Und wie dieſe Dinge
in ihrer gewiſſen Maaß alle gut,
ſo koͤnnen ſie auch in gewiſſer
Exorbitanz alle boͤſe ſeyn, wenn
nemlich dieſelben zu viel oder zu
wenig, und mit Ungedult und Un-
verſtand gebraucht werden; dahe-
ro von einem Reuter ein gutes
Judicium in allen erfordert wird.

Dreyklang,

Aus dem muſicaliſchen Drey-
klange kan faſt alles gute, welches
die Melodie und Harmonie hat,
hergeleitet werden. Denn nach
dem Grund-Satze des harmoni-
ſchen Drey-Klanges kan man aus
den zwoͤlf Octav-Gattungen der
diatoniſch-chromatiſchen Klang-
Leiter, durch die Abwechſelung
der Tertzen, vier und zwantzig
Ton-Arten heraus bringen, deren
iede ihr abſonderliches und eigenes
Weſen, nicht nur in der Hoͤhe und
Tieffe, nach der alten Griechen
Art, ſondern auch in der wunder-
ſamen Vielfaͤltigkeit der Verhaͤlt-
niſſe darleget. Und hierinnen hat
die heutige Ton-Kunſt einen groſ-
ſen Vorzug vor der uralten ſowol
als auch vor der mittlern. Denn
beyde wuſten nichts rechtes und
gruͤndliches von dem harmoniſchen
Dreyklange. voyez Trias har-
monica.

Dreyſpaͤnnig,

Heißt, wenn man mit dreyen
Pferden faͤhret, alſo, daß entwe-
der drey Pferde neben einander,
nemlich zwey an der Deichſel, und
das dritte auf der Wildbahne, ne-
ben dem Hand-Gaul, oder aber
das dritte Pferd vor den beyden
Deichſel-Pferden her, an einem
eintzelnen Ort-Scheit angeſpannet
iſt, u. an den Riemen geleitet wird.

Drey-
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[0294] Dre Dre litten, ſo gar daß uͤber die Helffte, und darunter der ſchoͤne groſſe Rieſen-Saal abgebrannt iſt. Das Zeughaus iſt nach dem zu Venedig das vornehmſte in Europa, und iſt ein ſolcher Vorrath von allerhand Kriegs-Ruͤſtung darinnen, daß man in aller Eil eine Armee von 100000 Mann aus dieſem Zeug- hauſe ausruͤſten kan. Auch iſt all- hier zu ſehen die Kunſtreiche Ana- tomie-Cammer, die Hof-Apothec, das Opern-Ball-Muͤntz-Loͤwen- und Proviant-Haus, der Pul- ver-Thurn, das Gieß-Luſt- und Jaͤger-Haus, welches aber der- mahlen nach Alt-Dreßden oder Neuſtadt verleget iſt. Jtem das Rathhaus, die Creutz-Kirche und andere mehr, und auſſer der Stadt der ſchoͤne Luſtgarten, welcher im Umkreis 13200 Ellen hat, allwo ein unvergleichliches Luſt-Haus mitten im Garten ſtehet. Und auſſerhalb der Stadt die Jaspis- Schneid- und Polir-Muͤhle, der Bau ꝛc. ſind auch ſehens werth. Es iſt daſelbſt auch eine ſchoͤne im Jahre 1726 errichtete Ritter- und Militair-Academie. Dreſſer un cheval, Heißt ein Pferd abrichten, oder unterweiſen, welches auf verſchie- dene Art und Weiſe geſchiehet: Ordentlich aber nimmt man ein Pferd anfaͤnglich aus dem Pas oder Schritt in Trott, aus dem Trott in Galop, aus dem Ga- lop in Radop, hernach in Cour- betten, und ferner in andere Schu- len gradatim par haut; dabey be- dient man ſich des Cavezons, der Trence, des Sprungriemens, der Reitſtangen, des Halseiſens, des Stachels, der Seulen (als des Fundaments) mit unterſchiedli- chen Fuͤhrungen der Fauſt, Huͤl- fen der Schenckel, Bewegung des Leibes ꝛc. Und wie dieſe Dinge in ihrer gewiſſen Maaß alle gut, ſo koͤnnen ſie auch in gewiſſer Exorbitanz alle boͤſe ſeyn, wenn nemlich dieſelben zu viel oder zu wenig, und mit Ungedult und Un- verſtand gebraucht werden; dahe- ro von einem Reuter ein gutes Judicium in allen erfordert wird. Dreyklang, Aus dem muſicaliſchen Drey- klange kan faſt alles gute, welches die Melodie und Harmonie hat, hergeleitet werden. Denn nach dem Grund-Satze des harmoni- ſchen Drey-Klanges kan man aus den zwoͤlf Octav-Gattungen der diatoniſch-chromatiſchen Klang- Leiter, durch die Abwechſelung der Tertzen, vier und zwantzig Ton-Arten heraus bringen, deren iede ihr abſonderliches und eigenes Weſen, nicht nur in der Hoͤhe und Tieffe, nach der alten Griechen Art, ſondern auch in der wunder- ſamen Vielfaͤltigkeit der Verhaͤlt- niſſe darleget. Und hierinnen hat die heutige Ton-Kunſt einen groſ- ſen Vorzug vor der uralten ſowol als auch vor der mittlern. Denn beyde wuſten nichts rechtes und gruͤndliches von dem harmoniſchen Dreyklange. voyez Trias har- monica. Dreyſpaͤnnig, Heißt, wenn man mit dreyen Pferden faͤhret, alſo, daß entwe- der drey Pferde neben einander, nemlich zwey an der Deichſel, und das dritte auf der Wildbahne, ne- ben dem Hand-Gaul, oder aber das dritte Pferd vor den beyden Deichſel-Pferden her, an einem eintzelnen Ort-Scheit angeſpannet iſt, u. an den Riemen geleitet wird. Drey-

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/294>, abgerufen am 22.11.2024.