Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.
[Spaltenumbruch] Els gleichsam grün schillernden Rücken,einen weissen Bauch, kurtze Flügel, und einen langen Schwantz, wel- cher gantz anders, als vieler ande- rer Vögel Schwäntze, formirt ist: Denn an selbigen sind, wie bey den Fasanen, die mittlern Federn die längsten, und die übrigen neh- men Stuffenweis ab, so daß die äussersten die kürtzesten sind. Die Elstern horsten gemeiniglich nahe an Dörffern, Flecken und Städ- ten, damit sie nicht weit zu denen Bauer-Höfen und Mist-Stätten haben mögen, woselbst sie aller- hand zu ihrer und ihrer Jungen Nahrung zu suchen gewohnt seyn. Sie brüten des Jahres zweymal, und bringen das erstemal vier bis fünff, bey der andern Brut aber drey bis vier Junge aus. Son- sten hat man angemercket, daß sie ihre Nester oben mit Dornen und Geniste zuwölben, damit sie sowol von andern Vögeln, als vor Un- gewitter und Schlossen gesichert seyn; auf der Seiten aber lassen sie ein rundes Loch, welches so en- ge, daß sie kaum dadurch hin und wieder kriechen können, bey wel- chem Eingang der Land-Mann zu mercken pfleget, wo dasselbige Jahr die meisten Ungewitter her- kommen werden, massen ihnen die Natur lehren soll, diesen Eingang allezeit solchem Strich gegenüber zu machen. Wenn man ihnen die Zunge gelöset, so lernen sie die ih- nen vorgesagte Worte, wie ein Pa- pagey nachsprechen. Jhre Speise ist, so lange sie in der Freyheit sind, ausser obbenannten ihren Raub allerhand Gewürme, verfaulte Wurtzeln, auch in grossen Hun- ger, abgefallenes Obst, Eicheln und andere Früchte; in Vogel- Häusern aber, oder wo sie in Ge- [Spaltenumbruch] Emb mächern herumgehend gehaltenwerden, nehmen sie mit Brot und gekochtem Fleisch vorlieb. Sie ziehen zur Herbst-Zeit, doch blei- ben auch den Winter über viel bey uns. Jhr Fang geschiehet im Ju- lio und Augusto mit einer Eule, die man auf eine Stange unter einen Baum, oder gar in den Baum hinein setzet, und rings umher auf den Aesten des Bau- mes Leim-Spindeln stecket, dar- auf sie, wenn der Vogelsteller zu- mal der Eulen Geschrey nach- ahmet, und sich in einer Hütte verbirget, ziemlich einfallen. Jm October aber braucht es nicht ein- mal einer Eule, sondern man kan nur auf einen Baum Leim-Spin- deln, wenigstens etliche Aeste voll- stecken, unter den Baum sich in einer Hütten verbergen, und einen Vogel (ist es eine Elster, so geht es desto besser an) starck schreyend machen, als ob er umgebracht würde, so fliegen die Elstern häu- fig zu und fället eine nach der an- dern herunter. Eltzenbeer-Baum, s. Elsebeer- Baum. Embarrer, cheval qui s' embarre, Sagt man von einem Pferde, Embaterium, War bey den Spartanern ein Embouchement, Das Blasen mit dem Munde in
[Spaltenumbruch] Elſ gleichſam gruͤn ſchillernden Ruͤcken,einen weiſſen Bauch, kurtze Fluͤgel, und einen langen Schwantz, wel- cher gantz anders, als vieler ande- rer Voͤgel Schwaͤntze, formirt iſt: Denn an ſelbigen ſind, wie bey den Faſanen, die mittlern Federn die laͤngſten, und die uͤbrigen neh- men Stuffenweis ab, ſo daß die aͤuſſerſten die kuͤrtzeſten ſind. Die Elſtern horſten gemeiniglich nahe an Doͤrffern, Flecken und Staͤd- ten, damit ſie nicht weit zu denen Bauer-Hoͤfen und Miſt-Staͤtten haben moͤgen, woſelbſt ſie aller- hand zu ihrer und ihrer Jungen Nahrung zu ſuchen gewohnt ſeyn. Sie bruͤten des Jahres zweymal, und bringen das erſtemal vier bis fuͤnff, bey der andern Brut aber drey bis vier Junge aus. Son- ſten hat man angemercket, daß ſie ihre Neſter oben mit Dornen und Geniſte zuwoͤlben, damit ſie ſowol von andern Voͤgeln, als vor Un- gewitter und Schloſſen geſichert ſeyn; auf der Seiten aber laſſen ſie ein rundes Loch, welches ſo en- ge, daß ſie kaum dadurch hin und wieder kriechen koͤnnen, bey wel- chem Eingang der Land-Mann zu mercken pfleget, wo daſſelbige Jahr die meiſten Ungewitter her- kommen werden, maſſen ihnen die Natur lehren ſoll, dieſen Eingang allezeit ſolchem Strich gegenuͤber zu machen. Wenn man ihnen die Zunge geloͤſet, ſo lernen ſie die ih- nen vorgeſagte Worte, wie ein Pa- pagey nachſprechen. Jhre Speiſe iſt, ſo lange ſie in der Freyheit ſind, auſſer obbenannten ihren Raub allerhand Gewuͤrme, verfaulte Wurtzeln, auch in groſſen Hun- ger, abgefallenes Obſt, Eicheln und andere Fruͤchte; in Vogel- Haͤuſern aber, oder wo ſie in Ge- [Spaltenumbruch] Emb maͤchern herumgehend gehaltenwerden, nehmen ſie mit Brot und gekochtem Fleiſch vorlieb. Sie ziehen zur Herbſt-Zeit, doch blei- ben auch den Winter uͤber viel bey uns. Jhr Fang geſchiehet im Ju- lio und Auguſto mit einer Eule, die man auf eine Stange unter einen Baum, oder gar in den Baum hinein ſetzet, und rings umher auf den Aeſten des Bau- mes Leim-Spindeln ſtecket, dar- auf ſie, wenn der Vogelſteller zu- mal der Eulen Geſchrey nach- ahmet, und ſich in einer Huͤtte verbirget, ziemlich einfallen. Jm October aber braucht es nicht ein- mal einer Eule, ſondern man kan nur auf einen Baum Leim-Spin- deln, wenigſtens etliche Aeſte voll- ſtecken, unter den Baum ſich in einer Huͤtten verbergen, und einen Vogel (iſt es eine Elſter, ſo geht es deſto beſſer an) ſtarck ſchreyend machen, als ob er umgebracht wuͤrde, ſo fliegen die Elſtern haͤu- fig zu und faͤllet eine nach der an- dern herunter. Eltzenbeer-Baum, ſ. Elſebeer- Baum. Embarrer, cheval qui s’ embarre, Sagt man von einem Pferde, Embaterium, War bey den Spartanern ein Embouchement, Das Blaſen mit dem Munde in
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0321"/><cb n="601"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Elſ</hi></hi></fw><lb/> gleichſam gruͤn ſchillernden Ruͤcken,<lb/> einen weiſſen Bauch, kurtze Fluͤgel,<lb/> und einen langen Schwantz, wel-<lb/> cher gantz anders, als vieler ande-<lb/> rer Voͤgel Schwaͤntze, formirt iſt:<lb/> Denn an ſelbigen ſind, wie bey<lb/> den Faſanen, die mittlern Federn<lb/> die laͤngſten, und die uͤbrigen neh-<lb/> men Stuffenweis ab, ſo daß die<lb/> aͤuſſerſten die kuͤrtzeſten ſind. Die<lb/> Elſtern horſten gemeiniglich nahe<lb/> an Doͤrffern, Flecken und Staͤd-<lb/> ten, damit ſie nicht weit zu denen<lb/> Bauer-Hoͤfen und Miſt-Staͤtten<lb/> haben moͤgen, woſelbſt ſie aller-<lb/> hand zu ihrer und ihrer Jungen<lb/> Nahrung zu ſuchen gewohnt ſeyn.<lb/> Sie bruͤten des Jahres zweymal,<lb/> und bringen das erſtemal vier bis<lb/> fuͤnff, bey der andern Brut aber<lb/> drey bis vier Junge aus. Son-<lb/> ſten hat man angemercket, daß ſie<lb/> ihre Neſter oben mit Dornen und<lb/> Geniſte zuwoͤlben, damit ſie ſowol<lb/> von andern Voͤgeln, als vor Un-<lb/> gewitter und Schloſſen geſichert<lb/> ſeyn; auf der Seiten aber laſſen<lb/> ſie ein rundes Loch, welches ſo en-<lb/> ge, daß ſie kaum dadurch hin und<lb/> wieder kriechen koͤnnen, bey wel-<lb/> chem Eingang der Land-Mann zu<lb/> mercken pfleget, wo daſſelbige<lb/> Jahr die meiſten Ungewitter her-<lb/> kommen werden, maſſen ihnen die<lb/> Natur lehren ſoll, dieſen Eingang<lb/> allezeit ſolchem Strich gegenuͤber<lb/> zu machen. Wenn man ihnen die<lb/> Zunge geloͤſet, ſo lernen ſie die ih-<lb/> nen vorgeſagte Worte, wie ein Pa-<lb/> pagey nachſprechen. Jhre Speiſe<lb/> iſt, ſo lange ſie in der Freyheit ſind,<lb/> auſſer obbenannten ihren Raub<lb/> allerhand Gewuͤrme, verfaulte<lb/> Wurtzeln, auch in groſſen Hun-<lb/> ger, abgefallenes Obſt, Eicheln<lb/> und andere Fruͤchte; in Vogel-<lb/> Haͤuſern aber, oder wo ſie in Ge-<lb/><cb n="602"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Emb</hi></hi></fw><lb/> maͤchern herumgehend gehalten<lb/> werden, nehmen ſie mit Brot und<lb/> gekochtem Fleiſch vorlieb. Sie<lb/> ziehen zur Herbſt-Zeit, doch blei-<lb/> ben auch den Winter uͤber viel bey<lb/> uns. Jhr Fang geſchiehet im Ju-<lb/> lio und Auguſto mit einer Eule,<lb/> die man auf eine Stange unter<lb/> einen Baum, oder gar in den<lb/> Baum hinein ſetzet, und rings<lb/> umher auf den Aeſten des Bau-<lb/> mes Leim-Spindeln ſtecket, dar-<lb/> auf ſie, wenn der Vogelſteller zu-<lb/> mal der Eulen Geſchrey nach-<lb/> ahmet, und ſich in einer Huͤtte<lb/> verbirget, ziemlich einfallen. Jm<lb/> October aber braucht es nicht ein-<lb/> mal einer Eule, ſondern man kan<lb/> nur auf einen Baum Leim-Spin-<lb/> deln, wenigſtens etliche Aeſte voll-<lb/> ſtecken, unter den Baum ſich in<lb/> einer Huͤtten verbergen, und einen<lb/> Vogel (iſt es eine Elſter, ſo geht<lb/> es deſto beſſer an) ſtarck ſchreyend<lb/> machen, als ob er umgebracht<lb/> wuͤrde, ſo fliegen die Elſtern haͤu-<lb/> fig zu und faͤllet eine nach der an-<lb/> dern herunter.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Eltzenbeer-Baum, ſ. Elſebeer-<lb/> Baum.</hi> </head> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Embarrer, cheval qui s’<lb/> embarre,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Sagt man von einem Pferde,<lb/> das ſich im Stall an den Stand-<lb/> Baͤumen die Schenckel zerſchlaͤgt,<lb/> welches gemeiniglich die geilen<lb/> Stuten thun.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Embaterium,</hi> </hi> </head><lb/> <p>War bey den Spartanern ein<lb/> fuͤr Pfeiffen geſetzter Marſch, wor-<lb/> nach die Soldaten ihre Schritte<lb/> einrichteten.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Embouchement,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Das Blaſen mit dem Munde<lb/> <fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0321]
Elſ
Emb
gleichſam gruͤn ſchillernden Ruͤcken,
einen weiſſen Bauch, kurtze Fluͤgel,
und einen langen Schwantz, wel-
cher gantz anders, als vieler ande-
rer Voͤgel Schwaͤntze, formirt iſt:
Denn an ſelbigen ſind, wie bey
den Faſanen, die mittlern Federn
die laͤngſten, und die uͤbrigen neh-
men Stuffenweis ab, ſo daß die
aͤuſſerſten die kuͤrtzeſten ſind. Die
Elſtern horſten gemeiniglich nahe
an Doͤrffern, Flecken und Staͤd-
ten, damit ſie nicht weit zu denen
Bauer-Hoͤfen und Miſt-Staͤtten
haben moͤgen, woſelbſt ſie aller-
hand zu ihrer und ihrer Jungen
Nahrung zu ſuchen gewohnt ſeyn.
Sie bruͤten des Jahres zweymal,
und bringen das erſtemal vier bis
fuͤnff, bey der andern Brut aber
drey bis vier Junge aus. Son-
ſten hat man angemercket, daß ſie
ihre Neſter oben mit Dornen und
Geniſte zuwoͤlben, damit ſie ſowol
von andern Voͤgeln, als vor Un-
gewitter und Schloſſen geſichert
ſeyn; auf der Seiten aber laſſen
ſie ein rundes Loch, welches ſo en-
ge, daß ſie kaum dadurch hin und
wieder kriechen koͤnnen, bey wel-
chem Eingang der Land-Mann zu
mercken pfleget, wo daſſelbige
Jahr die meiſten Ungewitter her-
kommen werden, maſſen ihnen die
Natur lehren ſoll, dieſen Eingang
allezeit ſolchem Strich gegenuͤber
zu machen. Wenn man ihnen die
Zunge geloͤſet, ſo lernen ſie die ih-
nen vorgeſagte Worte, wie ein Pa-
pagey nachſprechen. Jhre Speiſe
iſt, ſo lange ſie in der Freyheit ſind,
auſſer obbenannten ihren Raub
allerhand Gewuͤrme, verfaulte
Wurtzeln, auch in groſſen Hun-
ger, abgefallenes Obſt, Eicheln
und andere Fruͤchte; in Vogel-
Haͤuſern aber, oder wo ſie in Ge-
maͤchern herumgehend gehalten
werden, nehmen ſie mit Brot und
gekochtem Fleiſch vorlieb. Sie
ziehen zur Herbſt-Zeit, doch blei-
ben auch den Winter uͤber viel bey
uns. Jhr Fang geſchiehet im Ju-
lio und Auguſto mit einer Eule,
die man auf eine Stange unter
einen Baum, oder gar in den
Baum hinein ſetzet, und rings
umher auf den Aeſten des Bau-
mes Leim-Spindeln ſtecket, dar-
auf ſie, wenn der Vogelſteller zu-
mal der Eulen Geſchrey nach-
ahmet, und ſich in einer Huͤtte
verbirget, ziemlich einfallen. Jm
October aber braucht es nicht ein-
mal einer Eule, ſondern man kan
nur auf einen Baum Leim-Spin-
deln, wenigſtens etliche Aeſte voll-
ſtecken, unter den Baum ſich in
einer Huͤtten verbergen, und einen
Vogel (iſt es eine Elſter, ſo geht
es deſto beſſer an) ſtarck ſchreyend
machen, als ob er umgebracht
wuͤrde, ſo fliegen die Elſtern haͤu-
fig zu und faͤllet eine nach der an-
dern herunter.
Eltzenbeer-Baum, ſ. Elſebeer-
Baum.
Embarrer, cheval qui s’
embarre,
Sagt man von einem Pferde,
das ſich im Stall an den Stand-
Baͤumen die Schenckel zerſchlaͤgt,
welches gemeiniglich die geilen
Stuten thun.
Embaterium,
War bey den Spartanern ein
fuͤr Pfeiffen geſetzter Marſch, wor-
nach die Soldaten ihre Schritte
einrichteten.
Embouchement,
Das Blaſen mit dem Munde
in
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/321 |
| Zitationshilfe: | Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/321>, abgerufen am 22.11.2024. |
