Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Flu nicht mit Ziffern, sondern mitBuchstaben gezeichnet ist. Ein beflügelter Wald ist ein Wald, der mit denen zur Jagd dienenden ge- hauenen Flügeln versehen ist. Flügel-Horn, Jst ein schlechtes einfaches u. alt- Flüßige oder trieffende Augen, Eine Augen-Beschwerde der Flug- und Lauff-Schiessen, Jst eine durch fleißige Uibung Flu Lust, als gute Wirthschafft zu hal-ten, zumal, wenn in der Brut- oder Lege-Zeit alte Hüner unbe- sonnen geschossen, dadurch gantze Völcker verderbt, erschreckt und scheue gemacht werden, daß sie hernach mit keinem Treibe-Zeug mehr zu bekommen; so werden auch mit dem Flug-Schiessen öff- ters viele Vögel getroffen, die nicht gleich fallen, und dennoch unnützlicher Weise verderben müs- sen: Dem ohngeachtet ist es heut zu Tage grand mode worden, wie es denn auch an sich selbst vor ein edles und schönes Exercitium zu halten ist, wenn nur kein Miß- brauch mit unterläufft. Derjeni- ge, welcher ein guter Flug- oder Lufft-Schütze werden will, muß sich anfänglich fleißig mit Dunst üben, eine still-flatternde Lerche in der Lufft zu treffen, nachgehends ferner versuchen, die nach einem rothen Hündlein an morastigen Wiesen langsam fliegende Kibitze, oder auch Krähen u. d. g. im Fluge zu schiessen, da er denn gewahr wer- den wird, daß ein mit Flügeln aus- gebreiteter Vogel u. ausgestrecktes laufendes Wild leichter zu treffen sey, als ein sitzender Vogel oder drückender Hase, welches ein klei- ner Klump, und leichte gefehlet werden kan. Es muß aber die Flinte allezeit gespannt und fertig seyn, auch mit steter und firmer Faust, und scharffem Gesichte pa- rat gehalten werden; hiernächst muß man, wenn etwas aufge- stossen, augenblicklich anschlagen, das Korn und flüchtige Wild zu- sammen fassen, und wohin die Flucht mit dem Kopff gehen soll, nachdem es langsam oder schnell flieget, eine halbe Elle, oder eine Spanne und dergleichen vor- halten, C c 2
[Spaltenumbruch] Flu nicht mit Ziffern, ſondern mitBuchſtaben gezeichnet iſt. Ein befluͤgelter Wald iſt ein Wald, der mit denen zur Jagd dienenden ge- hauenen Fluͤgeln verſehen iſt. Fluͤgel-Horn, Jſt ein ſchlechtes einfaches u. alt- Fluͤßige oder trieffende Augen, Eine Augen-Beſchwerde der Flug- und Lauff-Schieſſen, Jſt eine durch fleißige Uibung Flu Luſt, als gute Wirthſchafft zu hal-ten, zumal, wenn in der Brut- oder Lege-Zeit alte Huͤner unbe- ſonnen geſchoſſen, dadurch gantze Voͤlcker verderbt, erſchreckt und ſcheue gemacht werden, daß ſie hernach mit keinem Treibe-Zeug mehr zu bekommen; ſo werden auch mit dem Flug-Schieſſen oͤff- ters viele Voͤgel getroffen, die nicht gleich fallen, und dennoch unnuͤtzlicher Weiſe verderben muͤſ- ſen: Dem ohngeachtet iſt es heut zu Tage grand mode worden, wie es denn auch an ſich ſelbſt vor ein edles und ſchoͤnes Exercitium zu halten iſt, wenn nur kein Miß- brauch mit unterlaͤufft. Derjeni- ge, welcher ein guter Flug- oder Lufft-Schuͤtze werden will, muß ſich anfaͤnglich fleißig mit Dunſt uͤben, eine ſtill-flatternde Lerche in der Lufft zu treffen, nachgehends ferner verſuchen, die nach einem rothen Huͤndlein an moraſtigen Wieſen langſam fliegende Kibitze, oder auch Kraͤhen u. d. g. im Fluge zu ſchieſſen, da er denn gewahr wer- den wird, daß ein mit Fluͤgeln aus- gebreiteter Vogel u. ausgeſtrecktes laufendes Wild leichter zu treffen ſey, als ein ſitzender Vogel oder druͤckender Haſe, welches ein klei- ner Klump, und leichte gefehlet werden kan. Es muß aber die Flinte allezeit geſpannt und fertig ſeyn, auch mit ſteter und firmer Fauſt, und ſcharffem Geſichte pa- rat gehalten werden; hiernaͤchſt muß man, wenn etwas aufge- ſtoſſen, augenblicklich anſchlagen, das Korn und fluͤchtige Wild zu- ſammen faſſen, und wohin die Flucht mit dem Kopff gehen ſoll, nachdem es langſam oder ſchnell flieget, eine halbe Elle, oder eine Spanne und dergleichen vor- halten, C c 2
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Flu
Flu
nicht mit Ziffern, ſondern mit
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befluͤgelter Wald iſt ein Wald, der
mit denen zur Jagd dienenden ge-
hauenen Fluͤgeln verſehen iſt.
Fluͤgel-Horn,
Jſt ein ſchlechtes einfaches u. alt-
vaͤteriſches meßingnes Horn, wel-
ches bey einem Jagen von denen
Fluͤgel-Meiſtern, das iſt von de-
nen auf dem rechten und lincken
Fluͤgeln commandirenden Jaͤgern
gefuͤhret wird.
Fluͤßige oder trieffende
Augen,
Eine Augen-Beſchwerde der
Pferde. Man machet dieſelbe tro-
cken, wenn im abnehmenden
Monden fruͤh morgens dem Pfer-
de, ehe man es noch gefuͤttert oder
getraͤncket, die Augenbraunen mit
einem Spitzzaͤnglein ausgeraufft
werden. Man nimmet auch 2
Loth Saltz, 2 Loth Vitriol, und 2
Maaß-Kannen friſch Brunnen-
Waſſer, thut dieſes alles in ein
Glas, laͤßt es an der Sonnen de-
ſtilliren; wenn man ſolches brau-
chen will, ruͤhret man es wohl un-
ter einander, und ſtreichet es alle
Tage einmal einem mit dieſem
Augen-Gebrechen behaffteten
Pferde mit der Feder in die Au-
gen.
Flug- und Lauff-Schieſſen,
Jſt eine durch fleißige Uibung
erlangte Fertigkeit, das Feder-
Wildpret im Flug, und etwan ei-
nen Haſen oder anderes vierfuͤßi-
ges Wild im Lauff zu ſchieſſen.
Was das Flug-Schieſſen, wel-
ches auch von einigen das Lufft-
Schieſſen genennet wird, anbelan-
get, ſo iſt ſolches mehr fuͤr eine
Luſt, als gute Wirthſchafft zu hal-
ten, zumal, wenn in der Brut-
oder Lege-Zeit alte Huͤner unbe-
ſonnen geſchoſſen, dadurch gantze
Voͤlcker verderbt, erſchreckt und
ſcheue gemacht werden, daß ſie
hernach mit keinem Treibe-Zeug
mehr zu bekommen; ſo werden
auch mit dem Flug-Schieſſen oͤff-
ters viele Voͤgel getroffen, die
nicht gleich fallen, und dennoch
unnuͤtzlicher Weiſe verderben muͤſ-
ſen: Dem ohngeachtet iſt es heut
zu Tage grand mode worden, wie
es denn auch an ſich ſelbſt vor ein
edles und ſchoͤnes Exercitium zu
halten iſt, wenn nur kein Miß-
brauch mit unterlaͤufft. Derjeni-
ge, welcher ein guter Flug- oder
Lufft-Schuͤtze werden will, muß
ſich anfaͤnglich fleißig mit Dunſt
uͤben, eine ſtill-flatternde Lerche in
der Lufft zu treffen, nachgehends
ferner verſuchen, die nach einem
rothen Huͤndlein an moraſtigen
Wieſen langſam fliegende Kibitze,
oder auch Kraͤhen u. d. g. im Fluge
zu ſchieſſen, da er denn gewahr wer-
den wird, daß ein mit Fluͤgeln aus-
gebreiteter Vogel u. ausgeſtrecktes
laufendes Wild leichter zu treffen
ſey, als ein ſitzender Vogel oder
druͤckender Haſe, welches ein klei-
ner Klump, und leichte gefehlet
werden kan. Es muß aber die
Flinte allezeit geſpannt und fertig
ſeyn, auch mit ſteter und firmer
Fauſt, und ſcharffem Geſichte pa-
rat gehalten werden; hiernaͤchſt
muß man, wenn etwas aufge-
ſtoſſen, augenblicklich anſchlagen,
das Korn und fluͤchtige Wild zu-
ſammen faſſen, und wohin die
Flucht mit dem Kopff gehen ſoll,
nachdem es langſam oder ſchnell
flieget, eine halbe Elle, oder eine
Spanne und dergleichen vor-
halten,
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